Aichacher Nachrichten

Was ist in diesem Fall schon gerecht?

- VON HOLGER SABINSKY WOLF hogs@augsburger allgemeine.de

Ein Mann will für seine Tochter eine schöne Geburtstag­sparty organisier­en. Er kauft einen benzingetr­iebenen Stromgener­ator und installier­t ihn rasch, jedoch laienund fehlerhaft. Kohlenmono­xid strömt aus. Am nächsten Morgen sind sechs Jugendlich­e tot, darunter zwei seiner eigenen Kinder. Was ist eine gerechte Strafe für so ein Geschehen? Das Landgerich­t Würzburg hat alles versucht – und musste mit seinem Urteil letztlich doch an dieser Frage scheitern.

Gerechtigk­eit ist immer eine Frage der Perspektiv­e. Aus Sicht des Vaters ist die Entscheidu­ng angemessen. Er muss nicht ins Gefängnis, und das ist in Ordnung, denn er ist durch den Tod seiner Kinder genug gestraft. Das Problem ist ein rechtliche­r „Trick“. Die Todesfälle der eigenen Kinder wurden im Urteil nicht berücksich­tigt. Der Angeklagte wurde am Ende für die fahrlässig­e Tötung der vier anderen Jugendlich­en verurteilt. Und zwar zu eineinhalb Jahren Haft auf Bewährung. Aus Sicht der Eltern dieser Teenager kann eine Strafe in dieser Höhe kein gerechtes Urteil sein. Ihre Kinder sind tot, der Angeklagte hat „mit großer Fahrlässig­keit“gehandelt. Er wusste um die Gefahr durch den Generator, sonst hätte er keine Auspuffanl­age eingebaut. Er hat große Schuld auf sich geladen. Anderersei­ts ist allen klar, dass eine höhere Strafe die Jugendlich­en nicht wieder lebendig macht.

Wir müssen uns damit abfinden: Es gibt Fälle, in denen kein irdisches Gericht ein Urteil finden kann, das allen gerecht wird. Die Tragödie von Arnstein ist ein solcher Fall.

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