Sparen an Steckern und Heizungen
Weltklimakonferenz in Bonn: Ein Mittel gegen die Erderwärmung heißt Energiesparen. Welches Potenzial gibt es für Bürger und Behörden im Landkreis? Experten bieten Beratungen an – und spezielle Thermografie-Spaziergänge
Aichach Friedberg Seit 40 Jahren flimmern die Leuchtstoffröhren an der Decke der Aichacher VierfachSporthalle. Sie allein verbrauchen im Jahr etwa 90 000 Kilowattstunden Strom. „Das ist zu viel“, sagt Walter Schenkl. Die alten Röhren sollen deshalb durch neue LEDLampen mit einer sogenannten Präsenzsteuerung ersetzt werden. Walter Schenkl ist beim Landratsamt Aichach-Friedberg Sachgebietsleiter für Gebäudewirtschaft und erklärt: „Die neuen Leuchten können erkennen, ob eine Klasse Unterricht hat, ob die Halle nur gereinigt wird oder sogar leer ist. Und passen dann ihr Licht an. Und die LEDs sind viel sparsamer. So wollen wir pro Jahr 60000 Kilowattstunden weniger verbrauchen“, sagt Schenkl.
Ums Energiesparen geht es aktuell auch bei der Weltklimakonferenz in Bonn und bei der Regionalen Klimaschutzkonferenz in Augsburg.
„Man sieht die Energie, die wir verbrauchen, nicht. Unsere Aufgabe ist es, Leuten zu helfen, die Energie wieder sichtbar zu machen. Und dann den Verbrauch zu bewerten.“
Charlotte Martin Stadler
Denn egal, wie viel Strom und Wärme durch erneuerbare Energiequellen auch produziert wird: Am Sparen kommt trotzdem keiner vorbei. Im Landkreis gibt es verschiedene Ansätze, mit diesem Thema umzugehen. Bei der Fachstelle für Klimaschutz im Landratsamt setzt sich Charlotte Martin-Stadler für dieses Thema ein. Sie will die Bürger im Umgang mit Strom und Wärme sensibilisieren. Sie sagt: „Man sieht die Energie, die wir verbrauchen, nicht. Unsere Aufgabe ist es, Leuten zu helfen, die Energie wieder sichtbar zu machen. Und dann den Verbrauch zu bewerten.“
Die Fachstelle ist Ansprechpartner für Bürger, Kommunen, Unternehmen und Schulen. Für Privatpersonen bietet sie eine Reihe von Projekten an, zum Beispiel den Thermografie-Spaziergang. Die Bürger können dabei ausgewählte Häuser mit einer Wärmebildkamera betrachten. Die Kamera zeigt ihnen wo und wie viel Wärme die Häuser verlieren. Auch einen Energiemesskoffer verleiht die Fachstelle. Darin sind verschiedene Geräte, mit denen man den Energieverbrauch an Kühlschrank und Co. zu Hause messen kann.
Nicht nur für Privatpersonen ist Energiesparen ein wichtiges Thema. Die Energiereferentin Nina Reitsam von der Industrie- und Handelskammer Schwaben (IHK) sagt: „Unternehmen können profitieren, wenn sie Energie einsparen. Die Strompreise mit Steuern und Abgaben werden teurer und steigen ste- tig. Energiesparen hilft also auch, Kosten zu senken.“Gerade für Unternehmen im internationalen Wettbewerb ist es wichtig, den Stromverbrauch niedrig zu halten. „Denn sie können steigende Energiekosten in der Regel nicht auf ihre Produkte umlegen“, erklärt Nina Reitsam.
Der IHK geht es aber um mehr, als finanzielle Anreize zu schaffen. Sie will die Unternehmen im Landkreis auch zum Strom- und Wärmeverbrauch beraten. In Aichach hat die IHK bereits das Unternehmen Julius Zorn und das Norma Logistikzentrum bei Energiefragen bean, gleitet. Energiereferentin Nina Reitsam ergänzt zudem: „Aufklärungsarbeit ist ein weiterer Aspekt.“Dazu bietet die IHK Veranstaltungen an. Demnächst organisiert sie zum Beispiel einen Informationsabend für Unternehmer zu Energieund Ressourceneffizienz. Er findet am Donnerstag, 23. November, um 18 Uhr im Landratsamt AichachFriedberg statt.
Charlotte Martin-Stadler von der Fachstelle für Klimaschutz betont: „Energiesparen fängt zuerst im Kleinen an.“Doch es gibt bereits zahlreiche Projekte im Landkreis, die auf größerer Ebene etwas verändern wollen. Rainer Hurler ist beim Landratsamt Sachgebietsleiter im Bereich Hochbau und kennt einige davon. „Der Erweiterungsbau an der Realschule Aichach ist so ein Beispiel. Er wird generalsaniert und dazu energetisch modernisiert. Er bekommt dann beispielsweise eine neue Fassade und neue Decken.“Mit dieser Modernisierung können die neuen LED-Leuchten in der Aichacher Vierfach-Turnhalle wahrscheinlich nicht mithalten. Trotzdem sind sie ein kleiner Teil im großen Ganzen.