Mozarts kleine Nachtmusik im Tangoschritt
Trio NeuKlang gastiert zum zweiten Mal in Aichach
Aichach Der Komponist Georg Katzer hatte ein Stück für Klarinette, Akkordeon und Cello geschrieben und suchte Musiker für die Uraufführung von „Oktopus“. Er fand sie im Trio NeuKlang. Nikolaj Abramson (Klarinette), Jan Jachmann (Knopfakkordeon), und Arthur Hornig (Violoncello) hatten Erfolg, blieben zusammen und bauten ein Repertoire auf. Die Musiker arrangieren Klassiker für ihre Instrumente neu, da es Originalliteratur für diese außergewöhnliche instrumentale Besetzung nicht gibt. Dabei haben sich die Instrumentalisten dem Tango verschrieben und gastierten nun zum zweiten Mal mit Erfolg im Aichacher Pfarrzentrum St. Michael.
Das Programm trug den Titel „Lost in Tango“. Die Mischung aus Klassik und Jazz oder Tango wurde mit Spielwitz und Humor vorgetragen. Als Intro mit „Oblivion“und „Libertango“ein echter Astor Piazzolla. Später tanzte Anitras aus Peer Gynt und die „Kleine Nachtmusik“erklang im Tangoschritt. Dann ein Zitat aus Beethovens Fünfter und, leicht verfremdet, ein Stückchen „Barbier von Sevilla“. Auch Brahms trifft Schubert beim Tango. NeuKlang präsentierte mit versierter Spielkunst Werke aus der Geschichte und vereinte Takte gefühlvoller Balladen sowie das pulsierende Temperament des Tangos zu einem hörbaren Musikgenuss – elegant und mit heiterer Improvisation gewürzt. Per Blickkontakt gaben sich die drei das Signal für Unisono-Passagen oder raffinierte Wechsel. Sie spielen, was ihnen Spaß macht.
Die drei Musiker mussten weder sich noch ihrem Hörer irgendwas beweisen. Sie bedienten sich ganz konventioneller Mittel, brachen nicht programmatisch aus dem Kanon aus, um doch eine ganz und gar unverwechselbare Musik zu spielen. Es ist die gute, alte Geschichte vom Tango, die sich nie totläuft. Das Trio machte sich keine allzu großen Gedanken über Konzepte und Überbauten, sondern spielte scheinbar einfach drauflos. Aber sie verfügen über genug Background und intuitive Selbstreflexion, dass immer klasse Musik rauskommt.
So auch Arthur Hornig mit seinem Cello. Gestreichelt, gezupft oder als Perkussionsinstrument missbraucht – alle drei sind preisgekrönte Könner auf ihren Instrumenten. Und wie Jan Jachmann sein Akkordeon beherrschte, war beachtlich. Denn sein Instrument ist wesentlich schwieriger zu spielen als ein Tasten-Akkordeon. Nicolaj Abramson ließ seine Klarinette klagen, singen oder melodisch tanzen. So geizten die Musiker weder mit einprägsamen Melodien noch mit packendem Interplay. Nur, was die einzelnen Egos oder individuelle Muskelspielereien betraf, hielten sie sich zurück.
Ohne Zugaben durfte das Trio den Saal nicht verlassen. Es spielte daher aus Vivaldis „Jahreszeiten“, eingedampft auf vier Minuten, und Sergej Rachmaninows wunderbar gespieltes „Vocalise“.Und noch einmal spendeten die Zuhörer herzlichen Applaus.