Aichacher Nachrichten

570 Schüler wollen ihren Lehrer behalten

Michael Golla ist an der Heinrich-von-Buz-Realschule wegen seines guten Unterricht­s sehr beliebt. Doch im kommenden Jahr endet sein Arbeitsver­trag. Nun soll eine Unterschri­ftenaktion helfen

- VON EVA MARIA KNAB

Lehrer Michael Golla wird von seinen Schülern an der Augsburger Heinrich-von-Buz-Realschule sehr geschätzt. Rund 570 Schüler beteiligen sich nun an einer Unterschri­ftensammlu­ng, weil sie ihren Lieblingsl­ehrer behalten wollen. Der Grund für die Aktion: Golla hat nur einen befristete­n Arbeitsver­trag, der im September 2018 ausläuft. Dann muss er die Realschule verlassen. Und beruflich könnte es noch schlimmer für ihn kommen.

„Wir haben erfahren, dass der Vertrag von dem besten Lehrer, den wir je hatten, nicht verlängert wird. Das finden wir unendlich traurig.“So steht es in dem „Petitionsb­rief“, den Schüler der 7d direkt an Kultusmini­ster Ludwig Spaenle adressiert haben. Sie wünschen sich, dass Golla, der die Fächer Sport, Wirtschaft und Recht lehrt, weiter an der Realschule bleiben darf. Sein Unterricht sei besonders gut, sagen die Schüler. Der 38-jährige Pädagoge könne nicht nur schwierige­n Stoff gut verständli­ch erklären. Er gestalte seine Stunden auch abwechslun­gsreich und humorvoll. Aus all diesen Gründen sei es wünschensw­ert, dass ihr Lieblingsl­ehrer einen neuen Vertrag bekommt.

Danach sieht es aber nicht aus. Zwar arbeitet Golla schon seit 2011 als Realschull­ehrer – doch bislang immer nur als Aushilfe mit zeitlich befristete­n Verträgen. Sein aktueller Vertrag wird Ende September 2018 auslaufen. „Dann bin ich arbeitslos“, sagt er. Dabei habe er viel Energie in seine Ausbildung und Arbeit investiert, angefangen beim Studium über das Referendar­iat bis hin zu seiner dann siebenjähr­igen als Realschull­ehrer. Trotzdem habe er nun keine berufliche Perspektiv­e mehr. Das Hauptprobl­em sieht Golla darin, dass der Freistaat Zeitverträ­ge für Lehrer nur bis zu einer bestimmten Frist verlängere, weil sonst das rechtliche Risiko bestehe, dass sich Betroffene eine feste Stelle einklagen.

Auch Direktor Reiner Wendlinger an der Heinrich-von-Buz-Realschule spricht mit Blick auf diesen Fall von einem „Dilemma“. Golla sei als Aushilfskr­aft für eine Lehrerin eingestell­t worden, die ein Kind bekommen habe. Sie werde nun aber aus der Elternzeit zurückkehr­en. Deshalb gebe es keinen Bedarf mehr für die pädagogisc­he Aushilfe, so Wendlinger. Denn an der Realschule sei man mit Lehrkräfte­n relativ gut versorgt. Kann Golla dann eine Anstellung an einer anderen Schule bekommen? Für diese Frage sei die Regierung von Schwaben zuständig, sagt Wendlinger.

Bei der Regierung will man sich auf Anfrage nicht direkt zum Fall Golla äußern. Zu Personalan­gelegenhei­ten dürfe grundsätzl­ich keine Auskunft erteilt werden, so Sprecher Karl-Heinz Meyer. Allgemein gelte aber, dass nicht allen Lehrkräfte­n mit abgeschlos­sener Prüfung für das Lehramt an Realschule­n eine Übernahme in das BeamTätigk­eit tenverhält­nis auf Probe angeboten werden könne.

Alternativ sei in solchen Fällen der Abschluss eines befristete­n Vertrages als Aushilfsle­hrer zur Vertretung einer hauptamtli­chen Lehrkraft denkbar, so Meyer. Er verweist aber auch auf die einschlägi­ge Rechtsprec­hung des Bundesarbe­itsgericht­s und des Europäisch­en Gerichtsho­fes. Danach gelten mit einer zunehmende­n Anzahl aneinander­gereihter befristete­r Arbeitsver­träge immer höhere Anforderun­gen an die Zulässigke­it einer Befristung. Und was ist, wenn eine AushilfsLe­hrkraft aus diesem Grund keinen neuen Vertrag mehr bekommt? Meyer verweist darauf, dass Realschull­ehrern derzeit auch die Möglichkei­t offenstehe, sich für das Lehramt an Grund- oder Mittelschu­len zu qualifizie­ren.

Golla hat sich inzwischen für einen anderen Weg entschiede­n. Er hat nun Klage gegen den Freistaat eingereich­t mit dem Ziel, einen unbefriste­ten Arbeitsver­trag zu bekommen. „Wenn man jahrelang gute Arbeit geleistet hat, sollte das mit einer Festanstel­lung honoriert werden“, findet er. Mit seiner Klage will Golla aber auch öffentlich auf das Problem aufmerksam machen, von dem viele Lehrer im Freistaat betroffen seien.

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Foto: privat Schüler der Heinrich von Buz Realschule wollen mit Unterschri­ften erreichen, dass ihr Lehrer an der Schule bleiben darf.
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Michael Golla

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