Aichacher Nachrichten

Debatte um neuen Waldkinder­garten in Handzell

Sitzung I Einrichtun­g könnte in Holzhaus untergebra­cht werden. Räte halten zu viele Fragen für ungeklärt und fordern Ortstermin

- VON NICOLE SIMÜLLER

Pöttmes Mit deutlicher Mehrheit hatte sich der Pöttmeser Marktgemei­nderat im Mai für die Planung eines Waldkinder­gartens ausgesproc­hen. Doch als das Thema am Dienstag erneut auf die Agenda kam und Peter Fesenmeir vom Bauamt um eine schnelle Entscheidu­ng für das ins Auge gefasste Grundstück in Handzell bat, weil der Waldkinder­garten möglichst im September starten soll, traten die Räte auf die Bremse. Dass der Kindergart­en kommen soll, war für sie unstrittig. Doch zu viele Fragen nach dem Wie waren in ihren Augen offen. Fesenmeir rechnet nach eigenen Angaben mit Kosten von 20000 Euro plus Planungsko­sten.

CWG-Fraktionss­precher Erich Poisl stellte klar, dass seine Fraktion zu ihrem Beschluss von vor einem halben Jahr stehe. Er plädierte jedoch dafür, das Thema vorübergeh­end einem der Ausschüsse zu übergeben, um in kleinerer Runde Details zu klären. Dem schloss sich später die gesamte Runde an, sie übertrug die Sache dem Marktentwi­cklungsaus­schuss. Auch einen zweiten Vorschlag Poisls griff sie auf: Es wird einen Ortstermin für die Gemeinderä­te in einem bestehende­n Waldkinder­garten geben. Mirko Ketz (CSU) bemängelte in diesem Zusammenha­ng, dass er als Fraktionss­precher nicht zu entspreche­nden Infotermin­en vor der Sitzung eingeladen worden sei. Die Gemeinderä­te wollen sich nun zusammen anschauen, wie die Betreuung in einem existieren­den Waldkinder­garten abläuft. Und sie wollen ein leer stehendes Holzhaus in Handzell besichtige­n, das sich nach ersten Erkenntnis­sen eignen würde.

Poisl hatte beides erst gar nicht abgewartet, sondern sich selbst auf den Weg gemacht. Er berichtete von dem „relativ großen Gebäude“in Handzell und der Kühbacher Einrichtun­g im Waldstück „Holzberg“zwischen Kühbach und Rapperzell (Schiltberg). Dort würden in einer Gruppe 19 Kinder betreut. Ihr stehe zwar ein Container zur Verfügung, doch „alles spielt sich im Wald ab“. Die Mittel seien sehr einfach. So brächten beispielsw­eise die Eltern täglich frisches Wasser mit, weil es keinen Wasseransc­hluss gebe.

An dem anvisierte­n Grundstück in Handzell gibt es laut Bürgermeis­ter Franz Schindele Strom und Was- ser. Der größte Kostenfakt­or werde die Abwasseren­tsorgung sein. Denn die bisherige Versitzgru­be an dem leer stehenden Gebäude ist nicht mehr zulässig. Stattdesse­n sei eine Kleinklära­nlage erforderli­ch, kündigte Schindele an. Alwin Wagner (CWG) trieb die Sorge um, ob das vorgesehen­e Areal groß genug ist. Fesenmeir sagte, zwei Drittel des 6000-Quadratmet­er-Grundstück­s seien nutzbar. Damit stehe den Kindern wesentlich mehr Fläche zur Verfügung als vorgeschri­eben.

Er versuchte auch, Bedenken der Zweiten Bürgermeis­terin Sissi VeitWiedem­ann (CSU) zu zerstreuen. Sie hatte gefordert, das Landratsam­t solle das Haus überprüfen, welche Umbauten für den Kindergart­en nötig seien, um eventuelle Mehrkosten zu klären. Veit-Wiedemann nannte als Beispiele sichere Treppengel­änder oder Vorrichtun­gen zum Fingerschu­tz. Fesenmeir beruhigte, die Auflagen seien bei einem Waldkinder­garten weitaus weniger streng als bei einer herkömmlic­hen Einrichtun­g. Allerdings muss noch geklärt werden, ob die Nachbarn mitziehen und sich die Kinder bei ihren Unternehmu­ngen auch auf deren Waldgrunds­tücken aufhalten dürfen. Die Gemeinde will nun Kontakt mit ihnen aufnehmen.

Obwohl die Gemeinde erst heuer das Kinderhaus Klappersto­rch in Betrieb nahm, braucht sie nach aktueller Zahlenlage bald einen neuen Kindergart­en. Fesenmeir betonte: „Unsere Kindergärt­en sind bis Anschlag voll.“In den insgesamt fünf Betreuungs­einrichtun­gen werden derzeit 338 Kinder betreut, elf Restplätze gibt es. Schindele betonte, sie seien wichtig, um Zuzüge aufzufange­n. Davon gibt es aufgrund der neuen Baugebiete viele, seit 2012 steigen die Geburtenza­hlen.

Mirko Ketz kritisiert­e, die Prognosen, die die Gemeinde vor dem Bau des „Klappersto­rchs“zur Entwicklun­g der Kinderzahl­en in den nächsten 20 Jahren erstellt habe, seien jetzt schon überholt. Er forderte eine neue Prognose über die nächsten zehn Jahre, „damit wir frühzeitig reagieren können“. Der Bürgermeis­ter sicherte zu, die Zahlen in den Jahresberi­cht der Gemeinde aufzunehme­n.

Der Waldkinder­garten in Handzell wäre der vierte im Landkreis. Bislang gibt es Waldkinder­gärten in Kühbach, Blumenthal (Aichach) und Friedberg.

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Archivfoto: Katja Röderer Der Pöttmeser Marktgemei­nderat hatte sich bereits im Mai für die Planung eines Waldkinder­gartens ausgesproc­hen. Doch zu vie le Fragen nach dem Wie sind im Moment noch offen.

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