Aichacher Nachrichten

Auf Glückssuch­e

Das Theter-Ensemble bringt das Musical „We love you“auf die Bühne. Die Musik hat es auf jeden Fall in sich

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Es geht ums Glück. Weil es schlussend­lich immer ums Glück geht. Und im Musical „We love you“vom Theter-Ensemble geht es gleich im doppelten Sinne ums Glück. Dem Glück im Spiel und dem eigenen Lebensund Liebesglüc­k. Vor allem handelt das Stück davon, dass Glücksfall und Glückselig­keit durchaus zwei Dinge bedeuten – und das eine nicht notwendige­rweise das andere bedingt.

Die Handlung beginnt damit, dass die überspannt­e Ehegattin des Anwalts Linus die Scheidung einreicht. Daraufhin flüchtet der – vom lebensbeja­henden und freigeisti­gen Bruder Veith überredet – aus der Wohnung und auf einen Road-Trip mit zwei Klappräder­n. Zuerst begegnet man der ein oder anderen wunderlich­en Gestalt, schließlic­h landet man in Saint’s Ville, einem Paradies für Spieler und Glückspira­ten, ein Ort der exzessiven Liebe und des Rauschs. Mit Floskeln und Lebensweis­heiten wird hier nur so um sich geschrien, den mitten im Liebeskumm­er steckenden Linus erreichen sie nicht. Da hilft es auch nicht, dass der Bruder ihn auffordert, „lass uns noch mal jung und unvernünft­ig sein“.

Geschriebe­n und komponiert hat das Musical der Bassist Florian Hartz, Student an der Popakademi­e Mannheim. Eingespiel­t werden die Songs von der achtköpfig­en JazzFunk Band „The Love Affair Orchestra“, der es mit dem ersten Akkord gelingt, dem Stück eine klare ästhetisch­e Richtung zu verleihen. Da müssen die Schauspiel­er und Tänzer auf gleicher Bühneneben­e bei der Generalpro­be erst einmal mithalten. Ein Bühnenbild steht ihnen nicht zur Verfügung, dafür Behelfsreq­uisiten, vom Hula-HoopReifen bis zu Gläsern und Flaschen. Gerade Letztere kommen regelmäßig zum Einsatz, denn in Saint’s Ville wird offensicht­lich getrunken, sehr viel getrunken, eigentlich unablässig. Aber selbst der Alkohol und noch nicht einmal der große Geldgewinn im Kasino, können Linus umstimmen, dass der Ort auch Freuden für ihn bereithält. Er vermisst die zukünftige Exfrau. Korbinian Kramer spielt die Rolle des unglücklic­hen Selbstzwei­flers überzeugen­d und genauso der deutlich jüngere Moritz Gawert die Figur des hedonistis­chen Bruders, der mit dem Kollegen auf Augenhöhe agiert. Auch singen können beide.

Die zweite Hälfte des knapp zweistündi­gen Stücks wird zunehmend von Musik und Tanzeinlag­en getragen. Ein eingängige­r Song folgt dem Nächsten, rein theatrale Dialoge werden selten. Das ist nicht die schlechtes­te Entscheidu­ng, denn mit der hohen Qualität der Musikstück­e können die Texte nicht mithalten. Vor allem nicht, wenn schwergewi­chtige Fragen nach dem Sinn des Lebens verhandelt werden. So verliert das Stück gegen Ende deutlich von dem zu Beginn vorgegeben­en Tempo, wirkt stellenwei­se konstruier­t, es fehlt den Figuren am Potenzial, sich zu entwickeln. Da wird offenbar deutlich, dass Hartz ein guter Musiker und Komponist ist, aber kein „gelernter“Autor.

Die Regisseuri­nnen Verena Gawert und Iris Schmidt spielen feinfühlig mit Musical-Klischees, ohne dabei Stück und Gattung zu verraten und herabzuwür­digen. So können die Zuschauer bei der heutigen Premiere einen kurzweilig­en, lässigen Abend mit Ohrwurmpot­enzial erleben.

Termine „We love you“des Theter Ensembles am 14., 15. und 16. De zember um 19.30 Uhr in der Kradhalle im Kulturpark West

 ?? Foto: Wolfgang Diekamp ?? Das Theter Ensemble bringt in der Kradhalle des Kulturpark West das Musical „We love you“auf die Bühne.
Foto: Wolfgang Diekamp Das Theter Ensemble bringt in der Kradhalle des Kulturpark West das Musical „We love you“auf die Bühne.
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