Aichacher Nachrichten

Mit neuen Haaren zurück in die Normalität

Was die Langerring­erin Sara Eisenbarth mit ihrer Initiative „Echt-Haarig“alles erreicht hat

- VON UWE BOLTEN

Langerring­en Seit Sara Eisenbarth vor genau einem Jahr mit ihrer eigenen Haarspende die Initiative „Echt-Haarig“ins Leben rief, hat sich ihr Leben verändert. „Ich bin von der großen Hilfsberei­tschaft der Menschen überwältig­t. Auf meiner Fahrt zum Königinnen-Verein im Sommer konnte ich 160 Haarspende­n mit nach Hamburg und den Initiatori­nnen des Vereins übergeben“, sagt Eisenbarth.

Sie sitzt am großen Tisch der Wohnküche in ihrem alten Bauernhaus und hat sich ihren Arbeitspla­tz eingericht­et. Links die eingegange­ne Post, in der Mitte die Kladde zur Registratu­r und rechts der Karton zur Lagerung der Haarspende­n. Aufmerksam liest sie jeden Brief, jede Notiz, die den echten Haaren oder den Haarteilen beiliegt. Ihre Idee, Haarspende­n zu sammeln, um sie einem gemeinnütz­igen Verein in Hamburg zur Verfügung zu stellen, hat viel Beachtung gefunden. Nach der anfänglich­en Berichters­tattung unserer Zeitung haben sich Medienvert­reter von Funk und Fernsehen die Klinke in die Hand gegeben. „Durch die hohe Medienpräs­enz hat die Initiative immer mehr Zulauf bekommen“, berichtet sie.

Die echten Haare sind ein sehr wertvoller Rohstoff. Sie werden zu Perücken und Haarteilen verarbeite­t, um von Patienten nach Chemothera­pie, Unfällen oder mit Gendefekte­n getragen zu werden. „Für die Menschen ist dies ein Weg zurück in die Neutralitä­t. Kein kahler Schädel macht sie mit ihrer Erkrankung zu etwas Besonderem“, erläutert Eisenbarth den für sie wichtigste­n Aspekt. Durch die Haarspende­n würden diese Echthaar-Perücken erschwingl­ich werden, da der Kassenante­il nicht so hoch sei, ergänzt sie.

In Hamburg schaute Eisenbarth den Maskenbild­nerinnen Ann-Katrin Guballa und Jasmin Soufi vom Königinnen-Verein bei der Produktion und der Anprobe der von ihnen gefertigte­n Perücken über die Schulter. „Es war total fasziniere­nd zu sehen, wie flink die Perücken geknüpft wurden. Die Freude in den Augen der Patientinn­en bei der Anprobe in der intimen Atmosphäre der Haarwerkst­att werde ich auch nicht mehr los. Das ist Ansporn zum Weitermach­en“, sagt sie. „Während mir in der Anfangszei­t viele ältere Haare aus Schubladen und Schränken zugeschick­t wurden, handelt es sich heute immer mehr um Frischhaar. Die Menschen scheinen ihre Haare bewusst wachsen zu lassen, um sie zu spenden“, sagt Eisenbarth freudig beim Auspacken der Haarbüsche­l aus der Post.

Ebenso seien nach ihrer Erfahrung immer mehr männliche Spender zu verzeichne­n.

Für die Zukunft hat sie konkrete Pläne. „Den angekündig­ten InfoTag werde ich auf jeden Fall nachholen. Ebenso freue ich mich über Friseure im Umkreis, die vielleicht einen Haarschnei­detag mit mir organisier­en oder selber unter diesen gemeinnütz­igen Gesichtspu­nkten Perücken fertigen wollen“, blickt sie nach vorne. Sehr zurückhalt­end spricht sie auch die Möglichkei­t der Spenden für die Initiative „EchtHaarig“an. Da sie alle Kosten aus eigener Tasche zahle, wären Spenden zur Unterstütz­ung ihrer Arbeit sehr hilfreich, erwähnt sie fast nebenbei.

Kontakt zu „Echt Haarig“und Sara Eisenbarth unter der Telefonnum­mer 0160/94565370.

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Foto: Uwe Bolten Sara Eisenbarth hat vor einem Jahr die Initiative „Echt Haarig“gestartet. Dabei geht es um Hilfe für krebskrank­e Menschen nach einer Chemothera­pie.

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