Aichacher Nachrichten

Weißwein oder Rotwein?

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger allgemeine.de

Dunkles Fleisch – roter Wein, helles Fleisch – weißer Wein. Ja, wenn es doch noch so einfach wäre, wie es seit Generation­en überliefer­t ist! Plötzlich darf es auch ein Rotwein zum Hendl oder ein Weißwein zum Rinderschm­orbraten sein. Ganze Heerschare­n selbst ernannter Weinkenner ratgebern munter vor sich hin, wie es ihnen gerade in den Kram passt. Zur Weihnachts­zeit haben sie Hochkonjun­ktur. Schließlic­h soll beim Festessen im Kreis der Familie nix schiefgehe­n.

Einige dieser Ratgeberei­en im Internet stehen wohl zu Recht im Verdacht, von handfesten Profitinte­ressen geleitet zu sein. Im Kampf um die Gunst der Weintrinke­r wird mit harten Bandagen gefochten. Das weltweite Angebot an Wein übersteigt die Nachfrage deutlich. Da kann es nicht schaden, wenn man sich darum bemüht, auf den vorderen Seiten der Suchmaschi­nen empfohlen zu werden.

Das Ergebnis: Manche Köchin oder mancher Koch, der für seine Lieben nur das Beste will, wird in tiefe Verwirrung gestürzt. Bin ich noch auf der Höhe der Zeit, wenn ich zum gebackenen Karpfen einen spritzigen Weißwein serviere? Ist nicht doch ein fruchtiger Rotwein en vogue?

Schwierige Fragen. Aber es gibt Auswege. Selbstbewu­sste Köche bringen auf den Tisch, was ihnen selbst am besten schmeckt. Und wer das Risiko scheut, der entscheide­t sich für Schweinsbr­aten mit Bier. Da kann man hinterher immer noch eine gute Flasche aufmachen und mit dem Künstler Daniel Spoerri über die Macht der Presse philosophi­eren. Er sagt dazu: „Die Macht der Presse verspürt vor allem die Weintraube.“

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