Aichacher Nachrichten

Ein Stück Geschichte geht verloren

- VON MIRIAM ZISSLER ziss@augsburger allgemeine.de

Dass der Aufschrei der Augsburger nach der Umbenennun­g des Capitols und dem Abhängen des gewohnten Schriftzug­es groß ist, ist wenig verwunderl­ich. Der Augsburger hängt an seiner Stadt. Er liebt die geschichts­trächtigen Bauten – Veränderun­gen sind da nur selten willkommen. Eine derartige Veränderun­g schon gleich gar nicht. Das Capitol kennen viele Augsburger noch als Kino. Sie verbinden zahlreiche Erinnerung­en mit einem Besuch in dem allseits bekannten Bau. Jahrzehnte­lang hieß das Gebäude am Moritzlatz Capitol – auch, als es nicht mehr als Kino genutzt wurde, hielt sich der Name noch knapp 20 Jahre. Damit ist nun Schluss. Ein Stück Geschichte geht verloren. Die wirtschaft­lichen Gründe der Pächter mögen nachvollzi­ehbar sein, die Namensände­rung zeugt jedoch nicht von Fingerspit­zengefühl.

Hier hätten viele Augsburger ein sensiblere­s Vorgehen sicherlich begrüßt. Die Pächter hätten ihr Restaurant „Weißer Hase im Capitol“nennen oder den alten Schriftzug für alle sichtbar im Inneren befestigen können. Das wird aber nicht geschehen. Für Akzeptanz des Lokals wird das kaum sorgen. Schließlic­h spricht der Augsburger auch heute noch von der Kongressha­lle, der Ludwigspas­sage, dem Magesberg, oder er trifft sich am Eck, wo Musik Durner war. Künftig wird er sich also auch – Namensände­rung hin oder her – vor dem oder im Capitol treffen.

Warum der Denkmalsch­utz nicht eingeschri­tten ist, ist bislang nicht bekannt. Das Amt aber ist bei Augsburger Gastronome­n und Geschäftsi­nhabern bekannt und gefürchtet zugleich: Fast jeder kann eine Geschichte erzählen, wie kaum sichtbare Mini-Aufkleber entfernt, minimal zu große Werbeschil­der abgehängt werden mussten. Warum sich das Amt ausgerechn­et hier nicht eingeschal­tet hat, sollte man bei der Stadt gut begründen können.

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