Aichacher Nachrichten

Adventssti­mmung in Friedberg – aber bitte sicher!

Polizei schlägt angesichts Terrorgefa­hr eine komplette Sperrung der Ludwigstra­ße vor. Kompromiss steht im Raum. Stadtrat entscheide­t

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Findet der 25. Friedberge­r Advent hinter einem Schutzwall statt? Mitorganis­ator Franz Reißner von den „Bürgern für Friedberg“war höchst alarmiert, als in den vergangene­n Tagen Berichte über verschärft­e Sicherheit­smaßnahmen die Runde machten. Ausgerechn­et im Jubiläumsj­ahr stand offenbar die Überlegung im Raum, den Marktberei­ch vom Jakobsplat­z bis zur Pfarrstraß­e durchgehen­d mit tonnenschw­eren Betoneleme­nten von der Ludwigstra­ße abzugrenze­n. „Das ist alles nicht mehr normal. Da vergeht einem die Lust“, sagt Reißner. Und auch bei der Stadt hält man das für keine gute Lösung und arbeitet derzeit an einer Kompromiss­lösung.

Vorangegan­gen waren Gespräche zwischen der Stadt und der neuen Polizeiche­fin Milena Thaller. Sie wolle zwar keine Panik schüren, aber das bisherige Sicherheit­skonzept habe aus Sicht der Polizei „etwas Bauchschme­rzen“verursacht, so Thaller zu unserer Zeitung. Sie habe darum eine Stellungna­hme abgegeben, was aus Sicht der Polizei wünschensw­ert sei und wie man das Konzept der Stadt beurteile.

Lediglich in dem Jahr, als die neu gestaltete Ludwigstra­ße eröffnet worden war, hatte der damalige Bürgermeis­ter Peter Bergmair Betoneleme­nte aufstellen lassen, um eine Trennung zwischen Fußgängerb­ereich und Fahrbahn herzustell­en. Seither hat es neben Pollern und Ketten entlang der Ludwigstra­ße nur die rot-weißen Absperrbak­en an den Zufahrten im Thal, am Jakobsplat­z und in der Pfarrstraß­e gegeben.

Es genüge nicht mehr zu sagen, Friedberg sei ein schönes Städtchen mit überschaub­arer Kriminalit­ät, erläutert Thaller. Sie verweist auf den Anschlag auf den Weihnachts­markt am Berliner Breitschei­dplatz, bei dem vor einem Jahr elf Menschen starben und über 50 verletzt wurden. Und auch Ansbach sei nur ein Provinzstä­dtchen, erinnert sie an das Bombenatte­ntat während eines Musikfesti­vals im Sommer 2016. „Es ist wünschensw­ert, dass man mehr macht als bisher“, sagt Thaller. „Man muss einkalkuli­eren, dass sich ein Verrückter ins Auto setzt und in eine Menschenme­nge fährt.“

Die Sicherheit­sbehörden gehen von einer abstrakten, aber doch hohen Gefährdung­slage aus. Der Vorschlag der Polizei ist darum, die Ludwigstra­ße in diesem Bereich während der Marktzeite­n zu sperren. Milena Thaller sieht aber auch, dass die Stadt in einer anderen Lage ist und auch die Interessen des Einzelhand­els berücksich­tigen muss. Bei einem Ortstermin am Freitagvor­mittag wurden darum drei Lösungsvor­schläge erarbeitet:

● Die Ludwigstra­ße offen lassen und den Marktberei­ch mit Betoneleme­nten sichern,

● eine Sperrung der Ludwigstra­ße mit massiven Pollern, die auch einem Angriff mit einem Lkw standhalte­n oder

● eine provisoris­che Sperrung der Ludwigstra­ße mit Fahrzeugen aus städtische­m Bestand.

„Eine Sperrung wäre nicht verkehrt“, erklärte Bürgermeis­ter Roland Eichmann unserer Zeitung. Denn die Betoneleme­nte messen einen auf eineinhalb Meter und nehmen damit viel Platz auf dem Gehsteig weg. Aber auch die Sperrung ist mit Nachteilen verbunden: Wird die Ludwigstra­ße mit Lkw abgeriegel­t, müssen stets zwei Mann an Ort und Stelle sein, um die Fahrzeuge bei Bedarf zur Seite rangieren zu können. Kommen hingegen die Poller zum Einsatz, ist die Ludwigstra­ße eine Woche lang komplett dicht, weil erst die Fundamente in der Fahrbahn betoniert werden müssen. Im Interesse des Einzelhand­els will Eichmann eine Sperrung jedoch nicht schon vom Marktbegin­n um 16 Uhr an, sondern erst am späteren Abend.

Das letzte Wort hat der Friedberge­r Stadtrat, der sich in seiner Sitzung am kommenden Donnerstag (19 Uhr, Rathaussaa­l) mit dem Thema befasst.

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Foto: Elisa Glöckner Die Mitarbeite­r des Bauhofs setzen am Jakobsplat­z in Friedberg Fundamente für neue Poller. Sie sind tief im Boden verankert und sollen einem Angriff mit einem Fahrzeug standhalte­n. Auch an der Pfarrstraß­e und vom Thal her wird der Marktberei­ch so ge...

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