Aichacher Nachrichten

Alles ganz anders

Verblüffen­d, dieses magische Kabarett

- VON ALOIS KNOLLER

Wie kriegt der Christoph Kuch das bloß hin? Vier Zuschauer holt er auf die Bühne, lässt sie ihren Stuhl wählen, spielt Lotterie mit verschloss­enen Umschlägen, bei der jeder Mitspieler frei wählen kann – und dann ziehen sie geradewegs die Farbkarte, die auch ihren Stuhl kennzeichn­et. Ohne dass sie davon zuvor gewusst haben konnten. Bei diesem jungen Magier tritt das Unwahrsche­inliche ein und das schier Unmögliche ereignet sich. Immer mehr gerät das Publikum am Freitagabe­nd im Parktheate­r ins Staunen, atmet die Spannung weg und entlädt die Verblüffun­g in Lachsalven.

Ein heiterer, vergnügter Abend war gewiss beim Regenauer-KuchProjek­t, das den Magier mit einem Kabarettis­ten zusammenfü­hrte. Der original bärbeißige Nürnberger Bernd Regenauer ließ die Worte nur so wirbeln, als er sich rappend über die verdammten Fixkosten erregte, die unser Leben schier unbezahlba­r machen. „Mann, das muss sich doch reduzieren lassen!“Leider gehen die Träume von der Einfachhei­t halt auch nicht auf. Und mit solchen Ökos gemeinsam Urlaub in der Toskana machen, ist überhaupt kein Spaß, wie Regenauer drastisch schilderte.

Die beiden ließen es gemütlich angehen, lullten das Publikum mit Geplänkel zwischen jung und alt, Franke und Deutscher ein, aber nur damit die Zauberküns­te des Mentalmagi­ers desto stärker einschlage­n. Kein aufgerufen­er Gast ging unbeeindru­ckt von der Bühne, ob es nun die gedanklich­e Übertragun­g eines Federstrei­chs auf der Haut oder um vorgestell­te Zahlen ging. Bernd Regenauer probierte es auch, begnügte sich aber mit den Tricks aus dem kleinen Zauberkast­en. An das Meisterstü­ck mit den vermeintli­ch geschluckt­en, spitzigen Nähnadeln, die am Faden aufgereiht dann wieder aus der Kehle gezogen werden, reichte der Kabarettis­t, der schon mit Sammy Drechsel und Dieter Hildebrand­t in der Lach- und Schießgese­llschaft zusammenge­arbeitet hat, einfach nicht heran. Regenauers Stärken sind dafür das scharf geführte Sprechschw­ert, die intelligen­te Pointe und die geistreich­e Schrulligk­eit.

Christoph Kuch, Weltmeiste­r seines magischen Fachs, hielt derweil die Zuschauer mit getäuschte­r Wahrnehmun­g zum Narren: Der ertastete weiche Schwamm erwies sich als harter Stein, die korrekt geschriebe­nen Worte ließen sich unter Einfluss von Schokolins­en als Placebos plötzlich nur als verschwurb­elte Buchstaben­folge vorlesen und peinliche Zweideutig­keiten ergaben sich dann bei der Lieblingst­ätigkeit, die keineswegs der Sex war, sondern das Essen – gern dreimal täglich und mit dir („wenn du zahlst“) praktizier­t.

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