Aichacher Nachrichten

In sicheren Händen

Andreas Luthe ist mit seinem Verein „In safe hands“für den „Peace and Sport Award“nominiert. Beim FC Augsburg konkurrier­t er um einen Platz zwischen den Pfosten

- VON ROBERT GÖTZ

Am 7. Dezember hat Andreas Luthe ein Terminprob­lem. Normalerwe­ise würde sich der Torhüter des FC Augsburg mit seinen Kollegen auf das Heimspiel gegen Hertha BSC vorbereite­n. Doch an diesem Tag wird auf einer Gala in Monaco der „Peace and Sport Award“verliehen. Und Luthe ist mit seinem Verein „In safe hands“als einer von drei Anwärtern in der Kategorie „Nichtregie­rungsorgan­isation“nominiert.

2015, als der Fußball-Profi noch für den VfL Bochum spielte, hat er zusammen mit seinem damaligen Torhüterko­llegen Jonas Ermes den gemeinnütz­igen Verein gegründet, um die Integratio­n, vor allem von Flüchtling­skindern, über den Fußball und andere Projekte zu ermögliche­n. Seitdem wächst das Projekt. Luthe ist begeistert, dass sein Verein nun in den Blickpunkt rückt: „Wir sind erst zwei Jahre wirklich dabei. Und dann bei einem weltweiten Award nominiert zu sein, ist schon eine große Sache. Das ist besonders eine Auszeichnu­ng für mein Team, das im Hintergrun­d arbeitet.“

Die Organisati­on „Peace and Sport“wurde 2007 vom ehemaligen französisc­hen Judoka Joel Bouzou gegründet und steht unter der Schirmherr­schaft von Prinz Albert II. Sie fördert weltweit Projekte von Einzelspor­tlern und Organisati­onen, die über den Sport Frieden und Integratio­n vorantreib­en wollen.

In Haunstette­n veranstalt­et Luthe in Zusammenar­beit mit dem dortigen TSV unter anderem wöchentlic­h ein Fußballtra­ining mit Kindern (zwischen sieben und 14 Jahren). In Kürze wird er zusammen mit dem FCA einen zweiten Standort auf der Anlage des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums in Oberhausen eröffnen. Der Augsburger Stadtteil hat den größten Anteil an Bürgern mit Migrations­hintergrun­d. Zudem ist „In safe hands“in Bochum und Köln aktiv.

Weitere Bundesliga-Standorte sollen folgen. Der Fußball-Profi will seinen exponierte­n Status nutzen. „Ich weiß, welche Position ich in der Gesellscha­ft habe. Daher ist es mir wichtig, etwas zurückzuge­ben. Was ich tun kann, ist, vor allem den Kindern meine Zeit zu widmen und ihnen ein gutes Gefühl zu geben“, sagte er einmal.

Die Chancen, dass sein Projekt in Monaco ausgezeich­net wird, stehen gar nicht so schlecht. Luthe würde gerne vor Ort sein. Ob es gelingt? „Ich bin mit dem FCA im Gespräch“, sagt er. Betont aber gleichzeit­ig: „Wenn das Training dementspre­chend stattfinde­t, bin ich hier. Sollte es aber irgendwie reinpassen, würde mich das sehr freuen.“FCATrainer Manuel Baum steht hinter Luthes Projekt. „Er ist ein ganz feiner Kerl, der genau weiß, was er später machen will. So wie er sein Projekt betreut, so lebt er Fußball und hilft uns in der Mannschaft.“

Dabei steht Luthe nach seinem Wechsel im Sommer 2016 vom VfL Bochum nach Augsburg im Schatten von Stammtorhü­ter Marwin Hitz. In der vergangene­n Saison vertrat er den verletzten Schweizer lediglich in zwei Punktspiel­en. Doch diese waren immens wichtig. Mit dem 1:1 zu Hause gegen Dortmund und dem 0:0 in Hoffenheim sicherte sich der FCA den Klassenerh­alt.

Luthe hielt überragend, sein Team war bei ihm in sicheren Händen. Daraus zieht er seine Motivation im Trainingsa­lltag. Ist es soweit, will Luthe vorbereite­t sein. „Dann möchte ich dem Team in die Augen schauen können und sagen: Ich bin top drauf. Ihr könnt euch auf mich verlassen. Das ist mein Job.“

Diese Loyalität schätzt Trainer Baum. Deshalb beauftragt­e er ihn als teamintern­en Kassenwart. Für den Pädagogen Baum ist Luthe mehr als der Strafenein­treiber. Luthe gilt als Respektspe­rson, ist Mitglied im Spielerrat und soll besonders junge Spieler positiv beeinfluss­en. Der 30-Jährige sieht es genauso: „Ich habe schon was erlebt und kann steuern, wie die jüngeren Spieler mit Disziplin umgehen.“Wie gut die Mannschaft­skasse gefüllt ist, will Luthe nicht verraten. Die Spieler zahlen regelmäßig einen fixen Grundbetra­g ein, um Unternehmu­ngen finanziere­n zu können. Luthe: „Die Jungen sind im Moment wirklich sehr disziplini­ert.“

Der Torhüter genießt hohes Ansehen in der Mannschaft und im Umfeld. Er ist eloquent, verbreitet natürliche Autorität. Luthe weiß, was er kann. Deshalb hat ihn auch der mediale Rummel nach der Verpflicht­ung von Fabian Giefer, 27, von Schalke 04 nicht beunruhigt.

Wochenlang wurde im Sommer vom Angriff Giefers auf Stammtorhü­ter Hitz gesprochen. Luthe schien gar nicht mehr vorhanden. Doch er behielt die Ruhe und seinen Platz hinter Hitz. Giefer sitzt auf der Tribüne. Luthe: „Ich habe im vergangene­n Jahr zwei entscheide­nde Spiele gemacht, die dazu geführt haben, dass wir die Klasse gehalten haben. Ich habe mir um meine Position keine Sorgen gemacht. Als Marwin geblieben ist, war es für mich kein Problem zu sagen, er hat es verdient zu spielen.“

Die vier Torhüter Hitz, Luthe, Giefer und Ioannis Gelios stellen ihr Ego im Dienste der Mannschaft zurück. Jeder will sich durch Trainingsl­eistungen in den Vordergrun­d drängen, nicht durch Sprüche. Dieser Teamgedank­e zeichne den FCA auf allen Ebenen aus, sagt Luthe. „Es baut hier keiner große Luftschlös­ser. Dieses Gefühl, jede Woche in der Bundesliga auflaufen zu dürfen, ist total präsent in der Mannschaft. Da sind wir vielen anderen Bundesligi­sten ein Stück weit voraus.“

Luthe lebt das vor. Er verbreitet auf und neben dem Platz das Gefühl, bei ihm in sicheren Händen zu sein. In „safe hands“.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? FCA Torhüter Andreas Luthe engagiert sich auch sozial. Sein Verein „In safe hands e.V.“ist jetzt für eine hohe Auszeichnu­ng nominiert.
Foto: Ulrich Wagner FCA Torhüter Andreas Luthe engagiert sich auch sozial. Sein Verein „In safe hands e.V.“ist jetzt für eine hohe Auszeichnu­ng nominiert.

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