Junge Union ist gegen Seehofer
Jugendorganisation der CSU stellt sich offen gegen Parteichef Horst Seehofer. Auch in der Region wächst Unmut
Aichach Friedberg Den „glaubwürdigen personellen Neuanfang“, den die Junge Union (JU) von der CSU fordert, unterstützt Alexander Bayr: „Wie müssen einen Neuanfang wagen.“Alexander Bayr ist Kreisvorsitzender der Jungen Union. Der Nachwuchspolitiker aus Tattenhausen (Gemeinde Dasing) nahm an der Landestagung der Jungen Union in Erlangen teil. Die „Erlanger Erklärung“, welche die Jugendorganisation der CSU verabschiedete, sei richtig, so Bayr. Die JU will, dass der Parteichef und Ministerpräsident Horst Seehofer weicht und seine politischen Ämter niederlegt.
Horst Seehofer erschien zur Landestagung nicht, er sagte ab, weil er an den Sondierungsgesprächen in Berlin teilnahm. „Das war ein Fehler“, stellt Alexander Bayr fest. Bei vielen Parteimitgliedern habe die Absage zu Unverständnis geführt: „Die Stimmung ist sofort gekippt.“Er fordert zwar auch, dass Seehofer den Weg frei macht, allerdings hält er den Zeitpunkt für ungeschickt: „Das schwächt eventuell unsere Position in den Sondierungsgesprächen.“Diese solle Seehofer weiterhin führen, so Bayr. Markus Söder gilt als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge Seehofers. Für den Kreisvorsitzenden von Aichach-Friedberg ist Söder nicht der richtige Mann. „Er hat zwar objektiv gute Arbeit geleistet, persönlich ist er mir aber nicht sympathisch.“Er hält den Fraktionsvorsitzenden der Europäischen Volkspartei im Europaparlament, Manfred Weber, für geeignet. Vor allem dessen Auftritt in Erlangen imponierte Bayr: „Er stand uns offen Rede und Antwort, das ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit.“
Unabhängig von den Kandidaten findet Alexander Bayr diese Personalspekulationen gefährlich: „Es muss wieder um Inhalte gehen, nicht um Personen.“Am Parteitag Mitte Dezember müsse ein Neuanfang gemacht werden, so Bayr. Der Landtagswahl im nächsten Jahr sieht er noch gelassen entgegen: „Wir haben erkannt, was wir falsch gemacht haben.“Die Fehler der CSU im Bundestagswahlkampf sieht er vor allem im Personellen. „Es ging zu viel um die Einzelpersonen, zu wenig um Inhalte.“Horst Seehofer habe zu oft seine Meinung geändert. „Am Ende wussten die Wähler nicht, für was die CSU steht.“
Florian Wurzer von der Jungen Union in Friedberg glaubt, dass der schlechte Wahlausgang nicht nur an Horst Seehofer liegt. „Die gesamte Führung hat Fehler gemacht. Am Ende fehlte es an Teamgeist“. Dieses Miteinander vermisse Wurzer schon seit einer geraumen Zeit. „Jetzt, nach der Landestagung, ist der Teamgeist wieder da.“Martin Manhart, Ortsvorsitzender der Jungen Union in Friedberg, hält Horst Seehofer hingegen nach wie vor für den richtigen Mann an der CSUSpitze: „Klar hat er Fehler gemacht, aber er hat den Wahlkampf nicht alleine geführt.“Er kann sich gut vorstellen, dass Horst Seehofer auch nach dem Parteitag im Dezember Parteichef bleibt. „Es gibt da ein Sprichwort, das passt ganz gut: Totgesagte leben länger.“