Moor Renaturierung stößt auf viel Skepsis
Im vollen Sitzungssaal des Pöttmeser Rathauses wirbt der Donaumoos-Zweckverband für eine Wiedervernässung im Gebiet „Schorner Röste“. Vor allem Landwirte haben Zweifel. Auch andere Zuhörer befürchten Hochwasser und Mücken. Es gibt aber auch Befürworter
Pöttmes Die geplante Moor-Renaturierung im Gebiet „Schorner Röste“auf Pöttmeser und Ehekirchener Flur treibt die Menschen um. Bei der Bürgerversammlung des dafür verantwortlichen DonaumoosZweckverbands (DZV) im Pöttmeser Rathaus war der Sitzungssaal voll. Die Zuhörer kamen aus dem Markt Pöttmes, dem Raum Ehekirchen und weiteren Orten im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Die Wogen gingen zeitweise hoch, dennoch blieb die Debatte meist sachlich. Vor gut drei Wochen hatte eine erste Versammlung in Walda stattgefunden (wir berichteten).
Die Redner hatten keinen leichten Stand. Auch weil es bislang nur eine Machbarkeitsstudie der Regierung von Schwaben gibt und sie viele Fragen noch nicht beantworten konnten. Das soll ab 2018 in Arbeitskreisen geschehen, denen Vertreter von Landwirtschaft, Gemeinden, Natur- und Tierschutz sowie Wasserwirtschaft angehören sollen.
DZV-Projektbetreuer Michael Hafner erklärte, warum die relativ tiefen Moorschichten nahe Schorn und Grimolzhausen (Pöttmes) sowie bei Walda (Ehekirchen) und Langenmosen erhaltenswert sind. Moorschutz sei ein wichtiger
Faktor beim Klimaschutz, sagte er. Jährlich lösten sich anderthalb Zentimeter Torfschicht im Donaumoos in Luft auf, das entspreche sechs Kipperladungen pro Hektar. Er verwies auf weltweit zunehmende Wetterextreme und die steigende Zahl von Klimaflüchtlingen.
Hafner stellte jedoch klar: „Wir können über Eigentum nicht verfügen und werden es auch nicht tun.“Er hob wie DZV-Geschäftsstellenleiter Willi Riß das Prinzip der Freiwilligkeit hervor. Mathias Gogl aus Schorn hakte ein: „Was macht ihr mit einem Landwirt, der nicht mitmachen will?“Hafner sagte, es werde geprüft, ob seine Fläche abgegrenzt werden könne; andernfalls sei die Renaturierung nicht möglich. Auf Gogls Einwand, die Häuser seien nicht für höhere Grundwasserstände gebaut, entgegnete Bürgermeister Franz Schindele: „Es gibt keine nasse Enteignung.“
Dennoch gab es viele Fragen zur Haftung für mögliche Wasserschäden in Häusern. Hafner sagte, der DZV sei schadenersatzpflichtig. Die Studie belege aber aufgrund der Topografie – das Gebiet liegt in zwei Talsenken – dass Siedlungen nicht beeinträchtigt würden. Richard Schöttner von der Regierung von Schwaben, die mit dem Dattenhauser Ried im Kreis Dillingen ein ähnliches Projekt betreut hat, ergänzte: „Wir gehen lieber zwei Mal auf Nummer sicher.“Bei früheren Projekten seien keine Schäden bekannt.
Willi Riß zufolge muss in einem Planfeststellungsverfahren belegt werden, dass die Renaturierung keine Nachteile für die Menschen habe. Nur dann werde sie genehmigt. Dazu würden etwa Gutachten zu den Folgen höherer Grundwasserstände erstellt. Diese schwankten derzeit zwischen 30 und 100 Zentimetern unter Flur, Ziel seien 20 Zentimeter. Sorgen vor einer Mückenplage versuchten die Redner zu entkräften. Schöttner zufolge brauchen die Tiere wechselfeuchte Verhältnisse. Im Moor aber sei der Wasserstand gleichbleibend.
Landwirt Marinus Arnold aus Schorn sagte, alles drehe sich um Klimaschutz. „Landwirtschaft interessiert niemanden mehr.“Dafür erhielt er viel Beifall. Hafner antwortete, das in der Studie untersuchte Gebiet sei mit 340 Hektar größer als das tatsächliche Projektgebiet. Im südlichen Teil besitzt die Stadt München Flächen – ebenso wie der DZV oder der Markt Pöttmes. Alfons Bauschmid, Werksleiter der Stadtgüter München, verfolgte die Debatte als Zuhörer. Er forderte die Landwirte auf, sich dem Projekt zu öffnen: „Es ist dem Image der Landwirtschaft nicht zuträglich, alles von vornherein abzugrätschen.“Die Stadt werde sich nicht verschließen. Auf Nachfrage von Marinus Arnold, wie Pöttmes zu der Renaturierung stehe, sagte der Bürgermeister: „Wir sehen das Projekt als gut an.“
Biolandwirt Hubert Birkmeir aus Schorn berichtete, fast alle seine Futterflächen lägen im Moos. Wenn sein Verpächter die verkaufe, müsse er weit entfernte Felder pachten, was nicht ökologisch sei oder den Stall zumachen. Auf die Frage von Riß, wer dem Projekt positiv gegenüber stehe, hoben dennoch einige Zuhörer die Hand. Birkmeir deutete an, die Renaturierung sei vorstellbar, wenn Landwirte eine vernünftige Förderung erhielten. Riß wies auf die Option hin, Flächen an die öffentliche Hand zu verkaufen und zu tauschen. Am Schluss sprach sich Schindele erneut nachdrücklich für das Projekt aus.
IDie Studie zur Schorner Röste steht auf der DZV Seite unter „Aktuelles“www.donaumoos zweckverband.de