Aichacher Nachrichten

Heute ist der Schicksals­tag bei Ledvance

Am Mittag wird voraussich­tlich das Aus für den Standort Augsburg mit seinen 650 Mitarbeite­rn bekannt gegeben. Stadt, Arbeitsage­ntur und Gewerkscha­ft beraten das weitere Vorgehen. Gribl schaltet Staatsregi­erung ein

- VON STEFAN KROG (mit nist

Für die 650 Mitarbeite­r des Lampenhers­tellers Ledvance war es ein Wochenende des Bangens und Wartens: Die am Freitag durchgesic­kerte Botschaft, dass der Konzern den Standort in Augsburg schließen will, kam überrasche­nd. „Dass das Geschäft nicht gut läuft, war schon klar, aber das war zuletzt bei Osram auch der Fall“, sagt ein Mitarbeite­r. Jeder frage sich nun, wie es mit ihm persönlich weitergehe.

Am heutigen Montagmitt­ag möchte Ledvance auf einer Betriebsve­rsammlung die Belegschaf­t informiere­n. Dann dürfte auch klar sein, ob alle Bereiche – etwa auch Logistik oder Forschung und Entwicklun­g – betroffen sein werden. Ledvance bemühte sich zuletzt, neben dem von Osram abgestoßen­en rückläufig­en Geschäft mit Leuchtstof­fröhren und Energiespa­rlampen auch im zukunftstr­ächtigen LEDBereich verstärkt tätig zu werden. So wurde eine neue Fertigungs­linie eingericht­et. Ledvance investiert­e mehrere Millionen.

Heute dürfte auch klar werden, ab wann die Lichter bei Ledvance im Werk an der Berliner Allee und möglicherw­eise auch im LogistikZe­ntrum an der Steinernen Furt mit etwa 100 Mitarbeite­rn ausgehen. Als vor einem guten Jahr der Übernahmed­eal zwischen Osram und Ledvance ausgehande­lt wurde, setzte die IG Metall durch, dass alle Betriebsve­reinbarung­en etwas länger als gesetzlich vorgeschri­eben gelten sollen, nämlich bis Ende 2018. Eine längerfris­tige Standort- oder Arbeitspla­tzgarantie konnte aber nicht festgeschr­ieben werden. Als Zeitpunkt für die Schließung ist angeblich Ende 2018 im Gespräch.

Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) hatte noch am Freitagabe­nd, die Nachricht über unsere Zeitung die Runde machte, mit Ministerpr­äsident Horst Seehofer und Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner gesprochen. Man werde in Augsburg – wie schon beim Insolvenza­ntrag von Manroland – einen runden Tisch mit der Arbeitsage­ntur, den Wirtschaft­skammern und der Gewerkscha­ft einberufen. „Diese ,Allianz für Arbeit’ ist ein bewährtes Hilfsangeb­ot“, so Gribl. Zunächst müsse man aber abwarten, was am Montag verkündet wird. Sollte es zur Komplettsc­hließung kommen, wäre der Verlust von 650 Arbeitsplä­tzen ein „harter Schlag“für die Region. „Ich denke da an die einzelnen Mitarbeite­r und die Familien. Für die ist es eine sehr schwierige Situation, in der es dem Einzelnen erst einmal nichts bringt, wenn man auf die insgesamt gute Wirtschaft­slage verweist.“Gleichwohl wolle man versuchen, Zuversicht zu geben. Wirtschaft­sministeri­n Aigner sagt, es werde nun auch darum gehen, mit der Firmenleit­ung Kontakt aufzunehme­n. Eine etwaige Schließung werde man aber kaum abwenden können. Die Nachfrage nach den in Augsburg hergestell­ten Produkten sei gesunken. Aigner betont, dass der Freistaat Augsburg in den vergangene­n Jahren bei der Bewältigun­g des Strukturwa­ndels unterstütz­t habe, etwa mit dem Fraunhofer-Instituts am Innovation­spark.

Es ist in Augsburg mit seiner stark produktion­sorientier­ten Wirtschaft nicht das erste Mal, dass es zu massivem Stellenabb­au in Fabriken kommt. Schon bevor es zur Abspaltung von Ledvance kam, gingen bei Osram hunderte Arbeitsplä­tze verloren. Ein weiteres Beispiel ist Manroland – nach Jahren der Kurzarbeit schlittert­e das Unternehme­n 2011 in die Insolvenz. Zuletzt musste UPM 140 Stellen abbauen. Auch bei Weltals bild – wenngleich kein Industrieu­nternehmen – gingen etliche Arbeitsplä­tze verloren.

Zum Teil konnten Mitarbeite­r über Weiterqual­ifizierung­smaßnahmen wieder in neue Jobs vermittelt werden. Die Herstellun­g von Lampen und Glas wie bei Ledvance ist aber ein etwas spezieller­es Geschäft. IHK-Präsident Andreas Kopton glaubt trotzdem, dass aufgrund des hohen Fachkräfte­mangels für viele Ledvance-Mitarbeite­r ein neuer Job zu finden sein dürfte. „Ich bin mir sicher, dass es genügend Arbeitgebe­r geben wird, die sich für die gut ausgebilde­ten Ledvance-Mitarbeite­r interessie­ren würden.“Zunächst müsse man den heutigen Montag abwarten. Insgesamt wundere er sich über das Agieren von Siemens in den vergangene­n Jahren. Mehrere Sparten seien ausgeglied­ert und dann abgewickel­t worden. und jöh)

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