Ein Schönheitsfehler, der auch Risiken birgt
Frauen werden besonders von den bläulichen Blutgefäßen an den Beinen geplagt. Die Kliniken an der Paar bieten in speziellen Fällen operative Abhilfe / Serie (3)
Aichach Friedberg Wohl jeder weiß, was Krampfadern sind. Schätzungsweise jeder fünfte Erwachsene weist die unschön an den Beinen hervortretenden bläulichen Blutgefäße auf. Ungerecht erscheint, dass Männer zwar im Alltag Krampfadern besser verbergen können, Frauen aber drei Mal häufiger davon betroffen sind. Seit gut einem Jahr gibt es am Aichacher Krankenhaus die Abteilung „Interventionelle und operative Gefäßmedizin“, wo Krampfadern mit einem kleinen Eingriff beseitigt werden können.
Wie Oberarzt Fotios Tsounis berichtet, kommt die Operation aber nicht für jeden infrage, den die verästelten Muster an seinen Beinen stören. Es kommt darauf an, ob Krampfadern (medizinisch Varizen genannt) zu gesundheitlichen Schäden führen können. Krampfadern entstehen in den Venen, die Blut aus dem Körper zum Herzen zurücktransportieren. Besonders betroffen sind die Beine, wo das Blut gegen die Schwerkraft in die Höhe gepresst werden muss. Das besorgen umliegende Muskeln, welche die Venen zusammenpressen. Die Gefäßwände sind elastisch, außerdem gibt es Venenklappen, die verhindern, dass Blut nach unten absackt.
Im Alter lässt die Elastizität der Gefäße nach. Sie können aussacken, und Venenklappen können beschädigt sein. Dann sammelt sich das Blut an diesen Stellen – es entstehen Krampfadern. Risikofaktor sind auch Übergewicht und das Rauchen, das die Gefäßwände schädigt. Frauen sind laut Tsounis deshalb überdurchschnittlich betroffen, weil Östrogene das Erschlaffen von Gewebe, auch der Gefäßwände, fördern. In frühen Formen, zu denen die Besenreiser gehören, sind Krampfadern ungefährlich. Das stockende Blut führt zu schweren Beinen und einem Spannungsgefühl. Diese Beschwerden lassen sich beheben, indem man Kompressionsstrümpfe trägt, sich vermehrt bewegt, die Füße im Liegen höher lagert und längeres Sitzen und Stehen möglichst vermeidet.
Ist das Leiden schon fortgeschritten, kann sich Wasser in den Beinen sammeln. Es kommt zu juckenden Hautveränderungen (Ekzemen). Wird dagegen nichts unternommen, können sich Geschwüre bilden; die Betroffenen leiden unter offenen Beinen, die zumindest regelmäßig fachmännisch verbunden werden müssen.
Ein Facharzt für Gefäßchirurgie oder für Phlebologie sollte sich bei Beschwerden die Beine ansehen und wird sie in der Regel mit Ultraschall untersuchen. Er muss den Patienten bei Bedarf ins Krankenhaus einweisen. Im Aichacher Krankenhaus werden, so Tsounis, Krampfadern in der Regel dienstags operiert. Der Patient kommt dann am Montag zur Untersuchung. Dabei wird auch geklärt, welche Art der Betäubung gewählt wird.
Danach kann er wieder nach Hause gehen. Am Dienstag kommt er nüchtern zur OP. Gegebenenfalls kann er anschließend auch wieder nach Hause gehen. Es kann aber auch sein, dass er zur Kontrolle in der Klinik bleibt.
Die übliche Form der Operation ist laut Tsounis das Strippen. Es wird ein kleiner Schnitt gesetzt und die betroffene Vene mithilfe einer Sonde entfernt. Das ist nicht schlimm – im Bein gibt es genug Venen, die das Blut transportieren können. Mitunter wird vorher das Einmündungsstück der Vene zur Beinhauptvene herausgeschnitten (Crossektomie). Von dem kleinen Schnitt ist nach kurzer Zeit nichts mehr zu sehen.
Nach der Operation muss der Patient eine Woche lang Thrombosestrümpfe tragen und Thrombosespritzen erhalten. Das unterstützt den Rückstrom des Blutes zum Herzen und verhindert einen Venenverschluss, der erhebliche Konsequenzen für den gesamten Kreislauf haben könnte. Nach dieser Woche findet eine Nachkontrolle statt. Wie lange die Nachbehandlung tatsächlich dauert und wie intensiv sie ist, hängt individuell vom Patienten ab.
Im ersten Jahr des Bestehens der neuen Abteilung wurden im Aichacher Krankenhaus fast 100 solcher Operationen durchgeführt.