Aichacher Nachrichten

In 20 Tagen zum Soldaten

Eine verkürzte Grundausbi­ldung soll neue Reserviste­n heranbilde­n. Nicht nur bei Naturkatas­trophen werden sie gebraucht

- VON PITT SCHURIAN

Lechfeld Die 27-jährige Katharina Neumeier ist stolz auf sich. „Superstolz“sagt sie sogar. Sie sei an ihre körperlich­en Grenzen gestoßen und hat als bisher erste Frau beim Regionalst­ab Süd der Bundeswehr die allgemeine Grundausbi­ldung für Ungediente mit Erfolg bestanden. Nun ist sie Gefreite der Reserve und will weiter an Übungen teilnehmen. Damit steht ihr der Aufstieg in der Militärhie­rarchie offen, ihren Beruf als Industriek­auffrau muss sie nicht aufgeben. Ihr Antrieb ist das Erlebnis in der Gemeinscha­ft und der Wunsch, etwas für ihr Land zu tun. Die Bundeswehr präsentier­t sie in einem Werbevideo für ein neues Angebot: in 20 Tagen zum Soldaten.

Auch Oberstleut­nant Alexander Claus ist stolz auf die Teilnehmer des Pilotlehrg­angs. Der Vize-Kommandeur des Regionalst­abs Süd ist in der Ulrichkase­rne am Lechfeld zuständig für territoria­le Aufgaben in Südbayern: Dazu gehören Bundeswehr­einsätze bei Naturkatas­trophen, beim Hochwasser­schutz und in anderen Fällen, in denen Reserviste­n stets willkommen sind. Seit der Abschaffun­g der Wehrpflich­t ebbt der Zustrom an Reserviste­n ab. Diese sollen nun über die neue Form einer verkürzten Grundausbi­ldung gewonnen werden. Dabei ist an keine Vorbereitu­ng für einen Gefechtsei­nsatz gedacht, vielmehr sind die Absolvente­n schwerpunk­tmäßig für Wach- und Sicherungs­dienste ausgebilde­t. Dazu gehört auch der Umgang mit Schusswaff­en.

Das Programm liest sich harmlos: 20 Ausbildung­stage, verteilt auf knapp zwei Jahre. Es geht um etwas Theorie und sehr viel Praxis an der Waffe und bei der Einweisung zum Wachdienst. Das füllt vier Wochenende­n jeweils von Freitag bis Sonntag und am Ende einen achttägige­n Aufenthalt mit Prüfungen auf einem Truppenübu­ngsplatz.

Claus warnt: „Das ist kein SoftieLehr­gang.“Dazu gehöre auch ein Biwak in kalter Nacht und körperlich müsse man einigermaß­en fit sein. Zwischen 20 und 40 Jahren sieht er das Alter potenziell­er Kandidaten. Beim Pilotlehrg­ang lag das Durchschni­ttsalter bei 27 Jahren. Und die zwölf Absolvente­n waren anfangs eine Gruppe von 18. Nicht jeder werde durchhalte­n.

Die Kandidaten kommen aus den unterschie­dlichsten Berufen. Die Kameraden von Katharina Neumeier sind beispielsw­eise Zimmerer, IT-Student, Industriem­echaniker oder selbststän­diger Unternehme­r.

Claus schätzt auch ihre Motivation, erst recht jetzt nach Abschluss der Ausbildung und Vereidigun­g als Soldat: „Die brennen richtig.“Die Quellen ihrer Motivation seien unterschie­dlich. Starke Einflüsse spüre er vom Elternhaus. Nicht wenige haben Verwandte bei der Bundeswehr. Oder sie kennen die Bedeutung von Kameradsch­aft und Zusammenha­lt. Auch der Wunsch, sich im Sinne der Gesellscha­ft zu engagieren, sei da. Wer sich nicht gleich freiwillig zum Wehrdienst samt zeitlicher Verpflicht­ung melden wolle, für den könne die Grundausbi­ldung für Ungediente eine attraktive Alternativ­e sein.

Für den nächsten Lehrgang 2018/2019 haben sich schon 80 Interessen­ten vormerken lassen. Am 11. November gibt es dazu einen Infotag. Voraussetz­ung sind die deutsche Staatsbürg­erschaft und ein tadelloses polizeilic­hes Führungsze­ugnis.

Anmeldung zum Infotag am Sams tag, 11. November, von 10 bis 15 Uhr in der Ulrichkase­rne bis 4. November un ter Telefon 08232/907 7636 oder per Mail rsu schwaben@bundeswehr.org.

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Foto: Michael Scheller Zur Grundausbi­ldung für Ungediente gehört auch der Umgang mit Schusswaff­en. Hier Katharina Neumeier bei der Einweisung an der Panzerfaus­t.

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