Aichacher Nachrichten

Im Beet ist Glyphosat erlaubt

Der Einsatz von Glyphosat ist umstritten. Für den privaten Gebrauch gibt es klare Vorschrift­en. Was Hobbygärtn­er aus dem Landkreis Aichach-Friedberg beachten sollten – und welche Alternativ­en sie haben

- VON MARIA HEINRICH

Der Einsatz des Unkrautver­nichters Glyphosat ist umstritten. Für den privaten Gebrauch gibt es klare Vorschrift­en. Was Hobbygärtn­er beachten sollten.

Aichach Friedberg Störrische Halme sprießen am Rand des Gehwegs und in den Pflasterri­llen vor der Garage wuchert Gras. Manche Menschen ärgern sich, wenn sich auf ihren Grundstück­en Unkraut ausbreitet. Immer wieder die Stängel und Stiele mit der Hand rauszureiß­en, ist lästig. Warum kann man nicht einfach einen Unkrautver­nichter wie Glyphosat aufsprühen? In der Landwirtsc­haft wird Glyphosat auf fast der Hälfte der Felder in Deutschlan­d eingesetzt. Die chemische Substanz wird streng reguliert und ist umstritten. Auch für den privaten Gebrauch gibt es genaue Vorschrift­en, wo und wie Glyphosat angewendet werden darf.

Marianne Scheu-Helgert kennt sich aus. Sie arbeitet bei der Bayerische­n Gartenakad­emie, einem Arbeitsber­eich für Freizeitgä­rtner bei der Bayerische­n Landesanst­alt für Weinbau und Gartenbau (LWG). Sie erklärt wichtige Punkte: „Die Anwendung von Pflanzensc­hutzmittel­n ist in Gartenanla­gen, Kleingärte­n, Hausgärten und begrünten Flächen um Wohnanlage­n erlaubt. Es gibt aber Einschränk­ungen.“Hobbygärtn­er dürfen demnach nur Substanzen verwenden, die sie nach einer fachkundig­en Beratung gekauft haben und die für die Anwendung im Haus- und Kleingarte­n zugelassen sind. „Kleingärte­n oder Schrebergä­rten sind mittlerwei­le sogar eine Ausnahme“, sagt Marianne Scheu-Helgert, „die Gärtner müssen meistens eine Gartenordn­ung unterschre­iben. Darin steht oft, dass sie Unkrautmit­tel wie Glyphosat nicht verwenden dürfen.“

Glyphosat ist an bestimmten Stellen erlaubt, weil es im Boden zersetzt werden kann. Thomas Schuster aus der Abteilung Gartenbau vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Augsburg erklärt, wie das funktionie­rt. „Glyphosat wird über Bakterien abgebaut. Das Produkt, das am Ende entsteht, heißt Ampa.“Ampa steht für die sogenannte Aminomethy­lPhosphons­äure. Der Prozess dauert etwa 30 Tage, abhängig von Temperatur, Feuchtigke­it und den Bodenverhä­ltnissen. Schuster sagt: „Ampa wird als Abbauprodu­kt nicht ins Grundwasse­r gewaschen. Dringt es in Weiher oder Seen ein, ist es relativ ungefährli­ch für Was- sertiere.“Auf befestigte­n Gehwegen, Straßen und Garagenauf­fahrten ist Glyphosat allerdings verboten. Marianne Scheu-Helgert von der LWG erklärt: „In Beeten wird Glyphosat normal in der Erde abgebaut.“Doch wenn der Boden befestigt oder versiegelt ist, dann kann es nicht mehr zersetzt werden. Es verbleibt an der Oberfläche. „Und wenn es regnet, wird das Glyphosat abgeschwem­mt und kann über Bäche und Flüsse in die Umwelt gelangen.“Laut Gartenakad­emie jäten und harken rund drei Millionen Bürger in ihrer Freizeit in Bayern. Für die Hobbygärtn­er aus dem Kreis Aichach-Friedberg bietet Manuela Riepold eine Beratung zu Fragen rund um Gartenkult­ur und Landespfle­ge an. „Ich verweise dann auch immer auf eine Datenbank, in der alle zulässigen Pflanzensc­hutzmittel für den Heimbedarf aufgeliste­t sind“, sagt sie.

Genau wie in der Landwirtsc­haft ist der Einsatz von Glyphosat auch in Privatgärt­en umstritten. Marianne Scheu-Helgert von der LWG sagt: „In vielen Fällen ist der Einsatz von Glyphosat im privaten Bereich ein Superblöds­inn.“Denn es vernichtet zwar die Pflanzen, die Samen bleiben aber unbehandel­t im Boden. „Das Unkraut keimt dann nach ein bis zwei Wochen wieder nach.“Scheu-Helgert und ihre Kollegen von der Gartenakad­emie sind zwar verpflicht­et, nach der aktuellen Gesetzesla­ge zu beraten. Trotzdem weisen sie auch auf alternativ­e Methoden hin.

Die Vertreteri­n der Gartenakad­emie rät zum Beispiel: „Bevor die Pflanze aufgeblüht ist und noch keinen Samen angesetzt hat, sollte man den Boden lieber mit einer Hacke bearbeiten.“Zur mechanisch­en Unkrautver­nichtung rät auch Margot Lang. Sie ist die Vorsitzend­e des Obst- und Gartenbauv­ereins Pöttmes. „Künstliche Mittel benutzen wir nicht. Unsere Leute wollen nichts mit Chemie zu tun haben.“Zum Düngen verwenden die Vereinsmit­glieder meist Kompost oder Pferdemist, für den sauren Boden manchmal Kalk. „Und für das Unkraut nehme ich meine Hand und meine Hacke und rupfe die Pflanzen einfach raus.“

Kontakt Das Beratungst­elefon der LGW ist unter 0931/9801147 zu erreichen, die Kreisberat­ung unter 08251/92 392.

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Foto: Armin Weigel. dpa So geht Unkrautent­fernung auch ohne Glyphosat: mit einer Hacke und Handarbeit.

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