Aichacher Nachrichten

Ein Windpark als Überraschu­ng

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN cli@augsburger allgemeine.de

Windenergi­e macht in Süddeutsch­land und besonders in Bayern keinen Sinn, weil hier einfach nicht genügend Wind weht. Die Anlagen könnten nur Dank Subvention­en aus dem Erneuerbar­e-Energien-Gesetz (EEG) betrieben werden. Dieses Argument fehlt auf keiner Veranstalt­ung von Gegnern, und wurde auch bei Protesten gegen Projekte in der Region immer mit an erster Stelle genannt. Und es ist ja auch richtig: Mit über acht Cent pro eingespeis­ter Kilowattst­unde Strom liegen die bis dato hier errichtete­n Windräder über dem Marktpreis. Unterschla­gen wird dabei natürlich geflissent­lich, dass fossile Kraftwerke und Atomreakto­ren seit Jahrzehnte­n mit zweistelli­gen Steuermill­iarden gesponsert werden, und die Folgekoste­n durch Umweltbela­stung und Klimaverän­derung einfach bei der Allgemeinh­eit hängen bleiben.

Wenn jetzt Betreiber Geld in die Hand nehmen wollen, um hier in der Region Windenergi­e zu einem Einspeisep­reis von nur noch 3,8 Cent zu produziere­n, dann ist das durchaus bemerkensw­ert. Das liegt nämlich jetzt schon nahe am Marktpreis, und der geht in den nächsten 20 Jahren nach oben. Die Windkraftv­ergütung bleibt dagegen in dieser Zeit bei 3,8 Cent. Das Thema Wirtschaft­lichkeit der erneuerbar­en Stromprodu­ktion bekommt da einen ganz neuen Dreh.

Dass sich ein Windpark im Allenberge­r Forst bei der Ausschreib­ung der Bundesnetz­agentur in dieser Woche gegen große Konkurrenz und viele andere Standorte aus ganz Deutschlan­d durchsetzt­e, hat nicht nur Beobachter, sondern auch Fachleute überrascht. Die windstärke­ren Regionen im Norden sind eindeutig wirtschaft­licher. Dass sich mit Aichach nur ein einziges Gebot aus Bayern und BadenWürtt­emberg unter den 61 mit Zuschlag befindet, sagt ja alles aus.

Ob sich die vier Windräder zwischen Oberwittel­sbach und Mauerbach auch wirklich mal drehen, steht deshalb aber noch lange nicht fest. Es gibt noch jede Menge Hürden durch das Baurecht zu überspring­en, und ohne Zustimmung des Stadtrats passiert eh nichts. Dafür dürfte ganz entscheide­nd sein, wie sich die Bevölkerun­g zu dem Projekt stellt. Beim Windpark im Blumenthal­er Forst gab es großen Widerstand vor allem aus Gallenbach. Davon ist nichts mehr zu hören. Das bedeutet aber auch nicht, dass dort alle zufrieden sind. Viele Menschen möchten weiterhin keine solchen Großanlage­n in ihrer Heimat haben. Das Argument mit der fehlenden Wirtschaft­lichkeit ist aber nahezu hinfällig.

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