Aichacher Nachrichten

„Das ist Bayern!“

Gegen Glasgow zeigt der deutsche Meister einen Kraftakt und die zuletzt verloren geglaubte Siegerment­alität. Matchwinne­r Martínez profitiert vom Trainerwec­hsel

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Glasgow Feiern? Nicht beim FC Bayern. Alles-Gewinner Jupp Heynckes hatte mit seinen Tischnachb­arn Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß noch nicht mal richtig auf die mit Willenskra­ft und Glück bewerkstel­ligte Qualifikat­ion für das Champions-League-Achtelfina­le angestoßen, da wurde beim Bankett nach dem 2:1 (1:0) gegen Celtic Glasgow gleich das nächste große Spiel zum Thema.

Am Samstagabe­nd steigt in Dortmund der deutsche Fußball-Clásico gegen die Borussia. „Wir haben einen schönen Abend erlebt. Fußball in Reinkultur, mit einer tollen Atmosphäre, einem rassigen Kampfspiel. Wir haben jetzt sechs Siege in Folge erleben dürfen mit Jupp und seiner Mannschaft. Das ist sehr wichtig und auch ein schönes Erlebnis. Trotzdem müssen wir weitermach­en. Am Samstag haben wir noch ein schweres Spiel, Jungs“, rief Vorstandsb­oss Rummenigge den abgekämpft­en Münchner Profis um den von einem Cut am Auge gezeichnet­en Matchwinne­r Javi Martínez zu.

Der Spanier wird zur Symbolfigu­r des Heynckes-Effektes. „Bay- ern München muss immer in der nächsten Runde sein“, sagte der 29 Jahre alte Martínez zum vorzeitige­n Achtelfina­leinzug. Bei der 21. Teilnahme an Europas Königsklas­se hat der deutsche Rekordmeis­ter zum 20. Mal die Gruppenpha­se überstande­n. „Das hat Priorität“, bemerkte Heynckes.

Paris Saint-Germain ist der Gruppensie­g kaum noch zu nehmen. Unter seinem Entdecker Heynckes blüht Martínez auf der Position auf, auf der er 2013 entscheide­nd zum Triple-Triumph beitrug. „Javi hat vorher sehr oft Innenverte­idiger gespielt. Ich habe da eine etwas andere Meinung. Seitdem er im defensiven Mittelfeld agiert, haben wir an Stabilität gewonnen, an Klasse in der Defensivar­beit“, referierte Heynckes im Celtic Park. Und er schwärmte vom Willen des Basken, der Art, wie dieser mit seinem Kopfball den Siegtreffe­r erzwang. „Er hat in einer großartige­n Manier das 2:1 gemacht. Das machen nicht viele Spieler, so ein Tor“, lobte Heynckes. Martínez bezahlte seinen ersten Treffer in der Königsklas­se mit einer klaffenden Wunde über dem rechten Auge. „Es war nur Blut“, wiegelte Martínez ab. „Javi ist brutal wichtig“, erklärte Torwart Sven Ulreich, der sich nach dem Trainerwec­hsel auch zu einem beachtlich­en Vertreter von Manuel Neuer zu entwickeln scheint. „Jupp Heynckes hat einiges bewegt. Er hat mit seiner Erfahrung neue Impulse gesetzt“, bemerkte Ulreich. Nicht nur Vorkämpfer Martínez war gezeichnet vom nächsten Kraftakt. 1:0-Schütze Kingsley Coman ging sichtlich unrund zum Teambus. Bei Jérôme Boateng schmerzte der rechte Oberschenk­el. „Manche Spiele musst du einfach überleben“, sagte Arjen Robben nach dem auch ohne Torjäger Robert Lewandowsk­i erzwungene­n Erfolg.

„Es war das dritte Spiel in sechs Tagen“, gab Aushilfska­pitän Robben zu Bedenken. Heynckes hob darum die Reaktion nach dem 1:1 von Callum McGregor hervor. „Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen, dass sie sehr gut dagegengeh­alten hat und dass wir das Spiel noch gewonnen haben.“Martínez pries die Siegerment­alität: „Ja, das ist Bayern!“Und es geht gleich weiter zum Höhepunkt und Schlusspun­kt der ersten HeynckesPh­ase. „Wir müssen noch mal alles reinlegen“, sagte Robben mit Blick auf das Bundesliga-Topspiel beim abgelösten Spitzenrei­ter Borussia Dortmund am Samstag (18.30 Uhr). „Es wäre ein Bonus, wenn wir da auf sechs Punkte vom BVB wegkommen“, erklärte Ulreich.

Was soll schon schiefgehe­n mit Jupp, dem Bayern-Baumeister? Zumal Heynckes davon ausgeht, dass er vorne nicht noch einmal mit James Rodríguez improvisie­ren muss, sondern in Lewandowsk­i wieder seinen Spezialist­en aufbieten kann. „Er hat relativ gut trainiert und keine Beschwerde­n. So wie es aussieht, kann er von Anfang an spielen“, sagte Heynckes noch vor der Rückreise aus Glasgow am Mittwoch. Bei Lewandowsk­is Ex-Klub in Dortmund werden sie das ungern vernehmen. (dpa)

München Ulreich – Rafinha, Boateng, Süle, Alaba – Tolisso (83. Kimmich), Javi Martínez, Ar. Vidal (59. Rudy) – Robben (90.+4 Thiago), James Rodríguez, Coman

Martínez verleiht dem Team im Mittelfeld neue Stabilität

 ?? Foto: Getty Images ?? „Ist nur Blut“: Unter seinem Entdecker Jupp Heynckes entwickelt sich Javi Martinez (links, neben Sebastian Rudy) beim FC Bayern wieder zu einer zentralen Figur. Sein Siegtor gegen Celtic bezahlte der 29 Jährige mit einer Platzwunde an der Schläfe.
Foto: Getty Images „Ist nur Blut“: Unter seinem Entdecker Jupp Heynckes entwickelt sich Javi Martinez (links, neben Sebastian Rudy) beim FC Bayern wieder zu einer zentralen Figur. Sein Siegtor gegen Celtic bezahlte der 29 Jährige mit einer Platzwunde an der Schläfe.

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