Rar wie Trüffel
Kammermusik aus Italien
Italien – das war im Barock das Land der Instrumentalmusik, mit seinen Concerti grossi, den Violinkonzerten eines Antonio Vivaldi. Im 19. Jahrhundert überdecken Belcanto, die Oper alle anderen Gattungen. Kammermusik konnte nie mit Verdi, Puccini konkurrieren. Raphaela Gromes und Julian Riem gingen auf Spurensuche und wurden fündig. Ihre „Serenata Italiana“bietet Funde so rar wie Trüffel. Die Stücke, Originalwerke für Cello und Klavier, schmecken dem Ohr.
Es wird schnell klar, dass es die deutsche Romantik ist, von denen sich diese Komponisten, vor allem die älteren, inspirieren ließen. Im Mittelpunkt steht die cis-Moll-Cellosonate von Giuseppe Martucci (1856–1909). Das viersätzige Werk lässt Brahms’sche Formensprache spüren, süß-herbe Kontraste, komplexe Verdichtungen, doch auch Schumanns muntere Figuren-Spiele im letzten Satz sind zu erahnen. Ferruccio Busoni (1866–1924) ist der Bekannteste, doch seine kurze „Serenata“, ein Jugendwerk, zeigt noch nicht die futuristischen Wendungen dieses Chamäleons, sondern verströmt einfach wunderbares Melos.
Da bietet der Neoklassiker Alfredo Casella (1883–1947) in seiner Mini-Tarantella, einem rasanten Musik-Blitz, schon moderneren Witz. Von Leone Sinigaglia (1868–1944), einem gebürtigen Turiner, einer jüdischen Familie entstammend, kennt man vielleicht seine „Piemontesischen Tänze“, seine Neigung zur Volksmusik. „Zwei Stücke“op. 16 lassen auch den Einfluss des Böhmen Antonín Dvorˇák spüren, von dem er die symphonische Umformung des Volkstümlichen gelernt hat.
Leidenschaft pur ist „Animato con passione“von Matilde Capuis, die heuer hochbetagt im Alter von 104 Jahren starb. Die „Figaro“-Paraphrase von Mario CastelnuovoTedesco (1895–1968) macht aus Rossinis Opernhelden eine teils auch jazzige Figur. Die begeisternde Cello-Technik von Raphaela Gromes und der geschmeidige, auch transparent leuchtende
Ton des Pianisten
Julian Riem (Echo-Preisträger 2012, Dozent am Leopold-Mozart-Zentrum) servieren diese raren Köstlich- keiten mit perfek- ter Brillanz.