Regenschirm tropfte: Mann rastete aus
In einer Tram ärgerte sich ein 59-Jähriger über zwei Mädchen und griff zum Messer. Ein junger Mann verhinderte womöglich Schlimmeres. Nun landete der Fall vor Gericht
Es war ein heißer Tag Ende Mai mit Temperaturen fast an die 30 Grad. Ein heftiger Gewitterregen sorgte für Abkühlung. Nicht bei allen Bürgern. Im Gegenteil. Beim Streit um einen tropfenden Regenschirm in einer Tram griff ein 59-jähriger Hitzkopf zum Messer. Der bereits 22 Mal vorbestrafte Mann muss jetzt wegen Bedrohung für ein halbes Jahr in den Knast.
Der Angeklagte war damals mit einer Begleiterin, die mit einem Rollator unterwegs war, mitten in den heftigen Regenguss geraten. An der Haltestelle Berliner Allee „retteten“sie sich tropfnass in eine Tram der Linie 1. Doch dort wartete neues Unbill. Zwei Mädchen, 13 und 14, versuchten vergeblich ihren aufgespannten Regenschirm, der klemmte, zu schließen. Dabei tropfte noch einmal Wasser auf das Haupt des 59-Jährigen, der sich darüber nun mächtig aufregte.
Er stauchte die beiden Mädchen offenbar auf recht unverschämte Art zusammen, wie im Gerichtssaal deutlich wurde. Ein junger Mann mischte sich ein, kam den Schülerinnen zu Hilfe. Gegen ihn richtete sich nun die Wut des 59-Jährigen. Der hielt dem jungen Mann nun ein aufgeklapptes Messer an die Nase, bedrohte ihn. Mit einer solchen Antwort hatte der Angreifer allerdings nicht gerechnet: Der bedrohte Tramfahrgast schlug dem „Messerhelden“die Faust ins Gesicht, die Waffe fiel zu Boden.
Der Fall hatte im Mai für ein gewisses Aufsehen gesorgt. Große Zeit, sich als Helden feiern zu lassen, habe er nicht gehabt, sagte der junge Mann, der die Mädchen beschützt hatte, damals gegenüber unserer Zeitung. Er musste weiter zur Arbeit. Deshalb wusste auch die Polizei, die den aggressiven Mann an der Haltestelle aufgriff, zunächst nicht, wer der mutige Helfer war. Die Resonanz auf den Vorfall war groß. In den sozialen Netzwerken lobten zahlreiche Nutzer die Zivilcourage des jungen Mannes, der danach betonte, nicht als Held gelten zu wollen, da er einfach reagiert habe, als das Mädchen in dem Moment Hilfe brauchte. Im Prozess vor Amtsrichterin Susanne Scheiwiller bestritt der 59-Jährige, mit dem Messer gedroht zu haben. Er habe es vielmehr schon zuvor „sicherheitshalber“seiner Begleiterin gegeben. Zeugen, darunter eines der Mädchen und der Tramfahrer, bestätigten allerdings den Vorwurf. Wegen der vielen Vorstrafen gewährte das Gericht dem Angeklagten keine Bewährung. Er wird, wenn das Urteil rechtskräftig wird, die Strafe absitzen müssen.
Der Helfer wollte nicht als Held gelten