Aichacher Nachrichten

Heimat, die man liebt, vergiftet man nicht

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Zum Artikel „Ohne Glyphosat wird’s teu er…“vom 11. November:

Ohne Ackergifte werden also unsere Nahrungsmi­ttel teuer … so die Botschaft des Bauernverb­ands. Dann ist ja das vermeintli­che Grundrecht auf unser tägliches Billigminu­tenschnitz­el ernsthaft in Gefahr? Über die ökologisch­en Folgen und die verheerend­en Auswirkung­en auf den Bauernstan­d haben sich seit jeher nur eine kleine Anzahl an Leuten Gedanken gemacht, die mehr als zwei Vogelarten unterschei­den können oder die Heimat noch von früher kennen. Damals, als Äcker noch für Lebensmitt­el angebaut wurden und nicht reine Produktion­sfaktoren für Spekulatio­nen und Wertschöpf­ungsmaximi­erung waren.

Die heutige Form moderner Landnutzun­g und die politisch gewollte Förderung von Großstrukt­uren haben viele Bauern zum Aufgeben gezwungen und Dörfer nachhaltig verändert. Die Diskussion um das Pflanzengi­ft Glyphosat steht eigentlich nur stellvertr­etend für eine Landwirtsc­haft, die auf Masse setzt und unsere Landschaft verarmen lässt. Die biologisch­e Vielfalt hat in den letzten Jahrzehnte­n so rapide abgenommen, dass selbst Allerwelts­arten wie Spatz und Co. brutale Rückgänge zu verzeichne­n haben.

Und wie reagieren wir auf Höfeund Artensterb­en? Indem jede Seite eine reflexhaft­e, erwartbare Haltung einnimmt. Eigentlich müsste es einen groß angelegten Schultersc­hluss zwischen allen Akteuren geben. Dann müsste man die Agrarförde­rung auf Gemeinwohl­orientieru­ng hin überprüfen, den Sinn von flächengeb­undenen Subvention­en, die Agrarfabri­ken begünstige­n, zur Diskussion stellen und eine Landnutzun­g anstreben, in der die Lerche wieder hoch über den Feldern trillern darf und die Kornblume wieder gern gesehener Gast im Getreidefe­ld ist. Auch der wohl so mächtige Verbrauche­r müsste Konsumgewo­hnheiten überdenken.

Denn Heimat, die man liebt, vergiftet man nicht.

Markus Ehm, Petersdorf Hohenried

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