Ein Fußball auf der Bühne – gewagt
Im Musiktheater steht als nächstes eine Operettenpremiere an. Paul Abrahams „Roxy und ihr Wunderteam“stammt aus den 1930er Jahren, das Thema der Operette ist ein Fußballendspiel. Die Proben am Theater Augsburg haben soeben begonnen. Auf dem Bild, welches das Theater dazu verschickt hat, ist ein Fußball zu sehen.
Unwillkürlich denkt man erst einmal an das letzte Mal, als Fußball im Theater Augsburg auf der Bühne gespielt wurde. Das war, als 2011 die Frauenfußball-WM in Deutschland stattfand und Augsburg WM-Spielort war, hier unter anderem die Partie Norwegen gegen Äquatorialguinea zu sehen war und im kulturellen Begleitprogramm auf der Freilichtbühne „Die Abseitsfalle“lief. Um es kurz und knapp zu machen: ein gut gemeinter künstlerischer Totalausfall des Theaters Augsburg.
Es ist nicht leicht, den Sport und die Kunst zusammenzubringen. Sportwettkämpfe können in ihren besten Momenten so viel Intensität erzeugen, unglaubliche Volten schlagen, für Überraschungen sorgen, dass die Kunst das kaum widerspiegeln kann. Es gibt Tennisendspiele, die jeden Krimi an Spannung schlagen, weil über Stunden hinweg mit der größten Präzision gespielt wird, in denen jeder Ballwechsel umkämpft ist, alles immer auf der Kippe steht, in denen das Glück sich erst auf die eine, dann auf die andere Seite neigt, in denen der Zuschauer schweißnasse Hände bekommt und irgendwann nicht mehr hinschauen will. Es gibt Fußballspiele, die innerhalb von Minuten kippen, in denen eine Mannschaft bis kurz vor dem Abpfiff wie der sichere Sieger ausschaut, doch noch geschlagen wird und hinterher nicht weiß, was ihr widerfahren ist.
Das alles in einem Buch, in einem Film, in einem Theaterstück zu spiegeln, ist anspruchsvoll. Wenn es gelingt, kann etwas Tolles herauskommen, man denke nur an BoxerFilme wie „Rocky“(der erste Teil), „Wie ein wilder Stier“oder „Million Dollar Baby“.
Auf dem Bild, das von „Roxy und ihr Wunderteam“zu sehen ist, steht in der Bildmitte Jimmy Hartwig, früher Spieler in der 1. Bundesliga, in Augsburg auch als Trainer des FCA in die Geschichtsbücher eingegangen. 2002 wechselte Hartwig ins Schauspielerfach. Das Probenbild zeigt ihn weniger als Darsteller, sondern eher als Trainer. Das kann dieses Mal also gut ausgehen, den Sachverstand bringt Hartwig mit, um den Fußball auf der Bühne ins Rollen zu bringen. Spätestens bei der Premiere am 9. Dezember ist klar, ob diese kickende Inszenierung dann rund läuft.
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„Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kulturund Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefallen ist.