Trinken Sie Kaffee aus Einwegbechern?
Eine 46-Jährige ist angeklagt, da sie einem Mann immer wieder nachgestellt haben soll. Vor Gericht allerdings kommen Zweifel auf
Wie ein Jäger sammelt ein Stalker Informationen über sein Opfer, um es stellen zu können. Meist sind es Männer, die der Nachstellung beschuldigt werden und irgendwann vor Gericht stehen. Nicht so in dem Fall, der vor dem Amtsgericht angeklagt ist. Eine Frau, 46, soll ihrem Liebhaber, der sie wegen einer anderen Frau verlassen hatte, monatelang verfolgt und mit Telefonanrufen bombardiert haben. Demnach überwachte die Angeklagte den 34-Jährigen praktisch rund um die Uhr: Nachts durch dutzende Tele- fonanrufe bei dem Paar und tagsüber an seiner Arbeitsstelle, einer Pizzeria, wo sie stundenlang wartete, um ihn beim Verlassen abzupassen. Sie stellte sich auch vor sein Auto, um ihn am Wegfahren zu hindern. Der 34-Jährige wusste sich schließlich nicht mehr anders zu helfen und erstattete Strafanzeige.
Doch als die Frau jetzt vor Gericht steht, wird der Prozess umgehend wieder ausgesetzt. Die Polizei muss ihre Ermittlungen wieder aufnehmen. Denn Staatsanwältin und Amtsrichter zeigen erkennbare Zweifel, ob die Vorwürfe so zutreffen. „Alles gelogen“, behauptet die Angeklagte, die im schicken weißen Pulli neben ihrem Anwalt sitzt. Triumphierend hält sie Richter Philipp Meyer ihr Handy entgegen. Darin seien Chats und Nachrichten abgespeichert, die sie und der 34-Jährige nach der behaupteten Trennung ausgetauscht hätten. „Es sind mehr als 1000“, sagt sie. Einige Kontakte hat sie für das Gericht protokolliert, auf Türkisch. Bevor ein Dolmetscher sie übersetzt, fügt sie noch hinzu: „Wir hatten immer wieder Geschlechtsverkehr.“
Nach der Angeklagten sagt ihr Landsmann aus, als Zeuge und Opfer. „Sie war überall“, sagt der 34-Jährige und schildert die Vorfälle, wie sie in der Anklage stehen. Doch dann wird es für den Zeugen heikel. Hat er mit der Angeklagten noch nach der behaupteten Trennung Sex gehabt? Vage fällt die Antwort aus. „Vielleicht einmal“, sagt er. Auf bohrende Nachfragen von Richter Meyer und der Staatsanwältin erinnert er sich, wo es gewesen ist. Im Auto auf einem Parkplatz im Bärenkeller. Die Angeklagte habe ihm versprochen gehabt, es sei das letzte Mal, dann lasse sie ihn in Ruhe. Und gab es nicht doch weitere Male? „Ich weiß es nicht“, erwidert der Zeuge. Zweifel bleiben, mindestens bis zum neuen Prozess.