Neues Kinderhaus kostet fast sechs Millionen
Rehlinger Gemeinderäte müssen schwer schlucken, als die neue Kostenschätzung vorliegt. Im Gremium wird über Einsparmöglichkeiten diskutiert – allerdings nicht sehr lange. Am Ende gibt es einen Beschluss mit klarer Mehrheit
Rehling Die Rehlinger bekommen bis zum Herbst 2019 einen schönen, dafür aber auch sehr teuren Kindergarten. Dies ist sowohl die positive als auch negative Erkenntnis aus der jüngsten Gemeinderatssitzung. Dabei stellten die Architekten das endgültige Planungskonzept (siehe eigenen Bericht) und – was für viele noch viel wichtiger war – die Kostenschätzung vor. Sie beläuft sich auf 5,917 Millionen Euro. Der Kindergarten wird damit die bislang teuerste Baumaßnahme Rehlings.
Bei der unerwartet hohen Summe mussten viele Räte kräftig durchatmen. „Das müssen wir erst einmal sacken lassen“, lautete der Tenor im Gremium. Denn gegenüber der Kostenschätzung vom Juni mit 5,3 Millionen Euro war die Steigerung mehr als deutlich. Dabei waren viele Gemeinderäte schon damals er- schrocken über den Betrag. Allein das Bauwerk wird auf rund 2,6 Millionen Euro geschätzt, die Technik auf eine knappe Million und die Nebenkosten auf 785000 Euro. Die Außenanlagen schlagen mit rund 440 000 Euro zu Buche.
Die Architekten Thomas Glogger und Hubert Blasi vom Büro 3+Architekten glogger.müllert.blasi aus Augsburg versuchten, die Teuerung zu erklären. Mit verantwortlich seien starke Veränderungen im Kellerbereich. Auch die technische Versorgung bei Sanitär- und Elektroanlagen, die wesentlich aufwendigere Lüftungsanlage, zusätzliche Parkplätze im Westen der Schule für das Personal und Massenmehrungen im Außenbereich nannten die Fachleute als Ursachen.
Ignaz Strobl bewegte eine andere Frage: „Wie sollen wir diese Summe den Bürgern erklären?“Sowohl die Planer als auch Bürgermeister Alfred Rappel versuchten zu beschwichtigen. Zudem verwiesen sie auf rund 1,8 Millionen Euro, die als Zuschuss in Aussicht stehen. Vielleicht sogar mehr, so Rappel.
Auch Katharina Jakob wollte „so auf die Schnelle“keine Zustimmung geben. Philipp Hörmann sprach von einer nicht akzeptablen Steigerung der Kosten. Die Mehrungen hätte ein so renommiertes Planungsbüro schon im Juni erkennen müssen, lautete seine Meinung. Dem widersprachen aber die Planer. Die Änderungen seien nicht vorhersehbar gewesen. Auf die Frage der Gemeinderäte nach Einsparmöglichkeiten erklärten die Architekten, dass das Gebäude zweifelsohne ein Zweckbau sei, der nur das vorsehe, was nützlich und sinnvoll sei. Die Ausrüstungsdetails seien mit der Kindergartenleitung festgelegt worden.
Im Rat kam auch zur Sprache, dass man schon vor einem Jahr das von den Planern vorgelegte Konzept für gut befunden habe. Ziel sei ein moderner Kindergarten mit Platz für rund 150 Kinder, also sechs Gruppen, gewesen mit einer eigenen Küche. Ignaz Strobl erinnerte an den Wunsch des Rates, die Gemeindebücherei oder einen für die Allgemeinheit nutzbaren Mehrzweckraum einzuplanen. Das habe Ausmaße und Kosten hochgeschraubt. „Deshalb müssen wir den Leuten klar erklären, dass hier ein Haus nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Belange und zum Nutzen der Gemeinde entsteht“, so Strobl.
Silvia Huber wollte wissen, ob man denn in zwei bis drei Jahren überhaupt noch Platz für sechs Gruppen brauche. Weitere Diskussionen über Einsparungen wurden aber schnell abgewürgt. Es handle sich nur um Kleinbeträge, „es sei denn, man wirft das gesamte Konzept über den Haufen, doch dann fangen wir mit der Planung ganz von vorne an“, so die Meinung von Toni Haberl und Bürgermeister Rappel.
Letzterer stellte dann den Antrag auf Abstimmung, dass auf Basis der vorgelegten Planung und Kostenermittlung der Bauantrag eingereicht und die Förderanträge erstellt werden sollen. Dies soll in den nächsten drei Wochen erledigt sein. Mit 12:3 (Gegenstimmen von Philipp Hörmann, Katharina Jakob und Bernhard Jakob) stimmte der Gemeinderat zu. Im Frühjahr ist die Ausschreibung geplant.
Waren die drastischen Steigerungen schon länger vorhersehbar?