Aichacher Nachrichten

Bürgermeis­ter nennt jetzt doch den Investor

Pläne für das Industrieg­ebiet in Mering stoßen auf Gegenwind. Rund 100 Kritiker sammeln sich nach Aufruf der Grünen bei St. Afra

- VON PETER STÖBICH

Mering Rund 100 Demonstran­ten fanden sich am Bahnhaltep­unkt St. Afra ein, um gegen das geplante Industrieg­ebiet zu protestier­en. Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler, Initiator des Projekts, war selbst vor Ort, um sich den Fragen der Kritiker zu stellen. Vor allem die Tatsache, dass er den Namen des Investors bisher geheim gehalten hat, sorgte für großes Misstrauen.

Auf Drängen der Menschen bei der Demo gab Kandler schließlic­h nach. Bei dem bislang geheimen Investor handelt es sich um das Logistik-Unternehme­n Honold (NeuUlm) mit 1200 Mitarbeite­rn. Der Bürgermeis­ter sieht dessen Ansiedlung im geplanten Industriep­ark nördlich der Friedenaus­traße als große Chance für die Marktgemei­nde. Er erwartet sich davon rund 150 hochwertig­e Arbeitsplä­tze und bis zu eine Viertelmil­lion Gewerbeste­u- er pro Jahr. Doch die Gegner eines mehrere Hektar großen Industrieg­ebiets melden Bedenken an. – Deshalb organisier­ten sie am Wochenende die Protestakt­ion, zu der rund 100 Teilnehmer vom Bund Naturschut­z und dem Aktionsbün­dnis gegen die Osttangent­e sowie von Grünen und ÖDP gekommen waren. Bei frostigen Temperatur­en stellte sich Kandler der Diskussion. Er sagte, der Bebauungsp­lan sei mit 19:3 Stimmen beschlosse­n worden, weil Mering für seine künftigen Aufgaben dringend Gewerbeste­uer-Einnahmen brauche. „Unsere freie Spitze im Jahr liegt nur bei rund 1,5 Millionen Euro, mit denen wir aber eine ganze Reihe von Projekten bewältigen sollen!“

Das Unternehme­n Honold wolle in Vorleistun­g gehen und einen großen Teil der Kosten für den Bebauungsp­lan übernehmen. Wenn alles wie geplant abläuft, könnten bereits im März 2018 die Bauarbeite­n für drei große Hallen im nördlichen Teil des Gebiets beginnen.

Damit werden Befürchtun­gen der Projektgeg­ner immer realer, dass das Lechfeld zugebaut wird. Nach ihrer Ansicht braucht Mering keine Flächen für einen großen Logistiker, sondern klein- und mittelstän­dische Betriebe aus den Bereichen Handwerk und innovative­r Technologi­en. „Die Ausweisung des Gewerbegeb­iets an dieser Stelle ist der Anfang vom Ende von Mering als attraktive­m Wohnort“, stellt Petra von Thienen fest, die Fraktionsv­orsitzende der Grünen.

Das Projekt habe mit nachhaltig­er Entwicklun­g nichts zu tun, sein Kosten-/Nutzenverh­ältnis sei sehr zweifelhaf­t. Zudem stellt sie einen Zusammenha­ng mit der geplanten Osttangent­e her und fürchtet, dass sich in der Region künftig ein Gewerbegeb­iet ans andere reihen wird. Auch Alwin Jung, Mitglied der Grünen-Stadtratsf­raktion in Königsbrun­n, war nach Mering gekommen und sagte: „Wir müssen ortsübergr­eifend dafür sorgen, dass nicht immer noch mehr Flächen versiegelt und unsere Region zum Negativen verändert wird!“

Von Thienen und ihre Mitstreite­r führen eine ganze Reihe von Argumenten gegen den geplanten Standort ins Feld. „Zusammen mit der Osttangent­e sowie dem Tiermehlun­d Blutplasma-Hersteller Sonac wird die Fläche zwischen Mering und Lech ein riesiger Gewerbe- und Industriek­omplex sein!“Der zusätzlich­e Lastwagenv­erkehr werde die Anlieger noch mehr belasten, außerdem seien Feldlerche, Kiebitz und Rebhühner bedroht. Auch die Ausweisung als sogenannte­s Industrieg­ebiet ohne Einschränk­ungen und die Fixierung auf einen Hauptinves­tor berge ein hohes Risiko, stellen die Kritiker fest.

Den erhofften Mehreinnah­men bei der Gewerbeste­uer müsse man die Investitio­nskosten in Millionenh­öhe gegenübers­tellen, so von Thienen: „Bisher existiert keine plausible Gewinn- und Verlustpla­nung.“Aus Sicht von Grünen und ÖDP müsse zukunftsfä­hige Wirtschaft­sförderung anders aussehen. In mering seien Flächen ohne Auflagen verkauft worden und stünden jetzt leer.

 ?? Foto: Peter Stöbich ?? Gegen das geplante Industrieg­ebiet und den Flächenver­brauch in Bayern demonstrie­rten am Wochenende rund 100 Bürger in Me ring.
Foto: Peter Stöbich Gegen das geplante Industrieg­ebiet und den Flächenver­brauch in Bayern demonstrie­rten am Wochenende rund 100 Bürger in Me ring.

Newspapers in German

Newspapers from Germany