Jetzt tönt es wieder: „Last Christmas, I gave you my heart…“
Vorweg: George Michael war ein herausragender Musiker. Sein Album „Older“ist ein Meilenstein der Pop-Geschichte. In die „Ewigkeit eingegangen“ist er leider mit der Weihnachtsschnulze „Last Christmas“. Diese Nummer erschallt seit Erscheinen immer ab Ende November auf allen Radiosendern, in allen Supermärkten und Drogerieketten.
Die (Vor-)Weihnachtszeit ist die Zeit der kommerzialisierten Ästhetik. Nikoläuse und „Coca-ColaSanta-Clauses“, Raffaels schlanke „zwei Engel“auf allen Grußkarten und Pralinenschachteln sollen Weihnachtsstimmung vermitteln. Die Vorgärten am Stadtrand werden zu weihnachtlichen Disneylands ausgebaut. Im Bärenkeller gibt es immer an derselben Stelle eine Weihnachtsinstallation im Vorgarten, die dermaßen viel Energie benötigt, dass sie am Starkstrom-Aggregat angeschlossen ist. Die Elektrizitätswerke freut’s.
Werden wir mit diesen Eindrücken milder, vielleicht für eine Zeit bessere Menschen? Für die Vertreter des Einzelhandels sicher. Vielleicht beschönigen ja auch die Rituale jetzt am Jahresende hin die (öden) Monate zuvor: Geschenke suchen, Loibla backen und auf dem Christkindlmarkt Bosna und Glühwein konsumieren.
Die Überlegungen beginnen, wen man am Heiligabend einlädt und was man kocht. Gut, in Augsburg gibt’s Würschtla und Kartoffelsalat respektive Sauerkraut. Zugegeben, auch ich habe mit 40, als meine Eltern noch lebten, dieses Ritual gern mitgemacht. In der Tat war der Heilige Abend einer der wenigen Tage im Jahr, wo wir nach Abendessen und Bescherung noch einige Stunden zusammensaßen und über unsere kleine Familie redeten.
Übrigens: I am not dreaming of a white Christmas. Zum einen mag ich keinen Schnee und zum anderen war es in meiner Erinnerung an Heiligabend meist sehr mild.
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An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.