Banalität des Bösen
Ein Einblick in das Leben von Heinrich Himmler
Arte, 20.15 Uhr Heinrich Himmler gehörte zur ersten Reihe der Nazis. Er war neben vielem anderen „Chef der Deutschen Polizei“und vor allem „Reichsführer SS“, verantwortlich für die Verfolgung und Ermordung von politischen Gegnern und für den Holocaust. „Der Anständige“heißt der Film, den die in Belgien aufgewachsene und in Israel lebende Regisseurin Vanessa Lapa über ihn gedreht hat. Schon das klingt wie eine Provokation. Aber genauso hat er sich selbst gesehen: als Einen, der auch in schwierigsten Zeiten anständig geblieben ist. Arte zeigt den ungewöhnlichen Film heute um 20.15 Uhr.
Ungewöhnlich ist er aus mehreren Gründen: Einmal, weil er auf authentischem Material basiert. Vanessa Lapa lässt Schauspieler wie Sophie Rois und Tobias Moretti Passagen aus Tagebüchern, Briefen und Dokumenten von Himmler, seiner Frau Margarete, seiner Tochter Gudrun und seiner Geliebten Hedwig vorlesen. Hinzu kommen zahlreiche Fotos und viele historische Filmaufnahmen – von Paraden der Nazis, vom Alltag in Berlin, vom Familienleben der Himmlers in Gmund am Tegernsee oder von ausgemergelten KZ-Häftlingen. Ungewöhnlich ist zum anderen die Herkunft der Tagebücher, Briefe und Fotos: US-Soldaten, die im Mai 1945 Himmlers Haus besetzten, haben sie dort gefunden.
Der Film skizziert Himmlers Leben, der als Schulkind Nickelbrille trug, Klavier spielte und im Tagebuch festhielt, dass er mit Mutti in die heilige Messe geht. Wie ist aus diesem angepassten Durchschnittskind aus bürgerlichem Haus ein Rassenfanatiker geworden? Vanessa Lapa zeigt die Widersprüchlichkeit dieses Menschen.