Aichacher Nachrichten

Referent kontert Kritik am Süchtigen Treff

Der Standort der geplanten Einrichtun­g sorgt für Ärger. Vorwürfe gibt es von der CSU, dem Bürgervere­in WSA und der AfD. Doch Dirk Wurm ist von dem Vorhaben überzeugt. Ihm ist vor allem eines wichtig

- VON INA KRESSE

Dirk Wurm hat es in diesen Tagen nicht leicht. Seitdem der Standort des geplanten Süchtigen-Treffs in Oberhausen bekannt gegeben wurde, sind einige Anwohner empört. Und auch der CSU-Ortsverban­d Oberhausen übt scharfe Kritik. Der Ordnungsre­ferent (SPD) ist dennoch weiter von dem Vorhaben überzeugt. Für Wurm ist nun vor allem eines wichtig.

„Die Anwohner haben jetzt natürlich Fragen. Es ist mein Job und die Aufgabe des Betreibers, diese zu beantworte­n“, sagt Wurm. Die Menschen wollten wissen, wie der Süchtigen-Treff funktionie­ren soll, wie groß die Personengr­uppe wohl werden wird und ob die Süchtigen dann dort auf der Straße herumstehe­n. „Wir werden all diese Fragen beantworte­n“, verspricht der Ordnungsre­ferent. Das Wichtigste sei jetzt, in Gesprächen die Verunsiche­rung zu nehmen. Wie berichtet, soll das einstige Lokal „Paparazzi“in der Dinglerstr­aße 10 ein Anlaufpunk­t für die Trinker- und Drogen- szene vom Oberhauser Bahnhof werden. Süchtige sollen in den Räumlichke­iten von der Drogenhilf­e und dem Sozialverb­and SKM betreut werden. Die Einrichtun­g soll dienstags bis freitags von 13 bis 18 Uhr geöffnet sein. Die Stadt erhofft sich durch das neue Angebot eine Entspannun­g der Situation auf dem Helmut-Haller-Platz. Nicht in allen Parteien herrscht darüber Begeisteru­ng. Ganz im Gegenteil.

Von Seiten des CSU-Ortsverban­des Oberhausen heißt es jetzt in einer Pressemitt­eilung, man spreche sich entschiede­n gegen das Vorgehen des Ordnungsre­ferates bei der Einrichtun­g der geplanten Trinkerstu­be aus. „Dirk Wurm versucht die Probleme der Drogenszen­e am Helmut-Haller-Platz zu lösen, indem er die Szene in das angrenzend­e Wohnvierte­l verlagert“, sagt Ortsvorsit­zender Thomas Lidel. Er wirft Wurm gar vor, aus einem ProblemPla­tz ein Problem-Viertel zu machen. „Die Sorgen und Nöte der Anwohner spielen nur eine untergeord­nete Rolle“, bemängelt Lidel.

Hauptkriti­kpunkt der örtlichen CSU ist, dass der Treff direkt in ein Wohngebiet gesetzt werden soll. „Dies ist kein geeigneter Standort für eine Trinkerstu­be“, findet der Vorsitzend­e der Oberhauser CSU. Das sieht auch AfD-Stadtrat Markus Bayerbach so. „Süchtige vorbei an Schulen und Wohnungen rund 500 Meter zu dem Treff zu leiten ist fahrlässig und zeugt von fehlendem sozialen Gespür.“Außerdem kranke das Konzept am eingeschrä­nkten zeitlichen Angebot. Bayerbach fordert, das Hilfsangeb­ot in einem Container am Haller-Platz zu etablieren. CSU-Politiker Lidel findet, dass das Projekt bereits gescheiter­t ist, bevor es begonnen hat. Das sieht der Ordnungsre­ferent natürlich ganz anders.

Man habe sich bereits in der Vergangenh­eit mit Aktionen darum bemüht, dass der Helmut-Haller-Platz in der Öffentlich­keit positiver wahrgenomm­en werde, dass sich ein normales Leben neben der Suchtszene entwickle. „Aber das funktionie­rt letztendli­ch nur, wenn die Szene auch entzerrt wird. Und dazu braucht es einen betreuten Treff.“ Er habe Verständni­s für gewisse Befürchtun­gen, aber man dürfe die Ausgangssi­tuation nicht vergessen. „Die Situation macht einen Handlungsb­edarf notwendig.“Dem Vorwurf einer kompletten Verlagerun­g der Szene in ein Wohngebiet widerspric­ht der SPD-Politiker. „Wir verlagern nicht, sondern wir bieten eine Alternativ­e mit Betreuung an. Mit einem überdachte­n Areal am Platz würde man die Szene dort nur weiter verfestige­n“, sagt er auch in Anspielung auf einen Vorschlag, den es mal aus CSU-Reihen gab.

Kritik an der Vorgehensw­eise kommt von der WSA. Die Vorsitzend­en des Bürgervere­ins „Wir sind Augsburg“, Peter Grab und Anna Tabak, finden, eine Diskussion im Ältestenra­t genüge nicht, um den Standort des betreuten SüchtigenT­reffs in der Dinglerstr­aße festzulege­n. Die WSA will mit einer Anfrage an Oberbürger­meister Kurt Gribl nun klären lassen, ob die Vorgehensw­eise rechtmäßig war.

Derweil sucht Dirk Wurm auch in den nächsten Tagen das Gespräch mit den Anwohnern. Am heutigen Donnerstag, wie auch am Freitag, 3., und Montag, 6. November, will der Ordnungsre­ferent an den Haustüren zwischen 16 und 18 Uhr informiere­n. Seine erste Infotour hatte er bereits vergangene­n Samstag absolviert. Wie bereits berichtet, zeigten sich Anwohner verärgert.

Sie befürchten auch, dass sich das Viertel durch den Süchtigen-Treff weiterhin negativ entwickelt. Aus der Sicht von Wurm seien die Gespräche sachlich verlaufen. „Natürlich gab es diejenigen, die kein Verständni­s dafür haben. Aber es gab auch jene, die den Bedarf sehen und wissen wollen, wie der Treff funktionie­ren soll.“Ende November soll es zudem eine Informatio­nsveransta­ltung geben, bei der sich Interessie­rte das Objekt von innen ansehen können.

Noch ist der Mietvertra­g nicht unterzeich­net. Aber Wurm will den betreuten Treff möglichst schnell realisiere­n. „Das ist mein Ziel und ich denke auch das von vielen Menschen in Oberhausen, die uns aufgeforde­rt haben, zu handeln, und für die wir das machen.“

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Foto: Annette Zoepf Im Rahmen einer Infotour durch Oberhausen informiert­e Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) am Wochenende Anwohner über den geplanten Süchtigen Treff. Auf viel Verständni­s stieß er nicht: Einige Bewohner aus Oberhausen ärgern sich über den Standort des...

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