Muss das Christkind sterben?
Wirklich kritisch wird es in einer Beziehung erst, wenn Kinder da sind. Dann stellen sich Fragen, an die man vorher nie gedacht hat
Papa, Onkel, Tanten, die an Weihnachten die Kinder beglückt haben. Nicht weil ihre Eltern mit Kirche nichts am Hut hätten. Sondern ganz im Gegenteil, weil sie nicht wollten, dass abergläubisches Brimborium ihren Kindern den Blick auf den religiösen Grund für das Fest verstellt. Weil sie der Überzeugung sind, dass man Kinder nicht anlügen darf. Und weil sie sagen, Kinder müssten auch lernen, Danke zu sagen, wenn sie etwas geschenkt bekommen. Diese Familientradition halten ihre Eltern, die längst vielfache Großeltern sind, imder mer noch hoch. Und das hat Folgen. Meine Sozialisierung war anders. An Heiligabend war spätestens ab Mittag die Tür zum Wohnzimmer abgeschlossen. Das Christkind musste ja in Ruhe seine Arbeit machen. Wenn man es störte, flog es ohne Geschenke wieder davon. Hieß es. Selbst als ich das nicht mehr so ganz glaubte, war der Moment, wenn nach dem Essen Vater mit einem Vorwand vom Tisch verschwand und kurz darauf im Wohnzimmer das Christkind mit einem feinen Glöckchen seinen Abflug signalisierte, immer noch heiß ersehnt … So ist die Lage. Zwei Geschichten, zwei Arten, mit Kindern Weihnachten zu feiern – und dazwischen kein Kompromiss in Sicht. Melancholischer Quatsch, die eigene Weihnachtsgeschichte auf die Kinder zu projizieren? Wahrscheinlich. Aber welche Weihnachtstradition hält so einem Blick schon stand? Man kann die gleiche Diskussion