WM Zwangspause kommt zur rechten Zeit
Kampf der Frauen um den Weltmeistertitel führt bei den Amateuren zu einer Unterbrechung der Punktspiele. Was die beiden Trainer des TSV Aichach darüber denken und wie die Mädels der A-Jugend dem Turnier entgegenfiebern
Aichach An Weihnachten geht es den Handballerinnen und Handballern so wie den meisten anderen Menschen auch: Sie packen Geschenke aus und feiern im Kreise ihr Familien. Bemerkenswert aber ist die Tatsache, dass diese Sportart drei Wochen zuvor eine weitere Pause einlegt, eine Zwangspause, die von ganz oben verordnet wurde. In Deutschland wird der HandballWeltmeister der Frauen ermittelt. Erstmals seit 20 Jahren findet in Deutschland wieder eine HandballWM der Frauen statt. Los geht das Turnier am heutigen Freitag mit dem Eröffnungsspiel Deutschland gegen Kamerun, das ab 19 Uhr in Leipzig ausgetragen wird. Das hat zur Folge, dass in einem Umkreis von 150 Kilometern Luftlinie um einen Spielort kein Spiel mehr in der Bezirksoberliga oder in der Landesliga stattfindet. Weil in BietigheimBissingen im Norden von Stuttgart eine Vorrundengruppe im Einsatz
„Die Pause kommt zum günstigen Zeitpunkt.“
Aichachs Frauentrainer Martin Fischer
ist, gilt beispielsweise für Aichach eine Sperre.
Man mag darüber geteilter Meinung sein, ob diese Anordnung wirklich vonnöten war. Tatsache aber ist, dass die Trainer des TSV Aichach darüber gar nicht traurig sind. „Ich bin froh“, sagt Manfred Szierbeck, der seit einem knappen halben Jahr zuständig ist für die Männer in der Bezirksoberliga. Seine Begründung: „Der Olli Huber und der Konsi (Konstantin Schön) können sich regenerieren. Der Felix (Schilberth) ist auch angeschlagen. Wir fahren jetzt die Belastung für zwei Wochen runter, dann können wir noch mehr einstudieren und die Jungen mehr ranführen.“
Auch Martin Fischer denkt nicht daran, Kritik an dieser Unterbrechung zu üben: „Die Pause kommt zum günstigen Zeitpunkt.“Dabei denkt der Frauentrainer etwa daran, dass Tini Wonnenberg nach langwieriger Verletzung sich erst wieder ranarbeitet. Fischer rechnet damit, dass die „Nordlichter“bei der WM den Ton angeben werden. Mannschaften aus Skandinavien erwartet er demnach auf den vorderen Rängen. Über die Aussichten für das Team des Deutschen HandballBundes will er sich nicht groß aus- „Ich schätze aber schon, dass unsere Mannschaft bei einer HeimWM eine gute Rolle spielt. Positive Ergebnisse tun unserem Sport gut.“Thomas Wonnenberg, der CoTrainer, berichtet davon, dass ein paar Mitglieder der Frauenmannschaft über WMTickets verfügen. Wenn es sich ergibt, wird man an einem Trainingstag ein Spiel gemeinsam vor dem Fernseher anschauen.
Von einem großen Lerneffekt nach dem Studium der TV-Bilder Fischer nicht reden: „Man muss schauen, was da für uns transferierbar ist.“Wenn Nationalspielerinnen auf dem höchsten Niveau tolle Kombinationen mit höchstem Tempo abschließen, können sich die Sportlerinnen in der Landesliga daran orientieren. Ob sie daraus aber auch einen konkreten Nutzen ziehen, das steht auf einem anderen Blatt. Manfred Szierbeck blickt zurück auf ein Vierteljahrhundert, in dem er mit vielen Handballerinnen zu tun hatlassen: te. Ihn beeindruckt, wie sich die Mädels motivieren und wie sie ein technisch anspruchsvolles Spiel aufziehen – im Gegensatz zu den Männern, wo vielfach die körperlichen Qualitäten den Ausschlag geben. Bereits in der Bayernliga ist es Standard, das speziell im Rückraum Handballer mit Gardemaß agieren.
„Auf die Spiele freue ich mich“, fährt der Männertrainer fort. „Ich hoffe, dass es ganz weit geht mit den Damen.“Seine Gattin Stephanie, die für die weibliche A-Jugend beim TSV verantwortlich ist, hat bereits ihre Mannschaft zu sich nach Hause eingeladen, um gemeinsam zu beobachten, wie Handball auf allerhöchstem Niveau abläuft. Und vier Mitwill glieder dieses Teams verfügen über Karten für das WM-Finale in Hamburg. „Manni“freut sich, dass die deutschen Spiele im öffentlichrechtlichen Fernsehen zu verfolgen sein werden und nicht nur bei einem Privatsender. Große Stücke hält er von einem Kollgen, nämlich von Bundestrainer Michael Biegler, dem er einiges zutraut.
Übrigens: Wer aus Aichach nach Bietigheim in Württemberg reist, der wird dort möglicherweise einen alten Bekannten antreffen. Vor Jahren gehörte Hartmut Mayerhoffer als Trainer und auch als Spieler zum Aichacher Handballteam. Jetzt coacht er die Herren des dortigen Zweitligisten.