Wenn das Reh vors Auto springt
Nebel, Nässe und Dunkelheit – mit der kalten Jahreszeit häufen sich die Wildunfälle. Auch im Landkreis gibt es Straßen, auf denen besondere Vorsicht geboten ist. Fast 50 Unfälle in einem Monat. Was die Polizei und Jäger raten
Aichach Friedberg Es dämmert. Auf den Feldern hängt ein Nebelschleier, die Straße ist nass vom Regen. Für Autofahrer ist höchste Vorsicht geboten. Denn in jedem Moment könnte ein Wildschwein aus dem Gebüsch preschen. Oft sind es nur Sekunden, bis es kracht. Allein in diesem Monat registrierte die Polizei Aichach 49 Wildunfälle. Und es werden mehr, denn mit der kalten Jahreszeit steigt das Risiko.
Erich Weberstetter, Dienststellenleiter der Aichacher Polizei, sagt: „Zwischen November und März kommt es vermehrt zu Wildunfällen.“Täglich gebe es drei bis vier Unfälle. Das kann Dieter Büchler von der Aichacher Kreisgruppe des Bayerischen Jagdverbands bestätigen: „Das Wild ist auf der Suche nach einer der wenigen Grünflächen und überquert dabei unbeachtet die Straße.“Das gelte vor allem für Schwarzwild und Rehe. Aber es komme auch zu Unfällen mit Dachsen oder Niederwild wie Hasen und anderen Kleintieren. „Füchse überqueren ebenfalls die Straße, weil sie Feldhasen jagen“, so Büchler.
Besonders von Wildwechsel betroffene Gebiete sind mit entsprechenden Warnschildern gekennzeichnet.
„Mit Schwarzwild muss man respektvoll umgehen. Auch ein verletztes Tier kann noch gefährlich sein.“
Erich Weberstetter, Dienststellenleiter der Aichacher Polizei,
„Den wenigsten Autofahrern fallen allerdings diese Schilder auf“, beklagt Weberstetter. An manchen Leitpfosten entlang der Straßen finden sich blaue Reflektoren, die das Scheinwerferlicht des Autos auf das freie Feld oder in den Wald reflektieren und so das Wild verscheuchen sollen. „In diesen Bereichen ist es wichtig, die Geschwindigkeit anzupassen und bremsbereit zu sein“, sagt Weberstetter. Laut Büchler gibt es an der B300 bereits vereinzelt einen Wildzaunschutz. Dadurch sei die Anzahl an Unfällen mit Wild sehr gering.
Weberstetter weiß: „Meist wechselt das Wild sehr schnell die Straßenseite.“Oft bestehe keine Zeit zu bremsen. Auf keinen Fall solle man ausweichen: „Im schlimmsten Fall kommt das Auto ins Schleudern und prallt gegen einen Baum.“Stattdessen gelte es abzublenden und zu hupen, bis das Wild die Straße verlässt. Durch die Scheinwerfer seien die Tiere meist abgelenkt und blieben starr stehen. Im Normalfall übernimmt die Haftpflichtversicherung oder Teilkasko die Kosten eines Wildschadens. Was aber sollten Autofahrer beachten, wenn es kracht? Kommt es zu einem Zusammenstoß, gilt es zunächst, die Unfallstelle mit einem Warndreieck zu sichern und die Polizei zu informieren. Autofahrer seien verpflichtet, einen Wildunfall zu melden, betont Weberstetter. „Erfolgt die Mitteilung an die Polizei zu spät, handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit.“Die kostet den Autofahrer schon mal 100 Euro. Ein Anruf bei der Polizei ist vor allem auch dann unabdingbar, wenn das Tier verletzt, aber noch am Leben ist. Die Beamten verständigen dann den Jagdpächter. „Drei bis vier Mal im Jahr kommt es vor, dass der Jagdpächter nicht rechtzeitig kommen kann. In einem solchen Fall erlöst die Polizei das Tier vom Leid“, erklärt Weberstetter. Wer sich aus dem Staub macht, verstößt wegen Tierquälerei gegen das Tierschutzgesetz. Schon gar nicht dürfe man das Wild in den Kofferraum packen und mitnehmen. „Dabei handelt es sich um Jagdwilderei. Sich Tiere anzueignen, ist verboten, dieses Recht hat alleine der zuständige Jäger“, mahnt Weberstetter. Außerdem rät Büchler, Wildtiere nur anzufassen, wenn sie die Weiterfahrt anderer Autos behindern. „Mit Schwarzwild muss man respektvoll umgehen. Auch ein verletztes Tier kann noch gefährlich sein.“
Bei Füchsen und Dachsen empfiehlt er, Handschuhe anzuziehen. Andernfalls bestehe die Gefahr, sich mit Krankheiten anzustecken. „Man darf die Tiere aber nur von der Straße und nicht weiter entfernen. Der Jagdpächter übernimmt den Rest.“