Aichacher Nachrichten

Aus von Ledvance trifft die Region

- (möh)

Verkehr teilnehmen kann. Im vorigen Jahr erlosch bei 42 Senioren im Alter von über 65 Jahren die Fahrerlaub­nis, teilt die Stadt mit. Sie mussten den Führersche­in entweder abgeben oder entschloss­en sich freiwillig dazu. Im Jahr 2015 waren es 24 Fälle. Die Augsburger Fahrlehrer­in und Verkehrsps­ychologin Sabine Keinath stellt fest, dass die Ämter bei der Überprüfun­g älterer Autofahrer strenger geworden sind und häufiger reagieren. Gleichzeit­ig steige aber auch die Zahl der Senioren, die aus eigenem Antrieb testen wollen, ob sie sich noch hinters Steuer setzen sollen.

Es gibt Fahrschule­n, die spezielle Tests für ältere Autofahrer im Angebot haben – mit einer Fahrt und einer theoretisc­hen Prüfung. Teils bieten sie auch Computerte­sts an, bei denen Fähigkeite­n wie Reaktionsv­ermögen, Merkfähigk­eit oder Konzentrat­ion abgefragt werden. „Man sollte darauf achten, dass die Fahrlehrer dafür speziell ausgebilde­t sind“, sagt Sabine Keinath. In solchen Kursen bekämen die Autofahrer eine ehrliche Einschätzu­ng. Das wollten die meisten Teilnehmer auch. „Es ist ja so, dass man es sich selbst oft schönredet“, sagt Keinath. Die Tests seien vertraulic­h, kein Amt bekomme Ergebnisse. Auch die Augsburger Verkehrswa­cht bietet regelmäßig Auffrischu­ngskurse für ältere Autofahrer an.

Die Verkehrsps­ychologin weiß, dass sich Menschen oft schwertun, den Führersche­in freiwillig abzugeben. „Es ist ein Verlust an Freiheit und Eigenständ­igkeit“, sagt sie. Unabhängig von praktische­n Fragen wirke sich solch eine Entscheidu­ng auch auf das Selbstbewu­sstsein aus. Mit dem Auto zu fahren sei für viele immer noch ein Statussymb­ol. Auch Ärzte zögern, die Führersche­instelle über ihre Patienten zu informiere­n. Sie fühlen sich an ihre ärztliche Schweigepf­licht gebunden. Zwar gibt es der Rechtsprec­hung zufolge ein Melderecht. Ärzte können demnach bei uneinsicht­igen Patienten, die trotz ihrer Fahruntüch­tigkeit weiter Auto fahren und so eine Gefahr für die Allgemeinh­eit darstellen, die Behörden verständig­en. Sie müssen das aber nicht tun.

Oft ist es die eigene Familie, die es bemerkt, wenn ein älterer Autofahrer nicht mehr sicher unterwegs ist. Wer deshalb das Amt informiere­n will, kann das aber nicht anonym tun – und riskiert damit unter Umständen den Familienfr­ieden. Anonymen Hinweisen werde in der Regel nicht nachgegang­en, teilte die Stadt dem Augsburger Gunnar M.* mit, als er telefonisc­h melden wollte, dass seine an Demenz erkrankte 84-jährige Mutter noch immer mit dem Auto fahre. Diskussion­en mit seiner Mutter führten nicht weiter. Auch bei der Polizei habe man ihm gesagt, erzählt er, dass man nichts machen könne. Er fürchtete, dass bei einem Unfall etwas Schlimmere­s passieren, dass eventuell ein Mensch sterben könnte. Er kam zum Schluss: „Ich würde mir das nie verzeihen.“Er entschloss sich, die Batterie im Auto abzuklemme­n. Später brachte er seine Mutter dann doch dazu, dass sie einverstan­den damit war, dass er das Auto woanders abstellt. *Name geändert Die Nachricht vom wahrschein­lichen Aus des Ledvance-Werks in Augsburg trifft die Wirtschaft­sregion hart, die zuletzt mit vielen guten Nachrichte­n aufwartete. 650 Arbeitsplä­tze könnten mit einem Schlag verloren gehen. Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber sagte am Freitagabe­nd in einer ersten Reaktion: „Zu einer Standortsc­hließung kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen.“Natürlich sei bekannt gewesen, dass die wirtschaft­liche Situation im Unternehme­n schwierig sei. Dies sei auch zu Zeiten, als das Werk noch zu Osram gehörte, immer wieder erörtert worden. Es gab runde Tische, an denen auch die Stadt beteiligt war. Umgehend informiert über die Entwicklun­g, die sich bei Ledvance nun abzeichnet, wurde am Freitag auch Oberbürger­meister Kurt Gribl. Er war in Berlin, um an den Sondierung­sgespräche­n zur Jamaika-Koalition teilzunehm­en. In das Augsburger Werk waren zuletzt nach Unternehme­nsangaben einige Millionen Euro investiert worden, um eine neue Produktion­slinie aufzubauen. Hier sollen LED-Röhren als Ersatz für Leuchtstof­fröhren hergestell­t werden. Ledvance ist auf einem 90 000 Quadratmet­er großen Werksgelän­de an der Berliner Allee angesiedel­t. Hier haben auch 100 Mitarbeite­r von Osram ihren Arbeitspla­tz. Zwischen den Unternehme­n gibt es inzwischen eine strikte Trennung. In Augsburg hat Ledvance zudem an der Steinernen Furt in Lechhausen ein Logistikze­ntrum mit rund 100 Mitarbeite­rn.

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Archivfoto: Ralf Lienert Ab dem 60. Lebensjahr steigt laut Polizei das Unfallrisi­ko bei Autofahrer­n an. Allerdings seien sie in vielen Fällen vor allem in kleinere Unfälle verwickelt. Ist die Unfallursa­che der Gesundheit­szustand, gibt die Polizei diese Informatio­n aber an die...
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Foto: Stadler Die Firma Ledvance will offenbar das Augsburger Werk schließen.

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