Wo es die meisten Strafzettel gibt
Die Verkehrsüberwacher haben in diesem Jahr bereits über 150000 Knöllchen verteilt. 2018 dürfte die Zahl noch steigen, die „Blauen“werden dann auch abends unterwegs sein
Jetzt im Dezember, erzählen Anwohner, ist es besonders schlimm. Wenn kurz vor Weihnachten alle in die Innenstadt zum Einkaufen oder auf den Christkindlesmarkt wollen, häufen sich die „Jagdszenen“um Parkplätze in der Altstadt und den Vierteln rund um die Innenstadt. Dabei sind Parkplätze am Straßenrand dort ohnehin solch Mangelware, dass Bewohner mit einem Parkausweis Vorrecht haben.
Speziell im Lech- und im Ulrichsviertel ist die Situation angespannt, weil die Zahl der Parkplätze in den schmalen Gassen so beschränkt ist, dass auf einen Stellplatz bis zu drei Ausweise kommen. Insgesamt sind in Augsburg mehr als 8000 Bewohnerparkausweise in Umlauf. Pro Jahr kostet ein solcher Ausweis 30 Euro. In der Altstadt fordert die SPD jetzt Änderungen: „Gerade für Anwohner mit einem Parkausweis ist eine Verbesserung der Parksituation vonnöten“, so Fraktionsvorsitzende Margarete Heinrich. Geprüft werden soll, das Parken in der Altstadt auch abends und nachts gebührenpflichtig zu machen (außer für Bewohner). Das werde die Situation für Altstadt-Bewohner verbessern. Im Gegenzug sollen durch bauliche Maßnahmen wie Steinquader und Fahrradständer – etwa am Holbein- und am Elias-Holl-Platz – Wildparker ausgebremst werden. Die Bauverwaltung wird sich mit dem Antrag beschäftigen. Eine Ausweitung von Bewohnerparkgebieten aufs Antonsviertel und Teile von Oberhausen hatte die Stadt abgelehnt – man löse so einen DominoEffekt auf benachbarte Viertel aus.
Auch Bewohner des Beethovenviertels fordern Verbesserungen. „Früher sind wir samstagvormittags mit dem Auto zum Wocheneinkauf losgefahren. Inzwischen lassen wir das Auto stehen, weil der Parkplatz dann weg wäre“, so ein Anwohner. Insgesamt steige der Parkdruck – nicht nur durch auswärtige Parkplatz-Sucher, sondern auch, weil die Bewohner selbst immer größere Autos fahren.
Zudem ist die Zahl der in Augsburg zugelassenen Pkw seit 2007 um mehr als zehn Prozent gestiegen – inzwischen kommen auf einen Privathaushalt statistisch 0,75 Pkw. Die wenigsten Autos pro Haushalt gibt es in den besonders problemati- schen Vierteln der Innenstadt und rundherum. In der Altstadt hat nur jeder zweite Haushalt ein Auto – Rekordhalter mit 1,46 Autos ist Bergheim, was vor allem an der dörflichen Lage liegen dürfte. Je weiter man sich von der Innenstadt entfernt, desto höher ist die Dichte.
Die Falschparker ballen sich gleichwohl in der Innenstadt. Bei der Stadt verzeichnet man eine zunehmende Zahl von Verfahren gegen Falschparker. In diesem Jahr dürften es rund 155000 Verstöße werden. Dies wäre ein leichter Anstieg gegenüber den Jahren 2016 (knapp 151000 Verstöße) und 2015 (knapp 152000). Die Maximilianstraße ist im Stadtgebiet mit großem Abstand die Straße, in der die meisten Strafzettel verteilt werden. Bis Ende Oktober waren es fast 17000 Verstöße (16748), die von städtischen Verkehrsüberwachern geahndet wurden. In der Statistik folgen Hermanstraße (3306), Bahnhofstraße (3230), Obstmarkt (2387) und Karolinenstraße (2249). In der Gesamtbilanz wurden bis Ende Oktober knapp 125 000 Falschparker verwarnt.
Derzeit hat die Verkehrsüberwachung 36 Vollzeitstellen. Die „Blauen“, wie die Mitarbeiter genannt werden, sind normalerweise werktags ab 8.30 Uhr unterwegs. Teils gibt es aber auch Kontrollen, die bereits um 6 Uhr beginnen. Gerufen werden die Verkehrsüberwacher, wenn Falschparker auf Bewohnerparkplätzen in der Innenstadt stehen und unerlaubterweise in Wohngebieten in den Außenbezirken. Mehr als 1000 Beschwerden sind in diesem Jahr bereits eingegangen.
Vor allem abends und nachts gibt es immer wieder Klagen über falsch geparkte Fahrzeuge in Anwohnerparkgebieten. Die Stadt wird darauf auch entsprechend reagieren. Ab dem kommenden Jahr werden in den Abendstunden mehr Verkehrsüberwacher unterwegs sein. „Wir werden eine Nachtdienstgruppe einführen“, sagt Amtsleiter Andreas Bleymaier.
Laut Auskunft der Verkehrsüberwacher stellen die Baustellen im Stadtgebiet nicht nur Autofahrer auf die Probe. Auch die „Blauen“mussten sich zum Teil auf tägliche Änderungen bei der Beschilderung einstellen. Als besondere Herausforderungen werden der Umbau der Bäckergasse und des Kammgarnviertels genannt.