Ein Stück Geschichte geht verloren
Dass der Aufschrei der Augsburger nach der Umbenennung des Capitols und dem Abhängen des gewohnten Schriftzuges groß ist, ist wenig verwunderlich. Der Augsburger hängt an seiner Stadt. Er liebt die geschichtsträchtigen Bauten – Veränderungen sind da nur selten willkommen. Eine derartige Veränderung schon gleich gar nicht. Das Capitol kennen viele Augsburger noch als Kino. Sie verbinden zahlreiche Erinnerungen mit einem Besuch in dem allseits bekannten Bau. Jahrzehntelang hieß das Gebäude am Moritzlatz Capitol – auch, als es nicht mehr als Kino genutzt wurde, hielt sich der Name noch knapp 20 Jahre. Damit ist nun Schluss. Ein Stück Geschichte geht verloren. Die wirtschaftlichen Gründe der Pächter mögen nachvollziehbar sein, die Namensänderung zeugt jedoch nicht von Fingerspitzengefühl.
Hier hätten viele Augsburger ein sensibleres Vorgehen sicherlich begrüßt. Die Pächter hätten ihr Restaurant „Weißer Hase im Capitol“nennen oder den alten Schriftzug für alle sichtbar im Inneren befestigen können. Das wird aber nicht geschehen. Für Akzeptanz des Lokals wird das kaum sorgen. Schließlich spricht der Augsburger auch heute noch von der Kongresshalle, der Ludwigspassage, dem Magesberg, oder er trifft sich am Eck, wo Musik Durner war. Künftig wird er sich also auch – Namensänderung hin oder her – vor dem oder im Capitol treffen.
Warum der Denkmalschutz nicht eingeschritten ist, ist bislang nicht bekannt. Das Amt aber ist bei Augsburger Gastronomen und Geschäftsinhabern bekannt und gefürchtet zugleich: Fast jeder kann eine Geschichte erzählen, wie kaum sichtbare Mini-Aufkleber entfernt, minimal zu große Werbeschilder abgehängt werden mussten. Warum sich das Amt ausgerechnet hier nicht eingeschaltet hat, sollte man bei der Stadt gut begründen können.