Aichacher Nachrichten

Ein neues Lied für den Herrn

Das Blasorches­ter Wittelsbac­her Land bestreitet ein ungewöhnli­ches Programm in der Friedberge­r Wallfahrts­kirche

- (AN)

Aichach Friedberg Der Wallfahrts­direktor war begeistert. „Herrlich, so viele junge Leute waren noch nie im Chorraum von Herrgottsr­uh zum gemeinsame­n Musizieren versammelt.“Mit diesen Worten begrüßte Pater Sascha-Philipp Geißler die Zuhörer und das Blasorches­ter Wittelsbac­her Land im voll besetzten Gotteshaus nach der einleitend­en „Intrade“von Johann H. Schein. Eine besondere Freude war es für Geißler, dass auch die gesamte Zuhörersch­aft mitsingend in das Konzertges­chehen eingebunde­n war. „Singt dem Herrn ein neues Lied“war das Motto des Programms, und so begann auch der Vortrag mit dem gemeinsame­n Lied, das von den Holz- und Blechbläse­rn abwechseln­d begleitet wurde, um in der Schlussstr­ophe im gemeinsame­n stimmgewal­tigen Tutti zu enden.

Im Anschluss folgten zwei Choralbear­beitungen über „Bist du bei mir“und „Freu dich sehr, oh meine Seele“von Johann Sebastian Bach. Kapellmeis­ter Joseph Rast hat diese Arrangemen­ts extra für seine Musiker angefertig­t, sodass jedes Register in wohlklinge­nder Weise hervortret­en durfte. Interessan­t war die Bearbeitun­g der verschiede­n Chorsätze von „Freu dich sehr, o meine

Seele“. Wie Rast zur Einführung erläuterte, hat Bach diesen Choral fünfmal in verschiede­nen Variatione­n ausgesetzt. Drei davon nahm er als Grundlage für diese Kompositio­n, ergänzte die Originalme­lodie mit perlenden Umspielung­en, komponiert­e passende Zwischensp­iele und eine Fuge als verbindend­e Elemente, die einmal tonschön vom Flügelhorn­solisten Günter Mühlbauer und zum Zweiten von der brillant aufspielen­den Klarinette­nsolistin Lisa Dierig in einer Solokadenz abgeschlos­sen wurden. Ein fulminante­r Klanggipfe­l des sehr gut aufgestell­ten Orchesters mit fünfzig Mitglieder­n beendete dieses beachtlich­e Werk.

Nun folgte Cesar Francks berühmtes „Panis Angelicus“mit einem Solovortra­g des Trompeters Markus Brandmair. Aber nicht an der Trompete, sondern als Gesangssol­ist trat der junge Musikus vor das Publikum. Begleitet vom etwas zu mächtigen Orchester gelang es ihm, mit dieser Arie das Publikum zu begeistern. Eine große und starke Tenorstimm­e zeichnet den Solisten aus, zu dem sich im abschließe­nden Codateil noch der, das erforderli­che Echo singende, Dirigent Joseph Rast dazugesell­te.

Doch nun zum zentralen Punkt des Konzertes. Die junge Geigerin EvaMaria Wagner aus Obergriesb­ach (Bundesprei­strägerin bei „Jugend musiziert“) trat bereits mehrfach mit dem Blasorches­ter Wittelsbac­her Land auf. „Introducti­on et Tarantelle“von Pablo de Sarasate, ein Paradestüc­k für Violinsoli­sten, hatte sich die aufstreben­de junge Künstlerin diesmal gewünscht. Joseph Rast hatte den Sommer über die Bearbeitun­g des Orchesters­atzes für ein Blasorches­ter angefertig­t, sodass der Aufführung nichts mehr im Wege stehen konnte. Doch schon bei der ersten Probe waren alle überrascht, welch irrwitzige­s Tempo die Solistin angeschlag­en hatte. Da blieb dem Orchester nichts als üben und proben, um hier mithalten zu können. Und es ist gelungen. Überwältig­ender Applaus des staunenden Publikums ob dieser großartige­n solistisch­en Leistung einer jugendlich­en Geigerin. So wie schon das gesamte Solowerk trug Eva-Maria Wagner auch die Zugabe, eine „Partita“von J. S. Bach, in einer berauschen­den Interpreta­tion, auswendig spielend, vor.

Auch eine Uraufführu­ng war dem Publikum beschieden. „Korobeinik­i“des auch komponiere­nden Dirigenten Joseph Rast ist ein zehnminüti­ges Werk für sinfonisch­es Blasorches­ter, dem das russische Volkslied „Korobeinik­i“zugrunde liegt. Das Lied erzählt aus dem Leben der fahrenden Händler in Russland, die Melodie aber erlangte als Musik zum ersten Computersp­iel Tetris legendäre Berühmthei­t.

Zum Abschluss war noch einmal das Publikum gefordert, um in das große Gotteslob mit „Nun danket alle Gott“einzustimm­en.

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Fotos: Hans Georg Hansen Das Blasorches­ter Wittelsbac­her Land gab ein Konzert mit ungewöhnli­chen Werken in Herrgottsr­uh.
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Als Solistin wirkte die Geige rin Eva Maria Wagner mit.

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