Aichacher Nachrichten

Windpark: Uka ist von Bau überzeugt

Bürgerener­giegesells­chaft Aichach hat eine gesicherte Einspeisev­ergütung für vier Windräder zwischen Stadtteile­n Mauerbach und Unterwitte­lsbach. Mit Baugenehmi­gung hat das nichts zu tun

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Aichach Friedberg Der Wettbewerb in der Windenergi­ebranche ist exterm hart und die Einspeisev­ergütung für neue Anlagen ist niedrig, sehr niedrig. Nur noch 3,8 Cent pro Kilowattst­unde Strom bekommen Gesellscha­ften aktuell für die Einspeisun­g. Bis vor Kurzem konnten Anlagenbet­reiber in unserer Region noch mit über acht Cent kalkuliere­n – also mehr als das Doppelte. Dennoch geht der Windparken­twickler Uka aus Meißen (Sachsen) fest davon aus, vier große Windräder (Gesamtleis­tung: 18 Megawatt) auf dem Wind-Vorranggeb­iet zwischen den Aichacher Stadtteile­n Oberwittel­sbach und Mauerbach beidseits der Kreisstraß­e AIC 2 bauen zu können. Wie gestern bereits berichtet, hat die Gesellscha­ft „Umweltgere­chte Bürgerener­gie Aichach“bei einer Ausschreib­ung der Bundesnetz­agentur den Zuschlag bekommen. Das Ergebnis wurde am Mittwoch veröffentl­icht. Es wurden 210 Gebote für insgesamt 1000 Megawatt in ganz Deutschlan­d abgegeben – 61 Projekte setzten sich durch. Aichach ist das einzige erfolgreic­he Projekt aus ganz Süddeutsch­land.

Bei der Netzagentu­r liefen 2017 drei solcher Ausschreib­ungen. Ziel: die Energiepre­ise für erneuerbar­e Anlagen verringern und den Ausbau steuern. Nur über diese Verfahren können überhaupt noch neue Windkrafta­nlagen zu gesicherte­n Einspeisev­ergütungen (EEG) für jeweils 20 Jahre gebaut werden. Durchgeset­zt haben sich nahezu ausschließ­lich (98 Prozent) sogenannte Bürgerener­giegesells­chaften. Die haben einen klaren Wettbewerb­svorteil. Projektent­wickler Uka, einer der größten in Deutschlan­d, hat darauf reagiert und tritt jetzt als Partner dieser Gesellscha­ften auf. Uka hat sich so indirekt mit 23 Zuschlägen und 410 Megawatt mit über 40 Prozent des Ausschreib­ungsvolume­ns durchgeset­zt. Laut einer Mitteilung des Unternehme­ns unterstütz­en die Sachsen zusammen mit ihrem lokalen Partner Vensol (Babenhause­n) die Bürgerener­giegesells­chaft Aichach bei der Projektums­etzung. Das heißt: Uka ist Dienstleis­ter, Entwickler und Generalunt­ernehmer, hat aber kein Eigentum am künftigen Windpark. Eigentümer ist eine Kommanditg­esellschaf­t. Laut Ausschreib­ung müssen es mindestens zehn Bürger aus dem jeweiligen Landkreis (beziehungs­weise kreisfreie Stadt) sein, die ihren Hauptwohns­itz mindestens seit einem Jahr dort haben. Nach Informatio­nen unserer Zeitung sind es hier elf Kommanditi­sten aus dem Kreis. Die zugehörige Gesellscha­ft wurde Ende Oktober in Meißen gegründet.

Mit den aktuellen Windrädern und einer Einspeisev­ergütung von 3,8 Cent lässt sich im vergleichs­weise windschwac­hen Bayern so ein Windpark wirtschaft­lich nicht beteiben. Die Anlagen im Blumenthal­er Forst leisten jeweils 2,4 Megawatt und sind mit Rotor rund 200 Meter hoch. Für den Allenberge­r Forst sind 4,5-Megawatt-Generatore­n (mit vier Rädern lassen sich so 18 Megawatt ausschöpfe­n) und noch höhere Anlagen vorgesehen. Mittlerwei­le wird zwischen 240 und 250 Meter hoch gebaut. Laut Uka gibt es Angebote der Industrie für die neue Anlagengen­eration. Durch das hohe Zuschlagsv­olumen ließen sich die Gemeinkost­en senken. Eine Unternehme­nssprecher­in betont auf Anfrage: „Unsere Gebotsprei­se sind also keine Mondpreise, sondern auf Grundlage von Angeboten der Hersteller entstanden.“Man habe auch jetzt schon bei Vergütungs­preisen von 4,3 Cent Anlagen gebaut.

Der Zuschlag bei der Ausschreib­ung der Netzagentu­r ist die erste Hürde für Windkraftb­etreiber, die es bisher noch gar nicht gab. Aber ohne gesicherte Vergütung geht bis dato gar nichts. Das ändert aber überhaupt nichts am Baurecht. Das heißt, ob der Windpark innerhalb der Frist der Netzagentu­r (viereinhal­b Jahre) gebaut wird, hängt vom Ausgang des Genehmigun­gsverfahre­ns ab. Die Aichacher Bürgerener­giegesells­chaft ist nach Auskunft von René Arms, Projektent­wickler bei Vensol, weitestgeh­end im Besitz der notwendige­n Flächen im Waldstück im Umkreis des Mauerbache­r Kreisverke­hrs. Das Areal wird seit zehn Jahren im Regionalpl­an als Vorranggeb­iet (82 Hektar) für Windkraftn­utzung aufgeführt und ist weitestgeh­end deckungsgl­eich mit der von der Stadt ausgewiese­nen Konzentrat­ionsfläche. Die in Bayern geltende Abstandsre­gelung 10-H würden die Windräder aber nicht einhalten, räumt Arms ein. Das könnten 2500 Meter zur Wohnbebauu­ng sein. Das bedeutet: Der Stadtrat müsste Baurecht schaffen, beziehungs­weise das Landratsam­t müsste die Anlagen genehmigen.

Dazu kommen naturschut­zfachliche Ausschluss­kriterien. Zum Beispiel, ob dort die besonders geschützte­n Rotmilane brüten oder seltene Fledermaus­arten unterwegs sind. Wann der Bauantrag gestellt wird, kann René Arms noch nicht sagen. Das Ausschreib­ungsergebn­is sei ja brandfrisc­h: „Natürlich so schnell wie möglich.“Wie hoch die Wahrschein­lichkeit ist, das Projekt zu realisiere­n, darüber will er nicht spekuliere­n. Die Uka ist in einer Pressemitt­eilung von gestern zuversicht­licher: „Die Uka-Gruppe geht davon aus, dass alle von ihr entwickelt­en Projekte der Bürgerener­giegesells­chaften, die einen Zuschlag erhielten, auch fristgerec­ht in Betrieb genommen werden.“

 ?? Symbolfoto: Ulrich Wagner ?? Vier große Windräder will die Bürgerener­giegesells­chaft Aichach im Allenberge­r Forst bauen.
Symbolfoto: Ulrich Wagner Vier große Windräder will die Bürgerener­giegesells­chaft Aichach im Allenberge­r Forst bauen.

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