Was Australier im hiesigen Wald suchen
Waldbesitzervereinigung Aichach informiert Gäste aus dem fernen Kontinent über ihre Arbeitsweise. Wie die Gäste ausgerechnet aufs Wittelsbacher Land gekommen sind
Aichach Friedberg Die Waldbesitzer aus dem Wittelsbacher Land haben Besuch aus Australien empfangen. Dieser Staat, der zugleich Kontinent ist, macht zu wenig aus seinen nachwachsenden Ressourcen – dieser Ansicht ist Sara Bray von der NichtRegierungsund „Non-Profit-Organisation“(Sara Bray) „Australien Forrest Produkts Association“(afpa). In Absprache mit der Regierung reiste sie um die halbe Erdkugel nach Bayern, um zu erkunden, wie nachhaltige Waldwirtschaft funktioniert.
Im Landkreis Aichach-Friedberg will Sara Bray wissen, wie eine regional wirkende Waldbesitzervereinigung (WBV) aufgebaut ist, wie die holzverarbeitende Branche den Zusammenschluss annimmt, welche Aufgaben dieser zu bewältigen hat und vor allem, wie die Mitglieder ihre WBV annehmen. Bray hatte sich im Vorfeld an den emeritierten Professor für forstliche Arbeitswissenschaft, Walter Warkotsch von der TU München, gewandt, der wiederum brachte Christian Kaul von der WBV Bayern ins Spiel. Kaul: „Ich weiß, wenn das funktionieren soll, muss ich mich an die WBV Aichach wenden.“Deren Geschäftsführer Bernhard Breitsameter führt die Delegation in den Wald von Katharina Britzelmair. Hier, südlich der Sielenbacher Ortsteile Ober- und Unterhaslach, im Köpfelholz auf einer Bergkuppe haben über acht Jahre hinweg Sturm-, Käferkalamitäten und Schneedruck die WBV Aichach aktiv werden lassen. Forstunternehmer Michael Steppich erhielt den Auftrag, im Rahmen des bestehenden Wald-Pflegevertrags das Gelände abzuräumen und neu aufzupflanzen.
Hohe Fichten begrenzen den kreisförmigen Neubestand, und WBV-Vorsitzender Peter Erhard die Vorgehensweise der WBV-Förster: „Wir wollen einen klimaverträglichen Wald aufbauen mit 40 Prozent Fichte, 20 Prozent Laubholz und 40 Prozent aus einer Mischung von Douglasie, Tanne und Lärche.“Ungläubiges Staunen zaubert Erhard ins Gesicht der Australierin, als er vom eigenen Waldbesitz der WBV erzählt: „Die knapp 19 Hektar haben wir erworben von einem australischen Bürger, der aus unserer Gegend nach Down Under auswanderte.“Hartnäckig fragt Sara Bray nach den Gründen, warum Eigentümerin Kathi Britzelmair ihren Wald von der WBV pflegen lasse. Es sei eine schwere Arbeit, stöhnt Britzelmair, „schon, wenn ich dran denke“. Zudem immer gefährlich. Wer Arbeit und Gefahr minimieren wolle, müsse in teure Maschinen investieren. Unrentabel für den Einzelnen. Breitsameter recherklärt net vor: „20 Euro pro Festmeter kosten Aufbereitung, Rückung, Sortierung und die zum Abtransport bereite Ganterung des Holzes über die WBV, was bei den derzeitigen Holzpreisen ein Viertel bis ein Fünftel der Einnahmen ausmacht.“Britzelmair blickt zurück: „Schon mein Vater war Mitglied bei der WBV, und seither haben wir sie mehr und mehr gebraucht.“
Für Breitsameter ist noch ein anderer Aspekt wichtig: Ein großer Vorteil seien die drei selbstständigen Forstunternehmen, die vertraglich mit der WBV zusammenarbeiten. Deren Mitarbeiter begutachten sofort nach einer Katastrophe die Wälder. „Oft wissen wir am nächsten Tag schon, was an Arbeit auf uns zukommt“, lässt der Geschäftsführer die australischen Gäste wissen und präsentiert neueste Zahlen: „Im letzten Jahr waren es nur mehr neun Prozent der Mitglieder, die ihre Arbeit selbst erledigten.“Insgesamt würden mittlerweile 80 Prozent der Arbeiten von Maschinen übernommen, streut Erhard ein. Dabei sei Aichach kein Einzelfall bei den 139 WBV in Bayern.
Bray ist in Begleitung ihres Mannes Jeremy Brown in Bayern. Er zählt auf, wie die Wälder in Australien aussehen: Im Süden Fichte, Kiefer und Douglasien, an der Ostküste Zedern und Pinien „und im Norden“, ergänzt seine Frau Sara, „haben wir den Tropenwald mit zum Beispiel afrikanischen Mahagoni“. Brown legt die Hoffnungen dar, die er mit diesem Besuch verknüpft: „Wir wollen unser eigenes Holz von unseren Bauern an unsere eigenen Werke liefern und am Ende das Produkt aus unserem Land kaufen.“Breitsameter darauf: „Eine ganz andere Ecke der Welt und dieselben Bestrebungen.“Übrigens: Nächstes Ziel der Reise für die australischen Gäste ist Augsburg, der größte kommunale Waldbesitzer Deutschlands.