Auf Glückssuche
Das Theter-Ensemble bringt das Musical „We love you“auf die Bühne. Die Musik hat es auf jeden Fall in sich
Es geht ums Glück. Weil es schlussendlich immer ums Glück geht. Und im Musical „We love you“vom Theter-Ensemble geht es gleich im doppelten Sinne ums Glück. Dem Glück im Spiel und dem eigenen Lebensund Liebesglück. Vor allem handelt das Stück davon, dass Glücksfall und Glückseligkeit durchaus zwei Dinge bedeuten – und das eine nicht notwendigerweise das andere bedingt.
Die Handlung beginnt damit, dass die überspannte Ehegattin des Anwalts Linus die Scheidung einreicht. Daraufhin flüchtet der – vom lebensbejahenden und freigeistigen Bruder Veith überredet – aus der Wohnung und auf einen Road-Trip mit zwei Klapprädern. Zuerst begegnet man der ein oder anderen wunderlichen Gestalt, schließlich landet man in Saint’s Ville, einem Paradies für Spieler und Glückspiraten, ein Ort der exzessiven Liebe und des Rauschs. Mit Floskeln und Lebensweisheiten wird hier nur so um sich geschrien, den mitten im Liebeskummer steckenden Linus erreichen sie nicht. Da hilft es auch nicht, dass der Bruder ihn auffordert, „lass uns noch mal jung und unvernünftig sein“.
Geschrieben und komponiert hat das Musical der Bassist Florian Hartz, Student an der Popakademie Mannheim. Eingespielt werden die Songs von der achtköpfigen JazzFunk Band „The Love Affair Orchestra“, der es mit dem ersten Akkord gelingt, dem Stück eine klare ästhetische Richtung zu verleihen. Da müssen die Schauspieler und Tänzer auf gleicher Bühnenebene bei der Generalprobe erst einmal mithalten. Ein Bühnenbild steht ihnen nicht zur Verfügung, dafür Behelfsrequisiten, vom Hula-HoopReifen bis zu Gläsern und Flaschen. Gerade Letztere kommen regelmäßig zum Einsatz, denn in Saint’s Ville wird offensichtlich getrunken, sehr viel getrunken, eigentlich unablässig. Aber selbst der Alkohol und noch nicht einmal der große Geldgewinn im Kasino, können Linus umstimmen, dass der Ort auch Freuden für ihn bereithält. Er vermisst die zukünftige Exfrau. Korbinian Kramer spielt die Rolle des unglücklichen Selbstzweiflers überzeugend und genauso der deutlich jüngere Moritz Gawert die Figur des hedonistischen Bruders, der mit dem Kollegen auf Augenhöhe agiert. Auch singen können beide.
Die zweite Hälfte des knapp zweistündigen Stücks wird zunehmend von Musik und Tanzeinlagen getragen. Ein eingängiger Song folgt dem Nächsten, rein theatrale Dialoge werden selten. Das ist nicht die schlechteste Entscheidung, denn mit der hohen Qualität der Musikstücke können die Texte nicht mithalten. Vor allem nicht, wenn schwergewichtige Fragen nach dem Sinn des Lebens verhandelt werden. So verliert das Stück gegen Ende deutlich von dem zu Beginn vorgegebenen Tempo, wirkt stellenweise konstruiert, es fehlt den Figuren am Potenzial, sich zu entwickeln. Da wird offenbar deutlich, dass Hartz ein guter Musiker und Komponist ist, aber kein „gelernter“Autor.
Die Regisseurinnen Verena Gawert und Iris Schmidt spielen feinfühlig mit Musical-Klischees, ohne dabei Stück und Gattung zu verraten und herabzuwürdigen. So können die Zuschauer bei der heutigen Premiere einen kurzweiligen, lässigen Abend mit Ohrwurmpotenzial erleben.
ⓘ
Termine „We love you“des Theter Ensembles am 14., 15. und 16. De zember um 19.30 Uhr in der Kradhalle im Kulturpark West