Asyl: Weniger Unterkünfte
Inzwischen gibt es nur noch halb so viele Unterkünfte im Landkreis wie zur Hochzeit im Frühjahr 2016. 590 Plätze stehen leer – trotz vieler sogenannter Fehlbeleger. Familiennachzug könnte die Situation wieder verschärfen
Etwa 1000 Menschen leben noch in den Asylunterkünften im Wittelsbacher Land. Die Zahl der Unterkünfte hat sich mit derzeit 67 schon halbiert.
Aichach Friedberg Die Zahl neu ankommender Asylbewerber sinkt. Das hat die Lage im Landkreis deutlich entspannt. Knapp 1000 Asylbewerber leben aktuell im Wittelsbacher Land. Rechnet man die Familiennachzügler mit ein, sind es den Zahlen des Landratsamts zufolge insgesamt knapp über 1000 Menschen. Das ist weit von früheren Höchstständen entfernt. Zur Erinnerung: Im Frühjahr 2016 waren es rund 1650.
67 Asylbewerberunterkünfte gibt es derzeit im Wittelsbacher Land – rund halb so viele wie früher. Im Frühjahr vergangenen Jahres hatte es 124 Unterkünfte gegeben, 120 davon dezentral und damit vom Landkreis betrieben sowie vier Gemeinschaftsunterkünfte des Bezirks. Aufgrund der sinkenden Bewohnerzahlen ist der Landkreis dabei, die Unterkünfte zu reduzieren.
So wurde in der vergangenen Woche beispielsweise die Unterkunft im Rehlinger Ortsteil Unterach aufgelöst; die verbliebenen 17 Bewohner wurden auf andere Unterkünfte im Landkreis verteilt. Damit gibt es in drei Gemeinden – Rehling, Aindling und Merching – keine Asylbewerberunterkünfte mehr. Sechs Unterkünfte, wie zum Beispiel in Adelzhausen und Hollenbach, stehen komplett leer. Bei vier davon laufen in Kürze die Mietverträge aus. Aktuell gibt es nach Angaben des Landratsamts 590 leere Plätze in den Unterkünften.
Mit 288 die meisten Bewohner hat derzeit Friedberg vorzuweisen. Aichach folgt mit 239 auf dem zweiten Platz, Kissing mit 91 auf dem dritten. Wobei die sogenannten „Fehlbeleger“einen erheblichen Anteil der Bewohner in den Asylunterkünften ausmachen. Alleine in Friedberg sind es 115, in Aichach sogar 127 und damit mehr als die Hälfte. Als „Fehlbeleger“werden im Behördenjargon Menschen bezeichnet, die bereits anerkannt wurden und aus den Unterkünften ausziehen dürften. Viele finden jedoch keine Wohnung, weshalb sie in den Unterkünften bleiben. 432 solcher „Fehlbeleger“gibt es im Landkreis. Sie machen damit mehr als zwei Fünftel aller Bewohner in den Unterkünften aus.
Allerdings gibt es auch viele Personen mit sogenanntem humanitärem Aufenthaltsrecht, die inzwischen privat eine Bleibe gefunden haben: rund 550 leben inzwischen in eigenen Wohnungen im Landkreis, 450 außerhalb des Landkreises. Das Landratsamt hebt in diesem Zusammenhang den großen Beitrag der ehrenamtlichen Helfer hervor. Viele Wohnungen seien mit Hilfe ihrer Kontakte vermittelt worden. Eigentümern, die eine Wohnung zu vermieten haben, bietet die Behörde an, ihre Kontaktdaten an die Asylhelfer weiterzuleiten.
Auch wenn viele Geflüchtete inzwischen eine Wohnung gefunden haben, gestaltet sich die Suche weiterhin schwierig. Nicht nur, weil die Mieten für sie oft unerschwinglich hoch sind. Ehrenamtliche Helfer berichteten in der Vergangenheit immer wieder auch von Absagen der Eigentümer – sei es aufgrund von Vorbehalten gegenüber den potenziellen Bewohnern, sei es aus Angst vor Mietausfall, obwohl für die Unterkunft arbeitsloser Flüchtlinge das Jobcenter aufkommt.
Derzeit dürfen Landkreise ihre Unterkünfte nicht als Wohnungen untervermieten, selbst wenn sie leer stehen. Um das zu ändern, hatte sich Landrat Klaus Metzger mit den anderen schwäbischen Landräten an die Staatsregierung gewandt. Dem Landratsamt zufolge wurde der Kontakt mit dem Sozialministerium intensiviert. „Die angestrebte Lösung ist aber noch nicht in trockenen Tüchern“, hieß es gestern.
Sie könnte umso wichtiger werden, als allmählich die ersten Familiennachzügler eintreffen. 85 von ihnen gibt es derzeit im Landkreis, 56 davon kamen allein in diesem Jahr. Wie viele es noch werden, ist nicht vorhersehbar. Doch auch sie brauchen Wohnungen, Arbeit beziehungsweise Geld vom Jobcenter, Kinderbetreuung oder Schulplätze. In den Unterkünften, in denen ohnehin schon viele Fehlbeleger leben, verschärft sich nach Einschätzung des Landratsamts die Situation durch den Familiennachzug nochmals. Vor allem angesichts zum Teil großer Familien von acht bis zehn Leuten. Denn auch die Nachzügler werden vorübergehend in den Unterkünften untergebracht, solange sie keine Wohnung haben.