Aichacher Nachrichten

Mit einer Gabel in den Arm gestochen?

Streit in Asylbewerb­erunterkun­ft im Landkreis soll eskaliert sein. Verständig­ung ist ein Problem. Nur zwei von drei Dolmetsche­rn kommen. Verhandlun­g wird fortgesetz­t

- VON GERLINDE DREXLER

Aichach Die größte Hürde für das Aichacher Amtsgerich­t war bei dieser Verhandlun­g wohl die jeweilige Nationalit­ät der Beteiligte­n. Gleich drei Dolmetsche­r waren nötig, um den Streit in einer Asylbewerb­erunterkun­ft im Landkreis AichachFri­edberg zu klären. Weil nur zwei Übersetzer erschienen, konnten nicht alle Fragen geklärt werden. Die Verhandlun­g wird in eineinhalb Wochen fortgesetz­t.

Der Angeklagte, ein 32-jähriger Afghane, soll im Streit einer Mitbewohne­rin aus Äthiopien mit der Gabel in den Unterarm gestochen haben. Diesen Vorwurf bestritt der Angeklagte vor Gericht vehement. Der 32-Jährige gab zwar zu, dass es einen Streit gab. Wie scheinbar öfter ging es darum, dass die Ruhezeiten nicht eingehalte­n wurden. Der zweifache Vater hatte sich deshalb auch schon beim Landratsam­t in Aichach beschwert. Eine Zeugin aus Somalia bestätigte, dass in der Unterkunft oft viele Leute seien und es auch spätabends noch laut zugehe. „Es war immer sehr laut, aber das hat mich nicht gestört.“Der Angeklagte habe aber etwas dagegen gehabt. Sie sagte aus, dass der 32-Jährige viel streite, aber immer nur verbal. An einen Vorfall, bei dem es zu Handgreifl­ichkeiten gekommen war, konnte sie sich im Zeugenstan­d jedenfalls nicht erinnern.

An dem besagten Abend Ende April kam es gegen 22 Uhr erneut zu einem Streit. Seine Frau sei in der Küche gewesen, um den Abwasch zu machen, erzählte der Angeklagte. Er selbst sei im Zimmer gewesen, als er einen Schrei hörte und daraufhin in die Küche lief. Was seine Frau ihm erzählte, war Folgendes: Sie sei mit dem Ehemann der Äthiopieri­n in Streit geraten, der habe seine Hand gehoben, woraufhin sie davon ausgegange­n sei, dass er sie schlagen wolle und schrie.

Um die emotionale Atmosphäre abzukühlen, gingen daraufhin offenbar alle Bewohner der Unterkunft in ihre Zimmer. Etwas später sei seine Frau erneut in die Küche gegangen, um den Abwasch zu machen, erzählte der Angeklagte bei der Verhandlun­g. Damit sie keine Angst haben musste, zeichnete er alles mit dem Mobiltelef­on auf. Auf dem Video, das Richter Walter Hell vorführte, ist aber lediglich zu hören, dass dort gestritten wird. Als später die Polizei in die Asylbewerb­erunterkun­ft kam, nahm der Angeklagte an, dass es dabei um die Ruhestörun­g ging, wegen der er bei der Inspektion angerufen hatte.

Laut seiner Aussage sprachen die Beamten zuerst mit dem Ehepaar aus Äthiopien und kamen dann zu ihm. Und dabei sei er mit dem Vorwurf konfrontie­rt worden: Der 32-Jährige soll mit einer Gabel nach der Äthiopieri­n geworfen haben. Das Verletzung­sbild auf dem Foto passe gar nicht zu einer Gabel, sagte dazu Marc Sturm, Verteidige­r des Angeklagte­n. Auch gibt es kein Attest eines Arztes. Bei der Fortsetzun­g der Verhandlun­g soll sich die Äthiopieri­n zu dem Streit in der Unterkunft äußern.

„Es war immer sehr laut, aber das hat mich nicht gestört.“

Zeugin aus Somalia

 ?? Foto: jette_gmbh/jo ?? Nicht als Essbesteck, sondern als Waffe soll eine Gabel in der Asylbewerb­erunter kunft im Kreis verwendet worden sein. Der Angeklagte widersprac­h, der Prozess wird fortgesetz­t.
Foto: jette_gmbh/jo Nicht als Essbesteck, sondern als Waffe soll eine Gabel in der Asylbewerb­erunter kunft im Kreis verwendet worden sein. Der Angeklagte widersprac­h, der Prozess wird fortgesetz­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany