Frauen suchen ihren Weg
Katharina Maier porträtiert Autorinnen
Frau Maier, 44 Autorinnen stellen Sie in Ihrem Buch „Ich lebe, um zu schreiben“vor. Nach welchen Kriterien haben Sie die ausgewählt?
Katharina Maier: Da sind große Namen, die jeder kennt und die für weibliches Schreiben stehen, wie etwa Kathrin Mansfield, Mary Shelly oder Jane Austen. Dann war es mir wichtig, dass die Kinderliteratur vertreten ist. Das ist ein Bereich, der oft übersehen wird, in dem Frauen aber prominent vertreten sind, wie Astrid Lindgren oder Johanna Spyri. Ich wollte außerdem einen kleinen Blick über den angelsächsischen und deutschen Tellerrand werfen, deshalb finden sich auch weniger bekannte Autorinnen wie die indischstämmigen Anita und Kiran Decay und die Chinesin Ding Lin.
Bei der Kürze der Porträts können Sie nur Schlaglichter auf die Autorinnen werfen. Was war ihnen wichtig? Maier: Ich habe nach Aspekten gesucht, die prägend für Leben und Werk ist, um einen ersten Eindruck vermitteln zu können. Meine Perspektive war dabei, wie die Autorinnen mit ihrer Stellung in der Gesellschaft umgehen. Jede von ihnen musste einen eigenen Weg finden. Also etwa, ob sie Familie und Schreiben miteinander verbinden kann, ob sie die Isolation wählt, ob sie sich gegen die Gesellschaft stellt oder ob sie politisch Stellung bezieht.
Nach dieser Beschäftigung mit Schriftstellerinnen quer durch die Literaturgeschichte die Frage: Gibt es dezidiert weibliches Schreiben und wie äußert es sich?
Maier: Ich habe darauf keine eindeutige Antwort. Sicher ist, dass Schriftstellerinnen eine andere Perspektive haben als ihre männlichen Kollegen, weil Frauen eine andere Lebenserfahrung und eine andere Stellung in der Gesellschaft haben. Das schlägt sich auch im Schreiben nieder, und zwar in dem, was sie schreiben und wie sie es schreiben. Autorinnen finden oft andere Ausdrucksformen. Das ist nicht immer positiv aufgenommen worden, weil der Kanon männlich dominiert ist.