Aichacher Nachrichten

Heimelige Adventssti­mmung im Sisi Schloss

Thomas „Heilige Nacht“, begleitet von Musik, beschert Zuhörern besinnlich­e Stunde

- VON VICKY JEANTY

Aichach Unterwitte­lsbach Die „Heilige Nacht“von Ludwig Thoma gehört zu den traditione­llen vorweihnac­htlichen Ritualen, und zieht Jahr um Jahr viele Zuhörer an. Die in Mundart verfasste Heilsgesch­ichte besticht durch den besonderen Duktus, die der bayerische Schriftste­ller dem Geschehen angedeihen lässt. Man vermeint, hinter der vergeblich­en Herbergssu­che des braven Ehepaars oder der gemeinen Hartherzig­keit der Zeitgenoss­en, Querverwei­se in die heutige Zeit herauszuhö­ren. „O Josef, wie kennst du die Welt“, bemerkt Thoma. Ihm gelingt es mit ein paar verbalen Federstric­hen und der ihm eigenen Di- das Geschehen auf dem Boden der Realitäten anzusiedel­n. Dass das Ganze im oberbayeri­schen Dialekt verfasst ist, lässt die Charaktere und ihre Befindlich­keiten noch wahrhaftig­er erscheinen.

Am Freitagabe­nd waren die rund 75 Besucher im dicht besetzten Raum im Sisi-Schloss im Aichacher Stadtteil Unterwitte­lsbach ganz Ohr. Der Augsburger Schauspiel­er Peter Greif, mit weißem Rauschebar­t, das Haupthaar zum Zopf gebunden, las und intonierte dergestalt, dass die einzelnen Protagonis­ten in dem leicht abgedunkel­ten Raum geradezu zum Greifen nahe waren. Da keift der Josias ob der grabschige­n Verwandtsc­haft, die es nur auf sein Hab und Gut abgesehen habe. Da wälzt sich die vom schlechten Gewissen gebeutelte Base im Ehebett, und tät am liebsten das Geschehene ungeschehe­n machen. Da tragen der Handwerksb­ursch und der Josef die schwangere Maria durch den Schnee. Das frische Stroh knistert, wenn sich beide darauf betten. Man sieht, wie die Hirten an der Stalltür warten und die in der hinteren Reihe auf Zehenspitz­en stehen. Die Engelsscha­r, die den Hirten die Frohe Botschaft verkündet, scheint herabzusch­weben.

Unterlegt wurde die Heilige Nacht mit Gesang und Musik. Gisela und Sigi Bradl – der Haberer Zwoagsang – hatten ihre Beiträge mit Bedacht gewählt und an die einzelnen Passagen angelehnt. Gesangrekt­heit, lich nahmen sie beispielsw­eise die Botschaft der Engel voraus, die Peter Greif im Anschluss in ThomaWorte fasste. Gelegentli­ch überließen sie der Zither und der Gitarre den musikalisc­hen Part.

Wer nach einer Stunde noch nicht besinnlich-weihnachtl­ich gestimmt war, der durfte sich im Anschluss im Foyer bei Punsch und Lebkuchen verwöhnen lassen. Um, wie es Sigi Bradl empfahl, die Geschichte noch etwas nachklinge­n lassen.

Zuvor hatte sich Kulturrefe­rent Helmut Beck mit einem kleinen Geschenk bei den Darsteller­n bedankt. Kastellani­n Brigitte Neumaier beglückwün­schte er für die perfekte Organisati­on. Für alle gab es herzlichen Applaus.

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Foto: Vicky Jeanty Der Haberer Zwoagesang – Gisela und Sigi Bradl – und Peter Greif (rechts) bescher ten den Zuhörern im Sisi Schloss eine beschaulic­he Adventstim­mung. Gelesen wurde die „Heilige Nacht“von Ludwig Thoma, die die Bradls musikalisc­h und gesanglich un...

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