Weißwein oder Rotwein?
Dunkles Fleisch – roter Wein, helles Fleisch – weißer Wein. Ja, wenn es doch noch so einfach wäre, wie es seit Generationen überliefert ist! Plötzlich darf es auch ein Rotwein zum Hendl oder ein Weißwein zum Rinderschmorbraten sein. Ganze Heerscharen selbst ernannter Weinkenner ratgebern munter vor sich hin, wie es ihnen gerade in den Kram passt. Zur Weihnachtszeit haben sie Hochkonjunktur. Schließlich soll beim Festessen im Kreis der Familie nix schiefgehen.
Einige dieser Ratgebereien im Internet stehen wohl zu Recht im Verdacht, von handfesten Profitinteressen geleitet zu sein. Im Kampf um die Gunst der Weintrinker wird mit harten Bandagen gefochten. Das weltweite Angebot an Wein übersteigt die Nachfrage deutlich. Da kann es nicht schaden, wenn man sich darum bemüht, auf den vorderen Seiten der Suchmaschinen empfohlen zu werden.
Das Ergebnis: Manche Köchin oder mancher Koch, der für seine Lieben nur das Beste will, wird in tiefe Verwirrung gestürzt. Bin ich noch auf der Höhe der Zeit, wenn ich zum gebackenen Karpfen einen spritzigen Weißwein serviere? Ist nicht doch ein fruchtiger Rotwein en vogue?
Schwierige Fragen. Aber es gibt Auswege. Selbstbewusste Köche bringen auf den Tisch, was ihnen selbst am besten schmeckt. Und wer das Risiko scheut, der entscheidet sich für Schweinsbraten mit Bier. Da kann man hinterher immer noch eine gute Flasche aufmachen und mit dem Künstler Daniel Spoerri über die Macht der Presse philosophieren. Er sagt dazu: „Die Macht der Presse verspürt vor allem die Weintraube.“