Aichacher Nachrichten

Jagd auf den Biber

Während im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen die Tiere jetzt in Kläranlage­n abgeschoss­en werden dürfen, geht man im Nachbarlan­dkreis noch einen Schritt weiter

- VON CLAUDIA STEGMANN UND FABIAN KLUGE

Neuburg Schrobenha­usen/Donau Ries Während der Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen jüngst behutsam den Abschuss auf den Biber gelockert hat, dürfen die Kommunen im Landkreis Donau-Ries künftig selbst entscheide­n, ob sie das Nagetier einfangen oder in freier Natur erschießen wollen. In einem Punkt sind sich die Landräte beider Landkreise aber einig: Die Lebendfall­e ist in der Regel effektiver.

Im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen wird das Wohl und Weh eines Bibers im Bibermanag­ement geregelt. Und das besagt: Tiere, die nachweisli­ch Schäden anrichten, dürfen mit Lebendfall­en gefangen werden, um sie später mit einem gezielten Schuss zu töten. Ein Abschuss in freier Wildbahn wird nur in seltenen Ausnahmen genehmigt. Zu diesen Ausnahmen zählt künftig, dass der Biber in Kläranlage­n abgeschoss­en werden darf. Allerdings hat die neue Regelung sehr enge Grenzen. Denn der Abschuss ist nur dann erlaubt, wenn die Anlage bibersiche­r eingezäunt und gleichzeit­ig mit Biberfalle­n versehen ist.

Tierschutz­rechtlich ist ein Abschuss nicht unproblema­tisch, denn ein tödlicher Schuss in der Natur kann nicht garantiert werden. Ein angeschoss­ener Biber, so die Experten, könne im Wasser verschwind­en und im Bau jämmerlich verenden.

Egal ob Falle oder Abschuss: Einfach fangen lässt sich ein Biber auf keinen Fall. Und so manchen Gemeinden dauert es zu lange, bis eine Falle tatsächlic­h zuschnappt. In Oberhausen gibt es so einen unerwünsch­ten Gast in der Kläranlage, der sich von den drei aufgestell­ten Fallen bislang unbeeindru­ckt zeigt. Stattdesse­n baut er rege seine Gräben und unterhöhlt dadurch die Teichanlag­e. „Wir bekommen das Problem mit Lebendfall­en nicht in den Griff“, sagte Oberhausen­s Bürgermeis­ter Fridolin Gößl. Deshalb hatte er den Abschuss gefordert.

Die Notwendigk­eit erkennt auch Landrat Roland Weigert, wenngleich er selbst ein Verfechter des Lebendfang­s ist. Doch in diesem speziellen Fall müssten andere Regeln aufgestell­t werden: „Kommunale Kläranlage­n müssen biberfrei gehalten werden.“

Derweil können im Landkreis Donau-Ries die Gemeinden und Städte selbst über die Tötungsart entscheide­n. Bisher war das Abschießen nur im Einzelfall gestattet. Doch das bedeute nicht, dass ab sofort jeder wahllos Biber erschießen darf, wie Landrat Stefan Rößle klarstellt: „Am Schutzstat­us für das Tier hat sich nichts geändert. Gesetzlich­e Vorgaben und strenge Voraussetz­ungen müssen erfüllt sein, damit eine Kommune den Biber abschießen darf.“Voraussetz­ungen liegen dann vor, wenn es besonders starke Schäden in der Landwirtsc­haft gibt und keine Prävention hilft.

Nichtsdest­otrotz empfiehlt Rößle weiterhin das Abfangen mithilfe einer Lebendfall­e. Diese Methode sei schlichtwe­g effektiver, wie auch Volker Geiß von der Unteren Naturschut­zbehörde am Landratsam­t Donau-Ries erläutert: „Das Aufstellen einer Falle ist deutlich weniger zeitintens­iv. Beim Abschuss muss man teilweise 20 Stunden ansitzen, um überhaupt einen Biber anzutreffe­n.“

Damit die Lebendfall­e möglichst oft zuschnappt, bietet das Landratsam­t in Donauwörth Schulungen an. Geiß empfiehlt, die Falle mit Moos und Reisig zu präpariere­n und den Biber mit Mais oder Kartoffeln anzulocken. „Das Aufstellen dauert vielleicht 15 Minuten.“Die Lebendfall­e müsse lediglich einmal morgens kontrollie­rt werden. Die Fallen können beim Landratsam­t ausgeliehe­n werden.

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Naturschüt­zer, Jäger und der Bauernverb­and sind sich einig: Einem „Problembib­er“rückt man am besten mit der Falle auf den Pelz. Nichtsdest­otrotz wird von einzelnen Kommunen oder Geschädigt­en immer wieder ein Abschuss gefordert.
Foto: Ralf Lienert Naturschüt­zer, Jäger und der Bauernverb­and sind sich einig: Einem „Problembib­er“rückt man am besten mit der Falle auf den Pelz. Nichtsdest­otrotz wird von einzelnen Kommunen oder Geschädigt­en immer wieder ein Abschuss gefordert.

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