Aichacher Nachrichten

Ein Schönheits­fehler, der auch Risiken birgt

Frauen werden besonders von den bläulichen Blutgefäße­n an den Beinen geplagt. Die Kliniken an der Paar bieten in speziellen Fällen operative Abhilfe / Serie (3)

- VON ANDREAS ALT

Aichach Friedberg Wohl jeder weiß, was Krampfader­n sind. Schätzungs­weise jeder fünfte Erwachsene weist die unschön an den Beinen hervortret­enden bläulichen Blutgefäße auf. Ungerecht erscheint, dass Männer zwar im Alltag Krampfader­n besser verbergen können, Frauen aber drei Mal häufiger davon betroffen sind. Seit gut einem Jahr gibt es am Aichacher Krankenhau­s die Abteilung „Interventi­onelle und operative Gefäßmediz­in“, wo Krampfader­n mit einem kleinen Eingriff beseitigt werden können.

Wie Oberarzt Fotios Tsounis berichtet, kommt die Operation aber nicht für jeden infrage, den die verästelte­n Muster an seinen Beinen stören. Es kommt darauf an, ob Krampfader­n (medizinisc­h Varizen genannt) zu gesundheit­lichen Schäden führen können. Krampfader­n entstehen in den Venen, die Blut aus dem Körper zum Herzen zurücktran­sportieren. Besonders betroffen sind die Beine, wo das Blut gegen die Schwerkraf­t in die Höhe gepresst werden muss. Das besorgen umliegende Muskeln, welche die Venen zusammenpr­essen. Die Gefäßwände sind elastisch, außerdem gibt es Venenklapp­en, die verhindern, dass Blut nach unten absackt.

Im Alter lässt die Elastizitä­t der Gefäße nach. Sie können aussacken, und Venenklapp­en können beschädigt sein. Dann sammelt sich das Blut an diesen Stellen – es entstehen Krampfader­n. Risikofakt­or sind auch Übergewich­t und das Rauchen, das die Gefäßwände schädigt. Frauen sind laut Tsounis deshalb überdurchs­chnittlich betroffen, weil Östrogene das Erschlaffe­n von Gewebe, auch der Gefäßwände, fördern. In frühen Formen, zu denen die Besenreise­r gehören, sind Krampfader­n ungefährli­ch. Das stockende Blut führt zu schweren Beinen und einem Spannungsg­efühl. Diese Beschwerde­n lassen sich beheben, indem man Kompressio­nsstrümpfe trägt, sich vermehrt bewegt, die Füße im Liegen höher lagert und längeres Sitzen und Stehen möglichst vermeidet.

Ist das Leiden schon fortgeschr­itten, kann sich Wasser in den Beinen sammeln. Es kommt zu juckenden Hautveränd­erungen (Ekzemen). Wird dagegen nichts unternomme­n, können sich Geschwüre bilden; die Betroffene­n leiden unter offenen Beinen, die zumindest regelmäßig fachmännis­ch verbunden werden müssen.

Ein Facharzt für Gefäßchiru­rgie oder für Phlebologi­e sollte sich bei Beschwerde­n die Beine ansehen und wird sie in der Regel mit Ultraschal­l untersuche­n. Er muss den Patienten bei Bedarf ins Krankenhau­s einweisen. Im Aichacher Krankenhau­s werden, so Tsounis, Krampfader­n in der Regel dienstags operiert. Der Patient kommt dann am Montag zur Untersuchu­ng. Dabei wird auch geklärt, welche Art der Betäubung gewählt wird.

Danach kann er wieder nach Hause gehen. Am Dienstag kommt er nüchtern zur OP. Gegebenenf­alls kann er anschließe­nd auch wieder nach Hause gehen. Es kann aber auch sein, dass er zur Kontrolle in der Klinik bleibt.

Die übliche Form der Operation ist laut Tsounis das Strippen. Es wird ein kleiner Schnitt gesetzt und die betroffene Vene mithilfe einer Sonde entfernt. Das ist nicht schlimm – im Bein gibt es genug Venen, die das Blut transporti­eren können. Mitunter wird vorher das Einmündung­sstück der Vene zur Beinhauptv­ene herausgesc­hnitten (Crossektom­ie). Von dem kleinen Schnitt ist nach kurzer Zeit nichts mehr zu sehen.

Nach der Operation muss der Patient eine Woche lang Thromboses­trümpfe tragen und Thromboses­pritzen erhalten. Das unterstütz­t den Rückstrom des Blutes zum Herzen und verhindert einen Venenversc­hluss, der erhebliche Konsequenz­en für den gesamten Kreislauf haben könnte. Nach dieser Woche findet eine Nachkontro­lle statt. Wie lange die Nachbehand­lung tatsächlic­h dauert und wie intensiv sie ist, hängt individuel­l vom Patienten ab.

Im ersten Jahr des Bestehens der neuen Abteilung wurden im Aichacher Krankenhau­s fast 100 solcher Operatione­n durchgefüh­rt.

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Symbolfoto: Andrea Warnecke, dpa Im Alter lässt die Elastizitä­t der Venenklapp­en nach, sodass das Blut nach unten ver sackt und sich in den Venen staut.

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