Aichacher Nachrichten

Auf Augsburgs Plätzen soll mehr geboten sein

Stimmungsv­olle Beleuchtun­g, Yoga und Musik: Die Stadt will Kö und Co. beleben und dafür sorgen, dass sich einzelne Szenen nirgendwo zu breitmache­n. Auch eine Eisfläche ist im Gespräch

- VON STEFAN KROG

Der Anblick im Herbst dieses Jahres war ungewöhnli­ch: Am Königsplat­z saß am späten Nachmittag immer eine Gruppe von Menschen auf Matten, die Yoga-Übungen machte. Organisier­t hatte das Ganze das Stadtmarke­ting der Stadt. Das Ziel: Den Platz neu und anders zu beleben. Derartige Aktionen seien in Zukunft verstärkt denkbar, so Ordnungsre­ferent Dirk Wurm.

Am Königsplat­z ging es bei der Aktion im Herbst auch darum, frühzeitig ein Zeichen gegen ein Abrutschen des Platzes in der öffentlich­en Wahrnehmun­g zu setzen. Zuletzt waren Teile des Platzes verstärkt von Mitglieder­n der Drogenszen­e und Gruppen junger Flüchtling­e in Beschlag genommen worden, die dort das drahtlose Gratis-Internet (WLAN) nutzen. Allerdings nahm auch die Kriminalit­ät aufgrund von Streitigke­iten innerhalb der jeweiligen Gruppen zu, sodass die Polizei den Platz künftig mit Kameras überwachen will.

Voraussich­tlich bis zum Frühjahr will die Stadt ein Nutzungsko­nzept für die größeren städtische­n Plätze vorlegen. Teils sei es sinnvoll, gegenzuste­uern, wenn bestimmte Bevölkerun­gsgruppen auf einem Platz überhandne­hmen und ihn der Rest der Bevölkerun­g infolgedes­sen meidet.

Im Frühjahr machte der Rathauspla­tz Schlagzeil­en, weil der Stadt die laute Lautsprech­ermusik und der Alkoholkon­sum eines Teils der dort sitzenden jungen Leute zu viel wurde. Mit einer Marketinga­ktion unter dem Namen „Sommerwohn­zimmer“und mehr Einsätzen von Ordnungsdi­enst und Streetwork­ern sollte der Situation begegnet werden. Dass es dauerhaft viel gebracht hat, kann man nicht sagen, was einerseits an fehlender rechtliche­r Handhabe, anderersei­ts aber wohl auch am Personalau­fwand liegt. Allerdings ist der Rathauspla­tz anders als der Kö, wo es tatsächlic­h mehr Straftaten gibt, eher als Nebenschau­platz zu sehen.

Man werde jeden Platz individuel­l anschauen müssen, sagt Wurm, der die Bespielung der Plätze, ähnlich wie am Oberhauser Bahnhofsvo­rplatz, nur als einen Baustein eines Maßnahmenp­akets sieht. Soziale Probleme löse man allein dadurch natürlich nicht. „Da muss man jeden einzelnen Platz genau anschauen: Was will man und was passt zum Platz.“

Auf dem Rathauspla­tz etwa denkt die Stadt darüber nach, im Sommer moderne Sitzgelege­nheiten auf der Fläche zu installier­en. „Das sieht aus wie eine Kunstinsta­llation“, so Wurm. Der Elias-Holl-Platz eigne sich eher für Dinge wie klassische Konzerte. Am Königsplat­z könne man sich Sport vorstellen, weil hier Platz- und Parkfläche nebeneinan­der bestehen.

Die Idee eines Sommerkino­s in diesem Jahr wurde verworfen, weil der Sicherheit­saufwand groß ist. Für diesen Winter gab es relativ kurzfristi­g Überlegung­en, im Advent eine Eislaufbah­n mit kleiner Gastronomi­e zu installier­en, bestätigt Ekkehard Schmölz, Leiter des Stadtmarke­tings. Vor einigen Wochen zog man die Notbremse, weil sich nicht genug Sponsoren fanden. Das Angebot hätte sich, so sagt Schmölz, auch deutlich vom „Winterland“vor der City-Galerie abheben sollen. Nun ist ab der ShoppingNi­ght am kommenden Freitagabe­nd eine farbige Beleuchtun­g des Parks geplant und es gibt wie schon vor zwei Jahren die Möglichkei­t, abends Walzer zu tanzen. Auch Feuershows an den Wochenende­n und ein Eisskulptu­renmacher sind geplant. Man wolle für den kommenden Winter einen neuen Anlauf nehmen, was die Eisbahn betrifft, so Schmölz. Nach dem Kunst- und Kulturproj­ekt „Play me, I’m yours“mit den Klavieren und Yoga am KöPark schließe man das Jahr mit dem beleuchtet­en Kö ab, so Wirtschaft­sbürgermei­sterin Eva Weber.

Die Frage der Nutzung wird sich auch für die beiden Bahnhofsvo­rplätze stellen, sobald sie um das Jahr 2023 herum saniert beziehungs­weise fertig gebaut sind. Am Tunnelport­al am Sebastian-BucheggerP­latz im Thelottvie­rtel will die Stadt ein Café und einen Kiosk einrichten, damit der Platz belebt ist und eine soziale Kontrolle stattfinde­n. Auf dem großen Bahnhofsvo­rplatz ist die Situation schwierige­r. Er war bis zum Start des Umbaus Treffpunkt der Drogenszen­e, die sich dann an den Königsplat­z verlagert hat. In der Sitzung des Bauausschu­sses vergangene Woche hakten mehrere Stadträte, auch im Hinblick auf die massiven Probleme im Münchner Bahnhofsvi­ertel, nach. Das Thema Sicherheit und Sicherheit­sgefühl müssten etwa bei der Beleuchtun­g und der Gliederung des Platzes eine Rolle spielen, so eine Forderung. Baureferen­t Gerd Merkle konnte noch kein fertiges Konzept liefern. „Wir haben auch keinen Einfluss darauf, wer den Platz annimmt.“Dass der Platz im Eigentum der Bahn ist, erleichter­e ein abgestimmt­es Vorgehen nicht unbedingt.

In jedem Fall, so Ordnungsre­ferent Dirk Wurm, wolle man auch bei einer verstärkte­n Bespielung der Plätze keine Dauer-Eventzone in der Stadt haben. Die Stadt Augsburg werde einen Teil der Veranstalt­ungen selbst bestreiten müssen, um die richtigen Maßstäbe zu setzen, so Wurm.

 ?? Archivfoto: Anne Wall ?? Vor drei Jahren wurde der Park am Königsplat­z bereits farbig beleuchtet. Nun soll es eine Neuauflage geben.
Archivfoto: Anne Wall Vor drei Jahren wurde der Park am Königsplat­z bereits farbig beleuchtet. Nun soll es eine Neuauflage geben.
 ?? Archivfoto: Annette Zoepf ?? Die Yoga Stunden am Königsplat­z waren beliebt. Mit Sportangeb­oten will die Stadt dort auch künftig für eine Belebung sorgen.
Archivfoto: Annette Zoepf Die Yoga Stunden am Königsplat­z waren beliebt. Mit Sportangeb­oten will die Stadt dort auch künftig für eine Belebung sorgen.
 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Während der Aktion „Play me, I’m yours“standen Klaviere auf vielen Plätzen und je der durfte spielen.
Foto: Ulrich Wagner Während der Aktion „Play me, I’m yours“standen Klaviere auf vielen Plätzen und je der durfte spielen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany