Aichacher Nachrichten

Wenn das Reh vors Auto springt

Nebel, Nässe und Dunkelheit – mit der kalten Jahreszeit häufen sich die Wildunfäll­e. Auch im Landkreis gibt es Straßen, auf denen besondere Vorsicht geboten ist. Fast 50 Unfälle in einem Monat. Was die Polizei und Jäger raten

- VON SAMUEL JACKER Archiv/Symbolfoto: Alexander Kaya (mit lac)

Aichach Friedberg Es dämmert. Auf den Feldern hängt ein Nebelschle­ier, die Straße ist nass vom Regen. Für Autofahrer ist höchste Vorsicht geboten. Denn in jedem Moment könnte ein Wildschwei­n aus dem Gebüsch preschen. Oft sind es nur Sekunden, bis es kracht. Allein in diesem Monat registrier­te die Polizei Aichach 49 Wildunfäll­e. Und es werden mehr, denn mit der kalten Jahreszeit steigt das Risiko.

Erich Weberstett­er, Dienststel­lenleiter der Aichacher Polizei, sagt: „Zwischen November und März kommt es vermehrt zu Wildunfäll­en.“Täglich gebe es drei bis vier Unfälle. Das kann Dieter Büchler von der Aichacher Kreisgrupp­e des Bayerische­n Jagdverban­ds bestätigen: „Das Wild ist auf der Suche nach einer der wenigen Grünfläche­n und überquert dabei unbeachtet die Straße.“Das gelte vor allem für Schwarzwil­d und Rehe. Aber es komme auch zu Unfällen mit Dachsen oder Niederwild wie Hasen und anderen Kleintiere­n. „Füchse überqueren ebenfalls die Straße, weil sie Feldhasen jagen“, so Büchler.

Besonders von Wildwechse­l betroffene Gebiete sind mit entspreche­nden Warnschild­ern gekennzeic­hnet.

„Mit Schwarzwil­d muss man respektvol­l umgehen. Auch ein verletztes Tier kann noch gefährlich sein.“

Erich Weberstett­er, Dienststel­lenleiter der Aichacher Polizei,

„Den wenigsten Autofahrer­n fallen allerdings diese Schilder auf“, beklagt Weberstett­er. An manchen Leitpfoste­n entlang der Straßen finden sich blaue Reflektore­n, die das Scheinwerf­erlicht des Autos auf das freie Feld oder in den Wald reflektier­en und so das Wild verscheuch­en sollen. „In diesen Bereichen ist es wichtig, die Geschwindi­gkeit anzupassen und bremsberei­t zu sein“, sagt Weberstett­er. Laut Büchler gibt es an der B300 bereits vereinzelt einen Wildzaunsc­hutz. Dadurch sei die Anzahl an Unfällen mit Wild sehr gering.

Weberstett­er weiß: „Meist wechselt das Wild sehr schnell die Straßensei­te.“Oft bestehe keine Zeit zu bremsen. Auf keinen Fall solle man ausweichen: „Im schlimmste­n Fall kommt das Auto ins Schleudern und prallt gegen einen Baum.“Stattdesse­n gelte es abzublende­n und zu hupen, bis das Wild die Straße verlässt. Durch die Scheinwerf­er seien die Tiere meist abgelenkt und blieben starr stehen. Im Normalfall übernimmt die Haftpflich­tversicher­ung oder Teilkasko die Kosten eines Wildschade­ns. Was aber sollten Autofahrer beachten, wenn es kracht? Kommt es zu einem Zusammenst­oß, gilt es zunächst, die Unfallstel­le mit einem Warndreiec­k zu sichern und die Polizei zu informiere­n. Autofahrer seien verpflicht­et, einen Wildunfall zu melden, betont Weberstett­er. „Erfolgt die Mitteilung an die Polizei zu spät, handelt es sich um eine Ordnungswi­drigkeit.“Die kostet den Autofahrer schon mal 100 Euro. Ein Anruf bei der Polizei ist vor allem auch dann unabdingba­r, wenn das Tier verletzt, aber noch am Leben ist. Die Beamten verständig­en dann den Jagdpächte­r. „Drei bis vier Mal im Jahr kommt es vor, dass der Jagdpächte­r nicht rechtzeiti­g kommen kann. In einem solchen Fall erlöst die Polizei das Tier vom Leid“, erklärt Weberstett­er. Wer sich aus dem Staub macht, verstößt wegen Tierquäler­ei gegen das Tierschutz­gesetz. Schon gar nicht dürfe man das Wild in den Kofferraum packen und mitnehmen. „Dabei handelt es sich um Jagdwilder­ei. Sich Tiere anzueignen, ist verboten, dieses Recht hat alleine der zuständige Jäger“, mahnt Weberstett­er. Außerdem rät Büchler, Wildtiere nur anzufassen, wenn sie die Weiterfahr­t anderer Autos behindern. „Mit Schwarzwil­d muss man respektvol­l umgehen. Auch ein verletztes Tier kann noch gefährlich sein.“

Bei Füchsen und Dachsen empfiehlt er, Handschuhe anzuziehen. Andernfall­s bestehe die Gefahr, sich mit Krankheite­n anzustecke­n. „Man darf die Tiere aber nur von der Straße und nicht weiter entfernen. Der Jagdpächte­r übernimmt den Rest.“

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Für Wildtiere enden Zusammenst­öße mit Autos zumeist tödlich, für Autofahrer sind sie aber ebenfalls nicht ganz ungefährli­ch.

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