Sie möchte für den Glauben begeistern
Marlene Winkler ist neue Jugenddiakonin der evangelischen Kirchengemeinde in Aichach. Welchen Weg die 24-Jährige einschlagen möchte und wo sie Probleme sieht
Aichach Friedberg Marlene Winkler hat sich langsam herangetastet. Im September trat die 24-Jährige ihre neue Stelle als Jugenddiakonin in der evangelischen Kirchengemeinde Aichach-Altomünster an. Erst mal wollte die gebürtige Mittelfränkin aus Schwabach bei Nürnberg ankommen, Kontakte knüpfen und Mitarbeiter kennenlernen. Jetzt zieht sie eine erste Bilanz: „Die Eingewöhnungszeit ist gut verlaufen, ich wurde herzlich empfangen.“
Es ist ihre erste Stelle, nachdem sie in Rummelsberg ihr BachelorStudium der Diakonik mit der Fachrichtung Erziehung absolviert hat. Das Studium in Rummelsberg verknüpfte Aspekte von Pädagogik und Theologie.
Doch Winkler war sich lange nicht sicher, ob Kirchenarbeit das Richtige für sie sei. Ihre Freunde hätten früher oft nicht verstehen können, wie viel Zeit sie dafür investiert hat, erzählt sie. Doch der Glaube spielte in ihrem Leben schon immer eine wichtige Rolle. „Ich bin durch die Familie hineingewach- bekennt sie. Ihr Stiefvater ist ehrenamtlich tätig im Kirchenvorstand, ihre Mutter im Kirchenchor aktiv. Beide motivierten Marlene Winkler, in der Kirche mitzuhelfen. Sonntags ging ist die Familie oft gemeinsam in den Gottesdienst. Marlene nahm an Kirchenfesten und Jugendfreizeiten teil, bevor sie mit 15 begann, sich zu engagieren und in Schwabach die evangelische Jungschar zu leiten.
In dieser Zeit setzte sich die 24-Jährige auch lange mit der Bibel auseinander. Was in der Bibel stehe, seien für sie Metaphern, die sich auf den Alltag übertragen ließen, findet Winkler. Besonders Luthers Interpretation der Paulusbriefe aus dem Neuen Testament gefallen ihr. Der Glaube gebe ihr ein beruhigendes Gefühl und Geborgenheit.
Letzten Endes siegte die Motivation über den Zweifel. Winkler begann eine Ausbildung zur Diakonin. Heute sagt sie selbstbewusst: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“
In Aichach ist sie für „klassische Gemeindearbeit“zuständig, erklärt Winkler. Zusätzlich arbeitet sie auch noch in Augsburg als Deka- natsjugendreferentin. Ihr dortiger Schwerpunkt: die Planung eines Kulturaustauschs in Tansania, zu dem sie in zwei Jahren gemeinsam mit einer Jugenddelegation aufbrechen wird.
Sie möchte besonders auf Jugendliche zugehen, Themen ansprechen, die junge Leute bewegen. Gerade die erzieherische Arbeit prägt in den nächsten drei Jahren ihre tägliche Arbeit. Zudem zählt die Organisation von Konfirmanden-Wochenenden, Musikfreizeiten oder Aktionstagen zu ihren Aufgaben. Ebenso strebt sie eine Kooperation mit Grundschullehrern aus Aichach an und möchte in Form von Flyern Aufmerksamkeit erzeugen. Im Oktober gab es auch schon ein erstes Treffen. In der Folge versuche sie, den Kindern die Werte des Christentums zu vermitteln, sagt sie.
Gerade in der heutigen Zeit sieht Winkler das Problem, dass Religion ein Tabuthema sei, das angesprochen werden müsse. Es sei eher uncool bei jungen Leuten. Die einzigen Berührungspunkte seien der Religionsunterricht und die Konfirmation, bei Katholiken die Kommunion und Firmung. Winkler möchte junsen“, gen Menschen vermitteln, was es bedeute, Christsein zu leben, und eine klare Akzeptanz zum oft staubigen Image herstellen. Daher betreut und begleitet sie in ihrer Ausbildung junge Leute bis zur Konfirmation. Außerdem freue sie sich, wenn sie einen Anstoß geben kann. „Glaube“, so sagt sie, „entsteht in einer Gemeinschaft.“
Sie hat am eigenen Leib erfahren, wie es auch anders aussehen kann. Neben ihrem Studium arbeitete sie in einem Kinder- und Jugendheim. Sie hatte mit Menschen zu tun, die sozial und emotional stark beeinträchtigt waren. So erzählt die Diakonin von einem psychisch kranken Jugendlichen, dessen Eltern Drogenprobleme hatten. „Gerade diese Menschen, die sich vermehrt mit Verlust beschäftigen, erkennen oftmals nicht, was der Glaube ihnen bringen soll, weil ihre Probleme schlicht präsenter sind.“
Winkler meint, dass jeder den Glauben so auslegen solle, wie er sich wohl dabei fühlt. Nach ihrer Ausbildungszeit möchte Winkler sehen, wie es für sie weitergeht. „Irgendwann möchte ich auch mehr Verantwortung übernehmen.“