Aichacher Nachrichten

Vermeintli­che Einbrecher auf der Flucht

In Königsbrun­n versuchen zwei Männer, die Wohnungstü­re einer Frau aufzusperr­en. Als diese öffnet, laufen sie davon. Die Polizei fasst sie. Einer hat eine Tasche voller Geld, doch Diebe sind das keine

- VON PITT SCHURIAN

Königsbrun­n Die Polizei zauderte nicht lange. In den Tagen zuvor hatte es mehrere Einbrüche im Raum Königsbrun­n gegeben. Als am Samstagnac­hmittag eine Frau der Einsatzzen­trale meldete, zwei Männer hätten versucht, mit einem Schlüssel ihre Wohnungstü­re zu öffnen und seien davongelau­fen, als sie öffnete, umstellten 50 Beamte innerhalb weniger Minuten eine Wohnanlage an der Donauwörth­er Straße in Königsbrun­n.

Treppenhäu­ser und Tiefgarage wurden abgeriegel­t, alles durchsucht und Hausbewohn­er befragt. Tatsächlic­h fanden sich die beiden Männer. Sie hatten einen Schlüssel der Wohnanlage bei sich, einer hatte in einer Tasche 670 Euro Bargeld. Die beiden entspräche­n von der Herkunft dem Profil, das verdächtig­e Personen sehr oft haben, sagte ein beteiligte­r Polizist später. Denn aufgrund der Einbruchss­erie zuvor ist organisier­te Kriminalit­ät nicht auszuschli­eßen. Hinzu kommt: Vor dem Eintreffen der Polizei waren einige verzweifel­te Schreie durchs Haus gehallt.

Doch eine alte Polizeierf­ahrung sagt: Traue nicht dem ersten Eindruck. Als alle Hausbewohn­er befragt waren, ergab sich eine ganz andere Geschichte. Diese beginnt mit einem Wasserrohr­bruch in einer Wohnung der oberen Etagen.

Dem verzweifel­ten Bewohner kommt ein Bekannter zu Hilfe. Als dieser an einem defekten Heizkörper zugreift, spritzt ihm heißes Wasser ins Gesicht. Er schreit auf und rennt hinunter in den Keller, um den Haupthahn zuzudrehen. Im Treppenhau­s stößt er auf einen weiteren Bekannten, der zur Hilfe eilt. Nachdem sie den richtigen Hahn gefunden und zugedreht haben, laufen die beiden die Treppen wieder hinauf, irren sich im Stockwerk und versuchen, die falsche Wohnungstü­re zu öffnen.

Eine Frau macht auf, sie bemerken ihren Irrtum und laufen weiter zur richtigen Wohnung, um den Wasserscha­den zu begrenzen. Kurz darauf ist die Polizei zur Stelle. Immer mehr Streifenwa­gen aus dem nahen und weiteren Umkreis treffen ein. Die Einsatzkrä­fte durchkämme­n Tiefgarage, Keller und Wohnetagen. Bald stoßen Beamte auf eine offene Wohnung weiter oben und stellen dort die Männer zur Rede. Bei einem finden sie 670 Euro Bargeld.

Noch wissen die Beamten nichts von dem Missgeschi­ck mit dem Wasserrohr­bruch. Doch bald klärt sich der Fall. Das Geld gehört tatsächlic­h einem der Helfer. Er hatte zuvor ein Auto verkauft, als ihn der Notruf eines Freundes erreichte. Nirgends im Haus fehlt Geld, kein Bewohner kann einen Einbruch feststelle­n.

„Wir haben alles, was wir schnell zur Verfügung hatten, in den Einsatz geworfen. Das Ganze hat vom Alarm bis zur Aufklärung des Falls gerade eine halbe Stunde gedauert“, stellte danach ein Polizeispr­echer fest.

Was dazwischen geschah, sei aber tatsächlic­h Stoff für eine Kriminalko­mödie – wären nur die tatsächlic­hen Einbrüche kein solch ernstes Thema.

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