Bürgermeister nennt jetzt doch den Investor
Pläne für das Industriegebiet in Mering stoßen auf Gegenwind. Rund 100 Kritiker sammeln sich nach Aufruf der Grünen bei St. Afra
Mering Rund 100 Demonstranten fanden sich am Bahnhaltepunkt St. Afra ein, um gegen das geplante Industriegebiet zu protestieren. Bürgermeister Hans-Dieter Kandler, Initiator des Projekts, war selbst vor Ort, um sich den Fragen der Kritiker zu stellen. Vor allem die Tatsache, dass er den Namen des Investors bisher geheim gehalten hat, sorgte für großes Misstrauen.
Auf Drängen der Menschen bei der Demo gab Kandler schließlich nach. Bei dem bislang geheimen Investor handelt es sich um das Logistik-Unternehmen Honold (NeuUlm) mit 1200 Mitarbeitern. Der Bürgermeister sieht dessen Ansiedlung im geplanten Industriepark nördlich der Friedenaustraße als große Chance für die Marktgemeinde. Er erwartet sich davon rund 150 hochwertige Arbeitsplätze und bis zu eine Viertelmillion Gewerbesteu- er pro Jahr. Doch die Gegner eines mehrere Hektar großen Industriegebiets melden Bedenken an. – Deshalb organisierten sie am Wochenende die Protestaktion, zu der rund 100 Teilnehmer vom Bund Naturschutz und dem Aktionsbündnis gegen die Osttangente sowie von Grünen und ÖDP gekommen waren. Bei frostigen Temperaturen stellte sich Kandler der Diskussion. Er sagte, der Bebauungsplan sei mit 19:3 Stimmen beschlossen worden, weil Mering für seine künftigen Aufgaben dringend Gewerbesteuer-Einnahmen brauche. „Unsere freie Spitze im Jahr liegt nur bei rund 1,5 Millionen Euro, mit denen wir aber eine ganze Reihe von Projekten bewältigen sollen!“
Das Unternehmen Honold wolle in Vorleistung gehen und einen großen Teil der Kosten für den Bebauungsplan übernehmen. Wenn alles wie geplant abläuft, könnten bereits im März 2018 die Bauarbeiten für drei große Hallen im nördlichen Teil des Gebiets beginnen.
Damit werden Befürchtungen der Projektgegner immer realer, dass das Lechfeld zugebaut wird. Nach ihrer Ansicht braucht Mering keine Flächen für einen großen Logistiker, sondern klein- und mittelständische Betriebe aus den Bereichen Handwerk und innovativer Technologien. „Die Ausweisung des Gewerbegebiets an dieser Stelle ist der Anfang vom Ende von Mering als attraktivem Wohnort“, stellt Petra von Thienen fest, die Fraktionsvorsitzende der Grünen.
Das Projekt habe mit nachhaltiger Entwicklung nichts zu tun, sein Kosten-/Nutzenverhältnis sei sehr zweifelhaft. Zudem stellt sie einen Zusammenhang mit der geplanten Osttangente her und fürchtet, dass sich in der Region künftig ein Gewerbegebiet ans andere reihen wird. Auch Alwin Jung, Mitglied der Grünen-Stadtratsfraktion in Königsbrunn, war nach Mering gekommen und sagte: „Wir müssen ortsübergreifend dafür sorgen, dass nicht immer noch mehr Flächen versiegelt und unsere Region zum Negativen verändert wird!“
Von Thienen und ihre Mitstreiter führen eine ganze Reihe von Argumenten gegen den geplanten Standort ins Feld. „Zusammen mit der Osttangente sowie dem Tiermehlund Blutplasma-Hersteller Sonac wird die Fläche zwischen Mering und Lech ein riesiger Gewerbe- und Industriekomplex sein!“Der zusätzliche Lastwagenverkehr werde die Anlieger noch mehr belasten, außerdem seien Feldlerche, Kiebitz und Rebhühner bedroht. Auch die Ausweisung als sogenanntes Industriegebiet ohne Einschränkungen und die Fixierung auf einen Hauptinvestor berge ein hohes Risiko, stellen die Kritiker fest.
Den erhofften Mehreinnahmen bei der Gewerbesteuer müsse man die Investitionskosten in Millionenhöhe gegenüberstellen, so von Thienen: „Bisher existiert keine plausible Gewinn- und Verlustplanung.“Aus Sicht von Grünen und ÖDP müsse zukunftsfähige Wirtschaftsförderung anders aussehen. In mering seien Flächen ohne Auflagen verkauft worden und stünden jetzt leer.