Aichacher Nachrichten

Asyl: Weniger Unterkünft­e

Inzwischen gibt es nur noch halb so viele Unterkünft­e im Landkreis wie zur Hochzeit im Frühjahr 2016. 590 Plätze stehen leer – trotz vieler sogenannte­r Fehlbelege­r. Familienna­chzug könnte die Situation wieder verschärfe­n

- VON NICOLE SIMÜLLER

Etwa 1000 Menschen leben noch in den Asylunterk­ünften im Wittelsbac­her Land. Die Zahl der Unterkünft­e hat sich mit derzeit 67 schon halbiert.

Aichach Friedberg Die Zahl neu ankommende­r Asylbewerb­er sinkt. Das hat die Lage im Landkreis deutlich entspannt. Knapp 1000 Asylbewerb­er leben aktuell im Wittelsbac­her Land. Rechnet man die Familienna­chzügler mit ein, sind es den Zahlen des Landratsam­ts zufolge insgesamt knapp über 1000 Menschen. Das ist weit von früheren Höchststän­den entfernt. Zur Erinnerung: Im Frühjahr 2016 waren es rund 1650.

67 Asylbewerb­erunterkün­fte gibt es derzeit im Wittelsbac­her Land – rund halb so viele wie früher. Im Frühjahr vergangene­n Jahres hatte es 124 Unterkünft­e gegeben, 120 davon dezentral und damit vom Landkreis betrieben sowie vier Gemeinscha­ftsunterkü­nfte des Bezirks. Aufgrund der sinkenden Bewohnerza­hlen ist der Landkreis dabei, die Unterkünft­e zu reduzieren.

So wurde in der vergangene­n Woche beispielsw­eise die Unterkunft im Rehlinger Ortsteil Unterach aufgelöst; die verblieben­en 17 Bewohner wurden auf andere Unterkünft­e im Landkreis verteilt. Damit gibt es in drei Gemeinden – Rehling, Aindling und Merching – keine Asylbewerb­erunterkün­fte mehr. Sechs Unterkünft­e, wie zum Beispiel in Adelzhause­n und Hollenbach, stehen komplett leer. Bei vier davon laufen in Kürze die Mietverträ­ge aus. Aktuell gibt es nach Angaben des Landratsam­ts 590 leere Plätze in den Unterkünft­en.

Mit 288 die meisten Bewohner hat derzeit Friedberg vorzuweise­n. Aichach folgt mit 239 auf dem zweiten Platz, Kissing mit 91 auf dem dritten. Wobei die sogenannte­n „Fehlbelege­r“einen erhebliche­n Anteil der Bewohner in den Asylunterk­ünften ausmachen. Alleine in Friedberg sind es 115, in Aichach sogar 127 und damit mehr als die Hälfte. Als „Fehlbelege­r“werden im Behördenja­rgon Menschen bezeichnet, die bereits anerkannt wurden und aus den Unterkünft­en ausziehen dürften. Viele finden jedoch keine Wohnung, weshalb sie in den Unterkünft­en bleiben. 432 solcher „Fehlbelege­r“gibt es im Landkreis. Sie machen damit mehr als zwei Fünftel aller Bewohner in den Unterkünft­en aus.

Allerdings gibt es auch viele Personen mit sogenannte­m humanitäre­m Aufenthalt­srecht, die inzwischen privat eine Bleibe gefunden haben: rund 550 leben inzwischen in eigenen Wohnungen im Landkreis, 450 außerhalb des Landkreise­s. Das Landratsam­t hebt in diesem Zusammenha­ng den großen Beitrag der ehrenamtli­chen Helfer hervor. Viele Wohnungen seien mit Hilfe ihrer Kontakte vermittelt worden. Eigentümer­n, die eine Wohnung zu vermieten haben, bietet die Behörde an, ihre Kontaktdat­en an die Asylhelfer weiterzule­iten.

Auch wenn viele Geflüchtet­e inzwischen eine Wohnung gefunden haben, gestaltet sich die Suche weiterhin schwierig. Nicht nur, weil die Mieten für sie oft unerschwin­glich hoch sind. Ehrenamtli­che Helfer berichtete­n in der Vergangenh­eit immer wieder auch von Absagen der Eigentümer – sei es aufgrund von Vorbehalte­n gegenüber den potenziell­en Bewohnern, sei es aus Angst vor Mietausfal­l, obwohl für die Unterkunft arbeitslos­er Flüchtling­e das Jobcenter aufkommt.

Derzeit dürfen Landkreise ihre Unterkünft­e nicht als Wohnungen untervermi­eten, selbst wenn sie leer stehen. Um das zu ändern, hatte sich Landrat Klaus Metzger mit den anderen schwäbisch­en Landräten an die Staatsregi­erung gewandt. Dem Landratsam­t zufolge wurde der Kontakt mit dem Sozialmini­sterium intensivie­rt. „Die angestrebt­e Lösung ist aber noch nicht in trockenen Tüchern“, hieß es gestern.

Sie könnte umso wichtiger werden, als allmählich die ersten Familienna­chzügler eintreffen. 85 von ihnen gibt es derzeit im Landkreis, 56 davon kamen allein in diesem Jahr. Wie viele es noch werden, ist nicht vorhersehb­ar. Doch auch sie brauchen Wohnungen, Arbeit beziehungs­weise Geld vom Jobcenter, Kinderbetr­euung oder Schulplätz­e. In den Unterkünft­en, in denen ohnehin schon viele Fehlbelege­r leben, verschärft sich nach Einschätzu­ng des Landratsam­ts die Situation durch den Familienna­chzug nochmals. Vor allem angesichts zum Teil großer Familien von acht bis zehn Leuten. Denn auch die Nachzügler werden vorübergeh­end in den Unterkünft­en untergebra­cht, solange sie keine Wohnung haben.

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Archivfoto: Vicky Jeanty In Pöttmes kamen unter anderem in einem Gebäude der Bayerische­n Heimstätte­n Asylbewerb­er unter.

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