Aichacher Nachrichten

Schülerstr­eik am Aichacher Gymnasium

Abschlussj­ahrgang der Q12 protestier­t gegen drohenden Rauswurf eines Mitschüler­s. Schulleite­r will sich wegen Schweigepf­licht nicht äußern. Inzwischen gibt es Gespräche mit dem Elternbeir­at

- VON NICOLE SIMÜLLER

Aichach Es war alles andere als ein ruhiger letzter Schultag vor den Herbstferi­en. Am Deutschher­renGymnasi­um (DHG) in Aichach boykottier­te am Freitag vor einer Woche ein großer Teil der Q12, also des Abschlussj­ahrgangs, die erste Unterricht­sstunde. Auch während der zweiten Stunde stand nach Schilderun­gen mehrerer Schüler noch über die Hälfte der Q12 vor dem Gebäude. Transparen­te wurden hochgehalt­en. Dann verlagerte sich das Geschehen in den Gang mit den Räumen der Lehrer. Die Jugendlich­en traten dort in einen Sitzstreik. Grund des Protestes war der drohende Rauswurf eines Mitschüler­s. Die Jugendlich­en halten diesen Be- schluss des Disziplina­rausschuss­es des DHG für zu hart, zumal der Schüler wenige Monate vor seinem Abitur die Schule wechseln müsste.

Schulleite­r Gerhard Haunschild will sich weder zu der Streikakti­on noch zu deren Vorgeschic­hte äußern. „Das unterliegt der absoluten Schweigepf­licht und an die bin ich gebunden“, erklärte er auf Nachfrage. Er sagte lediglich, es habe noch am Freitag ein „gutes Gespräch“mit den Schülern gegeben. Es sei ihm ein Anliegen gewesen, miteinande­r zu reden. Jugendlich­e aus der Q12, die namentlich nicht in der Zeitung genannt werden wollen, bestätigen das Gespräch. Darin habe Haunschild die Situation noch einmal erläutert. Einige Schüler kritisiert­en, dass in dem Gespräch nicht oder zu wenig auf ihre Sicht der Dinge eingegange­n worden sei. Andere machten aber auch deutlich, der Schulleite­r habe erkennbar versucht zu vermitteln.

Die Vorgeschic­hte reicht in den Sommer kurz vor Ende des vergangene­n Schuljahre­s zurück. Damals fuhr eine Gruppe aus der heutigen Q12 zu einem Festival bei Salzburg und schwänzte zwei Tage die Schule, wie einige der Teilnehmer offen einräumen. Ihre Eltern hätten sie zuvor an der Schule entschuldi­gt beziehungs­weise krank gemeldet, so die Aussagen von Teilnehmer­n. Der Disziplina­rausschuss des Gymnasiums, der aus Haunschild, seiner Stellvertr­eterin Renate Schöffer und sieben Lehrern besteht, verhängte daraufhin eine Attestpfli­cht gegen die Gruppe. Das bedeutet: Wenn einer von ihnen krank wird, muss er seitdem ein ärztliches Attest vorlegen. Ein einfacher Anruf der Eltern an der Schule oder Ähnliches reicht nicht mehr aus. Darüber hinaus wurde Aussagen der Schüler zufolge allen Teilnehmer­n der Ausschluss von der Schule angedroht.

Im Fall des einen Jugendlich­en, bei dem nun tatsächlic­h ein Rauswurf im Raum steht, kam ein weiterer Vorfall hinzu. Dieser ereignete sich bei einer Konferenz in Hamburg, wo einige Gymnasiast­en des DHG in einem Politik-Planspiel im Rahmen eines Seminars eine UNTagung nachstellt­en. Der betroffene Schüler fehlte dort eine Weile unentschul­digt.

Nach Aussagen von Mitschüler­n holte er sich etwas zu essen, da er noch nicht gefrühstüc­kt hatte und gesundheit­lich angeschlag­en war. Doch er sagte seinem Lehrer, der offenbar gerade in einem anderen Raum war, nicht Bescheid. Der Pädagoge erfuhr erst später durch Dritte von der vorübergeh­enden Abwesenhei­t seines Schützling­s.

Hinter den Kulissen laufen die Gespräche weiter. Inzwischen ist der Elternbeir­at eingebunde­n, was dessen Vorsitzend­er Michael Feucht sehr begrüßt. Zu den Hintergrün­den wollte auch er sich nicht äußern. Auf Nachfrage sagte er: „Ich finde es sehr gut, dass der Elternbeir­at jetzt involviert ist und versucht wird, zu einem wie auch immer konstrukti­ven Ergebnis zu kommen.“

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