Schülerstreik am Aichacher Gymnasium
Abschlussjahrgang der Q12 protestiert gegen drohenden Rauswurf eines Mitschülers. Schulleiter will sich wegen Schweigepflicht nicht äußern. Inzwischen gibt es Gespräche mit dem Elternbeirat
Aichach Es war alles andere als ein ruhiger letzter Schultag vor den Herbstferien. Am DeutschherrenGymnasium (DHG) in Aichach boykottierte am Freitag vor einer Woche ein großer Teil der Q12, also des Abschlussjahrgangs, die erste Unterrichtsstunde. Auch während der zweiten Stunde stand nach Schilderungen mehrerer Schüler noch über die Hälfte der Q12 vor dem Gebäude. Transparente wurden hochgehalten. Dann verlagerte sich das Geschehen in den Gang mit den Räumen der Lehrer. Die Jugendlichen traten dort in einen Sitzstreik. Grund des Protestes war der drohende Rauswurf eines Mitschülers. Die Jugendlichen halten diesen Be- schluss des Disziplinarausschusses des DHG für zu hart, zumal der Schüler wenige Monate vor seinem Abitur die Schule wechseln müsste.
Schulleiter Gerhard Haunschild will sich weder zu der Streikaktion noch zu deren Vorgeschichte äußern. „Das unterliegt der absoluten Schweigepflicht und an die bin ich gebunden“, erklärte er auf Nachfrage. Er sagte lediglich, es habe noch am Freitag ein „gutes Gespräch“mit den Schülern gegeben. Es sei ihm ein Anliegen gewesen, miteinander zu reden. Jugendliche aus der Q12, die namentlich nicht in der Zeitung genannt werden wollen, bestätigen das Gespräch. Darin habe Haunschild die Situation noch einmal erläutert. Einige Schüler kritisierten, dass in dem Gespräch nicht oder zu wenig auf ihre Sicht der Dinge eingegangen worden sei. Andere machten aber auch deutlich, der Schulleiter habe erkennbar versucht zu vermitteln.
Die Vorgeschichte reicht in den Sommer kurz vor Ende des vergangenen Schuljahres zurück. Damals fuhr eine Gruppe aus der heutigen Q12 zu einem Festival bei Salzburg und schwänzte zwei Tage die Schule, wie einige der Teilnehmer offen einräumen. Ihre Eltern hätten sie zuvor an der Schule entschuldigt beziehungsweise krank gemeldet, so die Aussagen von Teilnehmern. Der Disziplinarausschuss des Gymnasiums, der aus Haunschild, seiner Stellvertreterin Renate Schöffer und sieben Lehrern besteht, verhängte daraufhin eine Attestpflicht gegen die Gruppe. Das bedeutet: Wenn einer von ihnen krank wird, muss er seitdem ein ärztliches Attest vorlegen. Ein einfacher Anruf der Eltern an der Schule oder Ähnliches reicht nicht mehr aus. Darüber hinaus wurde Aussagen der Schüler zufolge allen Teilnehmern der Ausschluss von der Schule angedroht.
Im Fall des einen Jugendlichen, bei dem nun tatsächlich ein Rauswurf im Raum steht, kam ein weiterer Vorfall hinzu. Dieser ereignete sich bei einer Konferenz in Hamburg, wo einige Gymnasiasten des DHG in einem Politik-Planspiel im Rahmen eines Seminars eine UNTagung nachstellten. Der betroffene Schüler fehlte dort eine Weile unentschuldigt.
Nach Aussagen von Mitschülern holte er sich etwas zu essen, da er noch nicht gefrühstückt hatte und gesundheitlich angeschlagen war. Doch er sagte seinem Lehrer, der offenbar gerade in einem anderen Raum war, nicht Bescheid. Der Pädagoge erfuhr erst später durch Dritte von der vorübergehenden Abwesenheit seines Schützlings.
Hinter den Kulissen laufen die Gespräche weiter. Inzwischen ist der Elternbeirat eingebunden, was dessen Vorsitzender Michael Feucht sehr begrüßt. Zu den Hintergründen wollte auch er sich nicht äußern. Auf Nachfrage sagte er: „Ich finde es sehr gut, dass der Elternbeirat jetzt involviert ist und versucht wird, zu einem wie auch immer konstruktiven Ergebnis zu kommen.“