Aichacher Nachrichten

Verliebte busseln nun vor barockem Gelb

Die Renovierun­g der Kissinger Burgstallk­apelle ist abgeschlos­sen. Der Kirchenpfl­eger freut sich über das Resultat der Arbeiten. Mit der neuen Farbe kann sich allerdings noch nicht jeder anfreunden

- VON HEIKE JOHN

Kissing Noch rechtzeiti­g vor Beginn der feuchten Herbstwitt­erung wurden die Renovierun­gsarbeiten an der Kissinger Burgstallk­apelle fertig. Längst ist das Baugerüst entfernt und mittlerwei­le haben auch die Bäume ihr Blätterwer­k größtentei­ls verloren, sodass der Blick auf das nun gelbe Kissinger Wahrzeiche­n weitgehend unverstell­t ist.

„Ein zufriedens­tellendes Ergebnis“, wie Kirchenpfl­eger Helmuth Kirchberge­r bei einer abschließe­nden Begehung zusammen mit Pfarrer Alfredo Quintero und Anton Kriesch vom zuständige­n Architekte­nbüro übereinsti­mmend bemerkte. Die Feuchtigke­itsschäden sind behoben und ein besonders witterungs­beständige­r Anstrich wurde aufgebrach­t. Nur Bürgermeis­ter Manfred Wolf kann sich noch nicht so ganz mit dem gelben Anstrich der Burgstallk­apelle anfreunden. „Das Weiß-Blau war halt markant und einzigarti­g“, findet er. „Wenn ich mit meinem Rennrad übers Land fahre, dann fällt mir auf, dass die meisten Kirchen in diesem Gelbton gestrichen sind. Das ist halt leider alles sehr einheitlic­h.“Bei der Mondfinste­rnis vor einigen Wochen gelang ihm eine Aufnahme von seinem Balkon aus, die den gelb gestrichen­en Burgstall perfekt in Szene setzt. „Im Mondlicht, da macht sich das Gelb schon gut“, gibt das Gemeindeob­erhaupt zu.

Pfarrer Alfredo Quintero war von dem Foto gleich so begeistert, dass er es gerne für den nächsten Pfarrbrief verwenden will. Darin werden wohl auch die einzelnen Posten für die Renovierun­gsarbeiten noch einmal transparen­t gemacht. Die Gesamtkost­en bewegen sich um die 70 000 Euro, gibt Helmuth Kirchberge­r Auskunft. „Da ist jetzt aber auch für die nächsten 20 bis 30 Jahre a Ruh“, ist sich der Kirchenpfl­eger sicher. 65 Prozent der Kosten für die Außenrenov­ierung übernimmt das Bistum. Die Innenrenov­ierung muss die Pfarrei selbst tragen und freut sich deshalb über Spenden wie die vom katholisch­en Frauenbund in Kissing, der 500 Euro vom Erlös aus verschiede­nen Veranstalt­ungen wie den Frauenfrüh­stücken bereithält. Einen Zuschuss in Höhe von einem Drittel der Gesamtkost­en genehmigte der Kissinger Gemeindera­t bereits in seiner Sitzung im Mai vergangene­n Jahres. „Normalerwe­ise sind es nur zehn bis 15 Prozent, aber das Kissinger Wahrzeiche­n war uns das schon wert“, erklärte Wolf. Die gelbe Farbe des Barocks wurde vom Landesdenk­malamt als ursprüngli­che Farbe des historisch­en Altputzes festgestel­lt und für den neuen Anstrich empfohlen. „Es gibt schon noch Zeitzeugen, die sich an das frühere Gelb erinnern können“, weiß Helmuth Kirchberge­r. Der Kirchenpfl­eger zählt sich selbst dazu. „Aber wir haben leider kein Foto mehr davon.“

Das Büchlein über Kissings Kirchen und Kapellen, das vom hiesigen Heimatfors­cher Hanns Merkl verfasst wurde, zeigt den Burgstall schon in Weiß-Blau. Für die nächste Auflage muss das Foto dann ebenso aktualisie­rt werden wie in den Touristikb­roschüren. „Jetzt stimmt unsere Fahne nimmer“, habe auch die Altortjuge­nd bedauert. Aber ob weiß-blau oder gelb, eines wird bleiben: Die Burgstallk­apelle war schon immer ein attraktive­s Ausflugszi­el und vor allem bei Spaziergän­gern beliebt.

Erst Mitte Oktober veranstalt­ete die Kissinger Pfarrei ihre letzte Lichterpro­zession rund um den Kalvarienb­erg und zur Kapelle hinauf. Und auch Liebespärc­hen finden mit Sicherheit noch wie früher händchenha­ltend den Weg zur Kapelle hinauf. „Hier oben hat doch so mancher das erste Mal seine Liebste geküsst“, mutmaßt Manfred Wolf, der selbst ein geborener Kissinger ist.

Nachdem sich der Burgstall nun in neuem Glanz auf Kissings „Heiligem Berg“präsentier­t, wünschte Pfarrer Alfredo Quintero, dass er von unten aus dem Ort künftig noch besser zu sehen ist. Der Rückschnit­t der Bäume und Büsche erfolge nach einem festen Drei-Jahres-Schnittpla­n informiert­e Bürgermeis­ter Manfred Wolf.

Über Weihnachte­n werden voraussich­tlich wieder sehr viele Besucher die steile Treppe zur Burgstallk­apelle hinaufgehe­n. Denn in der Adventszei­t wird wieder die große Weihnachts­krippe mit wechselnde­n Bildern aufgebaut. „Leider ist Erwin Grundler verstorben, der sich über viele Jahre um den Aufbau dieser Anlage gekümmert hat“, bedauert Helmuth Kirchberge­r. Aber dankenswer­terweise macht sein Partner Josef Weiss weiter, sodass man sich wieder auf das traditione­lle Kripperlsc­hauen im Burgstall freuen kann.

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Foto: Manfred Wolf Bürgermeis­ter Manfred Wolf gelang vom Balkon seines Hauses aus bei der Mond finsternis diese romantisch­e Aufnahme vom Burgstall.
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Fotos: Heike John Bei der abschließe­nden Begutachtu­ng zeigten sich alle Beteiligte­n zufrieden mit dem neuen Anstrich der Burgstall kapelle.
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Kirchenpfl­eger Hartmuth Kirchberge­r zeigt, wo im Inneren renoviert wurde.

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