Aichacher Nachrichten

Zerbricht die EU?

EU-Fachmann zeigt bei der Senioren-Union Wege aus der Krise auf

- (AN)

Aichach Friedberg „Nationalis­mus und Separatism­us – zerbricht die EU?“Zu diesem Thema fand eine Veranstalt­ung der Hanns-Seidl-Stiftung bei der Senioren-Union Aichach-Friedberg statt. Der Referent Michael G. Möhnle studierte politische­n Journalism­us, verbrachte 13 Jahre in Brüssel, war Pressespre­cher der EU und ist damit ein Europakenn­er.

Für den in der EU, aber auch in den USA in den letzten Jahren aufkommend­en Nationalis­mus und Separatism­us sieht er im Wesentlich­en zwei Punkte ursächlich: Nach dem Finanzcras­h 2008 bildeten sich „Schattenba­nken“, die inzwischen das Vermögen in Höhe von 60 Billionen Dollar verwalten. Diese Finanzund Wirtschaft­ssysteme mit Sitz in Steuerpara­diesen wie Gibraltar, Malta, Luxemburg, Zypern, aber auch in Übersee, brächten die Nationalst­aaten um ihre Steuereinn­ahmen und gehörten umgehend abgeschaff­t, sagte Möhnle. Jährlich circa eine Billion Euro stünde dann den europäisch­en Ländern für Strukturma­ßnahmen mehr zur Verfügung. Dazu ließen die Kriege im Irak, Syrien und Afghanista­n die Flüchtling­sströme anschwelle­n und die EU konnte sich in ihrer Vorgehensw­eise nicht einigen.

Nach Meinung des Referenten braucht Europa dringend Einheit. Die Nationalst­aaten müssten lernen, ihre Souveränit­ät europäisch gemeinsam auszuüben. Dazu gehöre nicht nur die Beseitigun­g der Steueroase­n, sondern z. B. eine gemeinsame europäisch­e Sicherheit­s- und Verteidigu­ngsunion. Die Bürger könnten so durch Sicherheit und gemeinsame Verteidigu­ng ein Stück in ihrem Unmut beruhigt werden, was der Anfang zu einer europäisch­en Identität werden könnte. Nach den Verträgen von Lissabon würde es auch reichen, wenn nur neun Staaten etwas gemeinsam machten.

Voraussetz­ung sei, dass die Parteien die Bürger offen aufklären, was geschieht, um eine Destabilis­ierung durch ausländisc­he Hackerangr­iffe mit „Fake Stories“, z. B. aus Russland, zu verhindern.

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