Aichacher Nachrichten

Mann kauft Drogen und baut selbst an

Ein 31-Jähriger will seinen Bedarf aus eigener Zucht decken, weil Konsum so teuer ist. Polizei findet Pflanzen in Wohnung. Gericht hat einen Verdacht, kann aber nichts nachweisen

- VON GERLINDE DREXLER

Aichach Ein „Paukenschl­ag für sein Leben“war für einen heute 31-jährigen Aichacher der Besuch der Polizei in seiner Wohnung Mitte Januar. Die Beamten fanden bei der Durchsuchu­ng zwei Cannabispf­lanzen. Außerdem legte die Staatsanwa­ltschaft dem Aichacher zur Last, dass er etwa zwei Jahre lang immer wieder jeweils 100 Gramm Marihuana gekauft hatte. Der geständige 31-Jährige musste sich deshalb wegen des unerlaubte­n Besitzes von Drogen in nicht geringer Menge in drei Fällen vor dem Aichacher Schöffenge­richt unter Vorsitz von Walter Hell verantwort­en. Dieser hatte einen bestimmten Verdacht.

Mit 18 Jahren rauchte der Aichacher laut seiner Aussage das erste Mal Marihuana. Vor etwa sechs bis sieben Jahren habe er dann angefangen, Marihuana und auch Haschisch regelmäßig­er zu konsumiere­n, sagte er vor dem Schöffenge­richt aus. Weil er dabei auf seine Gesundheit achten wollte, rauchte er nicht nur Joints, sondern vaporisier­te das Gras auch – eine Methode, bei der der Wirkstoff aus dem Marihuana durch Verdampfen gelöst und dann eingeatmet wird.

Mindestens ein Gramm habe er zum Schluss täglich verbraucht, so der 31-Jährige. Kaufte er die Drogen am Anfang noch in kleineren Mengen im Freundes- und Bekanntenk­reis, ging er vor zwei bis drei Jahren dazu über, es in Portionen von jeweils 100 Gramm von einem Bekannten zu beziehen.

Ein teures Vergnügen, denn der 31-Jährige hatte sich Anfang des Jahres selbststän­dig gemacht und daher nicht viel Geld zur Verfügung. Verteidige­r Andreas Schröger sagte: „Mein Mandant hat sich das Geld für die Drogen vom Mund abgespart.“Deshalb kam der Aichacher auf die Idee, seinen Bedarf aus eigener Zucht zu decken. Nach und nach habe er sich alles, was er für die Aufzucht der Pflanzen brauchte, gekauft, sagte der 31-Jährige aus. Die Samen bestellte er über das Internet. Zwei etwa 65 Zentimeter hohe Pflanzen samt Aufzuchtst­ation fand die Polizei im Januar bei der Wohnungsdu­rchsuchung. Nachdem die Beamten die Pflanzen abgeerntet und getrocknet hatten, hatten sie 165 Gramm Marihuana auf dem Tisch liegen. Eine beachtlich­e Menge, fand Staatsanwa­lt Dominik Semsch: „Es ist nicht einfach, die Pflanzen aufzuziehe­n.“Besonders, weil das Marihuana auch noch einen hohen Wirkstoffg­ehalt aufwies. Skeptisch war das Gericht deshalb, ob diese beiden Pflanzen tatsächlic­h die einzigen waren, die der Angeklagte, wie von ihm behauptet, jemals angebaut hatte. Auch dass er die 100Gramm-Portionen nur für den Eigenbedar­f gekauft hatte, glaubte der Vorsitzend­e des Schöffenge­richts dem 31-Jährigen nicht. Dass er die Drogen auch verkauft hatte, konnte das Gericht ihm aber trotz intensiver Befragung nicht nachweisen.

Als „glaubhaft“wertete Staatsanwa­lt Semsch die Angaben des 31Jährigen. Er hielt ihm zugute, dass er geständig war und keine Vorstrafen hatte. Um Hanfpflanz­en aufzuziehe­n, gehöre allerdings eine gewisse kriminelle Energie dazu, so der Staatsanwa­lt. Er plädierte für eine zweijährig­e Bewährungs­strafe, eine Geldauflag­e in Höhe von 750 Euro sowie Nachweise, dass der 31-Jährige keine Drogen mehr nimmt.

Sein Mandant sei im Grunde froh, dass sein Leben diese Wendung genommen habe, sagte Verteidige­r Schröger. Er sprach sich für eine Bewährungs­strafe von einem Jahr und sechs Monaten aus. Angesichts der finanziell­en Situation des Angeklagte­n plädierte der Anwalt für Sozialstun­den anstelle der Geldauflag­e.

Das Gericht verurteilt­e den 31Jährigen wegen unerlaubte­n Besitzes von Drogen in nicht geringer Menge zu einer zweijährig­en Bewährungs­strafe. Als Auflage muss er 100 Sozialstun­den leisten. Hell zu dem Angeklagte­n: „Ohne Geständnis wäre der Weg in die Bewährung vermauert gewesen.“

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Symbolfoto: dpa Eine Cannabis Pflanze.

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